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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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einem Kopfschütteln. »Ich weiß nicht, worüber ich lache. Ich sollte es wirklich besser wissen und nicht wie eine Rakete hochgehn. Brandt reißt an meiner Kette, mehr nicht. Ich trete mir nur in den Hintern, weil ich erst wußte, wer er ist, als ich ihn gesehn habe. Ich hab einfach nicht erwartet…«
    Keine Entschuldigung war auch eine Entschuldigung. Er blies zwischen seine Lippen und starrte durch die Windschutzscheibe durch die nackten Finger von Zweigen eines Busches im Winterschlaf zum See in der Ferne.
    »Kennen Sie ihn von einem Fall?« fragte Quinn.
    »Ja. Vor acht oder neun Jahren hat er in einem Mordfall, den ich bearbeitet habe, für die Verteidigung ausgesagt.
    Carl Borchard, Alter neunzehn, hat seine Freundin umgebracht, nachdem sie versuchte, mit ihm Schluß zu machen. Hat sie erwürgt. Brandt kommt mit dieser Rührgeschichte daher von wegen Borchards Mutter hätte ihn ausgesetzt, und wie der Streß mit seiner Freundin ihn hat ausflippen lassen. Er sagt der Jury, wie wir alle Carl bemitleiden sollten, weil er es nicht so gemeint hat und er es so bereut. Daß er eigentlich gar kein Mörder wäre. Daß es ein Verbrechen aus Leidenschaft wäre. Daß er keine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Blah, blah, blah.
    Schluchz, schluchz.«
    »Und Sie wußten es besser?«
    »Carl Borchard war ein weinerlicher, soziopathischer kleiner Scheißer mit einem Jugendstrafregister voller Zeug, das der Anklage nicht zugelassen wurde. Er hatte bereits öfter Gewalt gegen Frauen gezeigt. Brandt wußte das genauso gut wie wir, aber er stand nicht auf unserer Lohnliste.«
    »Borchard wurde freigesprochen.«
    »Totschlag. Erste Straftat, verminderte Haftzeit, U-Haft angerechnet, et cetera, et cetera. Der kleine Arsch hatte kaum Zeit im Gefängnis, aufs Klo zu gehen. Dann haben Sie ihn in ein Rehazentrum geschickt. Während er dort lebt, vergewaltigt er eine Frau aus nächster Nachbarschaft und schlägt ihr den Kopf mit einem Klauenhammer ein.
    Danke, Dr. Brandt.«
    »Wissen Sie, was er dazu zu sagen hatte?« sagte Kovác ungläubig. »Er sagte gegenüber der Star Tribüne, er hätte gedacht, Carl hätte sein ›Opferpotential‹ mit dem ersten Mord erschöpft, aber, he, Scheiße passiert eben. Dann fügte er noch hinzu, man könnte ihn nicht wirklich für diesen kleinen Fehler verantwortlich machen, weil er gar nicht soviel Zeit mit Borchard verbracht hätte. Scheißerstaunlich.«
    Quinn nahm diese Information ruhig auf. Das Gefühl, diesem Fall zu nahe zu kommen, drückte ihn erneut. Er spürte, wie die Beteiligten sich um ihn drängten, ihm zu nahe standen, als daß er sie wirklich sehen konnte. Er wollte sie zurück haben, weg von sich. Er wollte nichts über Lucas Brandt wissen, wollte keinen persönlichen Eindruck von diesem Mann. Er wollte das, was Brandt ihm aus sicherer Entfernung geben konnte. Er wollte gehen und sich in dem ordentlichen Büro einsperren, das ihm die SAC in dem Gebäude an der Washington Avenue zur Verfügung stellte. Aber so würde das hier nicht funktionieren.
    »Ich weiß noch etwas über Ihren Dr. Brandt«, sagte er, als Kovác den Wagen startete und den Gang einlegte.
    »Und das wäre?«
    »Er stand bei der Pressekonferenz gestern im Hintergrund.«

    »Da ist er…«
    Kovác drückte den Pausenknopf auf der Fernbedienung.
    Das Bild zuckte und zappelte, während der Recorder es an Ort und Stelle hielt. Neben dem Pressemob, in einem Rudel Anzüge, stand Brandt. Ein Muskel an Kovács Zwerchfell ballte sich wie eine Faust. Er drückte auf Play und beobachtete, wie der Psychologe den Kopf neigte und etwas zu dem Mann neben sich sagte.
    »Mit wem redet er da?«
    »Ahh…«
    Yurek neigte den Kopf für einen besseren Blickwinkel.
    »Kellerman, der Ankläger.«
    »O ja, der Wurm. Ruf ihn an. Prüf nach, ob er und Brandt zusammen da waren«, befahl Sam. »Finde raus, ob Brandt einen legitimen Grund hatte, da zu sein.«
    Adler zog eine Augenbraue hoch. »Hältst du ihn für einen Verdächtigen?«
    »Ich halte ihn für ein Arschloch.«
    »Wenn das gegen das Gesetz verstieße, wären die Gefängnisse voller Anwälte.«
    »Er hat mich heute früh rumgeschubst«, beklagte sich Sam. »Er und Bondurant sind zu gute Kumpel, und
    Bondurant schubst uns auch rum.«
    »Er ist der Vater des Opfers«, sagte Adler.
    »Er ist der reiche Vater des Opfers«, fügte Tippen hinzu.
    »Er ist der reiche, mächtige Vater des Opfers«, erinnerte Yurek, Mr. Public Relations, sie alle.
    Sam warf ihm einen Blick zu. »Er ist

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