Feuermale
würde glatt oder einfach sein, dachte Kate, als ihr Piepser plötzlich in ihrer Handtasche schrillte. Der Augenblick, die Gelegenheit war vorbei. Sie fluchte innerlich, während sie in ihrer Tasche kramte, verfluchte die Unannehmlichkeit moderner Annehmlichkeiten.
»Denk darüber nach, Angie«, sagte sie, als sie sich aus ihrem Stuhl erhob. »Du bist diejenige, von der alles abhängt, und ich bin hier, um dir zu helfen.«
Was mich automatisch mit zur Zielscheibe macht, dachte Kate, als sie zum Telefon in der Nische neben den Toiletten ging.
Nein. Nichts an diesem Fall würde glatt oder einfach laufen.
KAPITEL 7
»Was zum Teufel hast du mit meiner Zeugin gemacht, Red?«
Kovác lehnte sich gegen die Wand des Autopsieraums, den Hörer des Telefons zwischen Schulter und Ohr
geklemmt. Er steckte eine Hand in den Arztkittel, den er über seiner Kleidung trug, zog einen kleinen Topf Mentholsalbe aus seiner Jackentasche und schmierte sich etwas davon in jedes Nasenloch.
»Ich dachte, es wäre nett, sie wie ein menschliches Wesen zu behandeln und ihr eine echte Mahlzeit einzutrichtern, im Gegensatz zu dem Scheiß, den ihr den Leuten bei euch gebt«, sagte Kate.
»Du magst keine Doughnuts? Was bist du denn für eine Amerikanerin?«
»Eine von denen, die wenigstens ansatzweise begreift, was bürgerliche Rechte sind.«
»Ja, fein, in Ordnung, ich hab kapiert.«
Er hielt sich mit dem Finger das freie Ohr zu, als die Klinge einer Knochensäge im Hintergrund gegen den Schleifstein jaulte. »Wenn Sabin fragt, werde ich ihm sagen, daß du sie geschnappt hast, bevor ich sie in den Knast stecken konnte – was stimmt. Besser, wenn er deine herrlichen Titten in die Mangel nimmt statt meines Willies.«
»Mach dir keine Sorgen wegen Sabin. Ich hab sein Okay auf einer Aktennotiz.«
»Hast du ein Foto von ihm, wie er unterschreibt? Ist das notariell beglaubigt?«
»Gott, du hast ja die galoppierende Paranoia.«
»Wie, glaubst du, hab ich solange in diesem Job überlebt?«
»Auf jeden Fall nicht durch in den Hintern kriechen und Anweisungen befolgen. Soviel ist verdammt sicher.«
Er mußte lachen. Kate nannte immer das Kind beim
Namen. Und sie hatte recht. Er handhabte seine Fälle so, wie er es für am besten hielt, nicht mit einem Auge auf Publicity oder Beförderung. »Und wohin bringst du den Engel nach diesem Festmahl?«
»Ins Phoenix House, sagt man mir. Sie gehört in ein Heim für Jugendliche, aber da haben wir’s wieder.
Irgendwo muß ich sie hinbringen und ihr Ausweis sagt, sie ist erwachsen. Hast du ein Polaroid von ihr gemacht?«
»Ja. Ich werd’s in der Abteilung für Jugendliche rumzeigen. Mal sehen, ob sie jemand kennt. Ich geb dir eine Kopie und der Sitte auch.«
»Ich mach dasselbe bei meinen Leuten, wenn du mir eine Kopie besorgst.«
»Mach ich. Halt mich auf dem laufenden. Ich will dieses Mädel an der kurzen Leine.«
Er hob kurz die Stimme, als Wasser in ein stählernes Waschbecken prasselte. »Ich muß aufhören. Dr. Death wird jetzt unser Knuspermädchen aufmachen.«
»Mein Gott Sam, was bist du ein sensibles Kerlchen.«
»He, ich muß damit fertig werden. Du weißt, wie ich das meine.«
»Ja, ich weiß es. Nur laß es nicht die falschen Leute hören. Ist die Soko aufgestellt?«
»Ja, sobald wir die Lamettariege vom Hals haben, sind wir startbereit.«
Er sah quer durch den Raum, dahin, wo Quinn stand und sich mit dem Pathologen und Hamill, dem Agenten vom BCA, unterhielt, alle mit Arztkitteln und Überschuhen angetan. »Und was ist das für eine Story mit dir und dem Superman aus Quantico?«
Ein minimales Zögern am anderen Ende der Leitung.
»Wie meinst du das?«
»Was soll das heißen, wie ich das meine? Was läuft da?
Was ist das für eine Story? Was war das für eine Geschichte?«
Wieder eine Pause, nur einen Herzschlag lang. »Ich kannte ihn, mehr nicht. Ich hab in der Rechercheabteilung in Behavioral Sciences gearbeitet. Die Wege der Leute vom BSU und von Investigative Support kreuzen sich regelmäßig. Und er war mal ein Freund von Steven – meinem Ex.«
Das am Schluß nachgeworfen, als wäre es ihr nachträglich noch eingefallen. Kovác speicherte alles zum späteren Durchdenken. War einmal ein Freund von Steven. Hinter dieser Geschichte steckte mehr, dachte er, als Liska sich aus der Menge um die Leiche löste und auf ihn zukam. Sie sah ungeduldig aus, und ihr war scheinbar übel. Er gab Kate seine Piepsernummer und Anweisung ihn anzurufen, dann legte er auf.
»Sie sind
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