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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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worden.
    »Kate.«
    Die barsche Stimme aus der Maschine ließ sie zusammenzucken. »Quinn hier – äh, John. Ich wohne im
    Radisson.«
    »Wer ist das?« fragte Angie. »Ihr Freund?«
    »Nein, ähm, nein«, sagte Kate und faßte sich mit einiger Mühe. »Verschwinden wir von hier. Ich bin am Verhungern.«
    Sie holte tief Luft und atmete aus, als sie sich erhob, fühlte sich ertappt, etwas, das sie immer zu vermeiden versuchte. Noch ein Vergehen auf der Liste gegen Quinn.
    Sie durfte ihn nicht an sich heranlassen. Er würde hier sein und wieder verschwinden. Höchstens zwei Tage schätzte sie. Das Bureau hatte ihn geschickt, weil Peter Bondurant Freunde in hohen Positionen hatte. Es war eine Show von guten Absichten oder Stiefellecken, je nach Standpunkt.
    Er brauchte nicht hier zu sein. Er würde nicht lange bleiben. Sie brauchte keinen Kontakt zu ihm zu haben, während er hier war. Sie war nicht mehr beim FBI. Er hatte keine Macht mehr über sie.
    Herrgott, Kate, du klingst ja, als hättest du Angst vor ihm, dachte sie angewidert, als sie ihren Toyota Geländewagen aus der Parkrampe auf die Fourth Avenue steuerte.
    Quinn war Geschichte, und sie war erwachsen und kein pubertierendes Mädchen, das mit dem coolsten Typen der Klasse Schluß gemacht hatte, und es nicht ertragen konnte, ihm im Klassenzimmer gegenüber zu treten.
    »Wohin fahren wir?« fragte Angie und drehte das Radio auf einen alternativen Rocksender: Alanis Morissette, die einen Exfreund vor einem Hintergrund von Bongos anwinselte.
    »Uptown. Was willst du essen? Du siehst aus, als könntest du etwas Fett und Cholesterin brauchen. Spareribs?
    Pizza? Burger? Pasta?«
    Die Antwort des Mädchens war dieses dreiste Achselzucken, das Eltern seit Adams Zeiten die Pros und Kontras der Ermordung ihrer Brut abwägen ließ. »Was auch immer. Solange es da eine Bar gibt. Ich brauche einen Drink.«
    »Treib’s nicht zu weit, Mädel.«
    »Was? Ich hab einen gültigen Führerschein.«
    Sie ließ sich in den Sitz zurückfallen und legte die Füße aufs Armaturenbrett. »Kann ich einen Rauch schnorren?«
    »Ich hab keinen. Ich hab aufgehört.«
    »Seit wann?«
    »Seit 1981. Ab und zu hab ich einen Rückfall. Nimm deine Füße von meinem Armaturenbrett.«
    Ein großer Seufzer, während sie sich seitlich in dem Schalensitz umarrangierte. »Warum gehen Sie mit mir essen? Sie mögen mich nicht. Würden Sie denn nicht lieber zu Ihrem Mann nach Hause gehen?«
    »Ich bin geschieden.«
    »Von dem Typen auf dem Anrufbeantworter? Quinn!«
    »Nein. Und außerdem geht dich das sowieso nichts an.«
    »Haben Sie Kinder?«
    Ein Herzschlag Schweigen, bevor sie antwortete. Kate fragte sich, ob sie je dieses Zögern oder die Schuldgefühle, die es auslösten, überwinden würde. »Ich hab eine Katze.«
    »Sie wohnen also in Uptown?«
    Kate sah sie von der Seite an, wandte den Blick kurz vom schweren Stoßverkehr ab. »Reden wir doch über dich. Wer ist Rick?«
    »Wer?«
    »Rick. Der Name auf deiner Jacke.«
    »Die kam so.«
    (Übersetzung: Name des Typen, dem sie sie gestohlen hatte.)
    »Wie lange bist du schon in Minneapolis?«
    »Eine Weile.«
    »Wie alt warst du, als deine Eltern starben?«
    »Dreizehn.«
    »Dann bist du also wie lange allein?«
    Das Mädchen starrte sie einen Moment wütend an.
    »Acht Jahre. Das war lahm.«
    Kate zuckte mit den Achseln. »War einen Versuch wert.
    Und was ist mit ihnen passiert? Unfall?«
    »Ja«, sagte Angie leise und hielt den Blick starr geradeaus. »Ein Unfall.«
    Irgendwo war da eine Story, dachte Kate, als sie sich den verschlungenen Zubringer von der 94 zur Hennepin Avenue entlangarbeitete. Ein paar der entscheidenden Zutaten für den Plot konnte sie wahrscheinlich erraten – Alkohol, Mißbrauch, ein Zyklus unglücklicher Umstände und Dysfunktionen. Praktisch jedes Kind auf der Straße hatte eine Variation dieser Geschichte durchlebt. Ebenso jeder Mensch im Gefängnis. Familie war ein fruchtbarer Nährboden für die Art psychologischer Bakterien, die den Verstand verzerrten und Hoffnung verschlangen. Aber umgekehrt kannte sie jede Menge Leute im Rechtswesen und im Sozialbereich, die aus den gleichen Umständen kamen, Menschen, die an derselben Weggabelung gewesen waren und sich für den anderen Weg entschieden hatten.
    Sie dachte wieder an Quinn, obwohl sie das gar nicht wollte.
    Der Regen hatte sich zu einem nassen, unangenehmen Nebel verdichtet. Die Gehsteige waren menschenleer.
    Uptown lag, im Gegensatz zu seinem Namen, in einiger

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