Feuermale
Teil einer Morduntersuchung. Ich muß diese Ermittlung genauso streng führen wie jede andere. Das heißt, wir müssen uns alle ansehen. Die Familie kommt immer unter die Lupe. Ich möchte Brandt ein wenig auf die Zehen treten, ihn wissen lassen, daß wir nicht nur ein paar zahme Hunde sind, die Peter Bondurant herumscheuchen kann. Wenn er uns irgend etwas über Jillian Bondurant geben kann, dann will ich es haben. Und ich will ihm auch auf die Zehen treten, weil ich ihn für einen Scheiß Parasiten halte.«
»Das riecht nach Ärger, Kojak«, trällerte Yurek.
»Das ist eine Morduntersuchung, Charmie. Möchtest du Emily Post konsultieren?«
»Ich will da mit einer intakten Laufbahn rauskommen.«
»Deine Laufbahn ist Ermittlung«, erwiderte Sam.
»Brandt hatte eine Verbindung zu Jillian Bondurant.«
»Gibt es irgendeinen Grund außer dem, daß du ihn nicht magst, daß dieser Miesnick von Seelenklempner zwei Nutten eingebracht und eine Patientin enthauptet haben soll?« fragte Tippen.
»Ich sage nicht, daß er ein Verdächtiger ist«, sagte er bissig. »Er hat Jillian Freitag gesehen. Er hat sie jeden Freitag gesehen. Er weiß alles, was wir über dieses Opfer wissen müssen. Wenn er Informationen zurückhält, haben wir das Recht, ihn ein bißchen auszuquetschen.«
»Damit er ›Schweigepflicht‹ kreischen kann.«
»Dieses Lied singt er bereits. Umgeht das. Bleibt an den Rändern. Wenn wir ihn nur dazu bringen, den Namen von Jillians Freund zu erwähnen, ist das schon was. Sobald wir bestätigen können, daß die Leiche Jillian ist, muß die Privatsphäre nicht mehr gewahrt werden, und wir können Brandt unter Druck setzen für Einzelheiten.«
»Da ist noch etwas, was ich an dem Wichser nicht mag«, fügte Sam hinzu. Er stapfte neben dem Tisch auf und ab; sein Verstand lief auf Hochtouren. »Mir gefällt nicht, daß er mit Gott weiß wievielen Kriminellen Verbindung gehabt hat. Ich möchte eine Liste von allen Gewalttätern, für oder gegen die er je ausgesagt hat.«
»Ich besorg sie«, bot Tippen an. »Meine Ex arbeitet im Archiv für die Strafkammer. Sie haßt mich mit Inbrunst, aber diesen Killer wird sie noch mehr hassen. Im Vergleich dazu seh ich gut aus.«
»Mann, das ist traurig, Tip.«
Adler schüttelte den Kopf. »Du rangierst kaum eine Stufe über dem Abschaum.«
»He, das ist schon eine Stufe höher als bei der Einreichung der Scheidungspapiere.«
»Und Bondurant«, sagte Sam und löste einen neuerlichen Chor von Gestöhne aus. »Bondurant will nicht mit uns reden, und das gefällt mir nicht. Er hat Quinn gesagt, er hätte Angst um seine Privatsphäre. Kann mir gar nicht vorstellen, warum«, fügte er mit einem listigen Grinsen hinzu und zog einen Minikassettenrecorder aus der Jackettasche.
Die fünf anwesenden Mitglieder der Soko drängten sich um ihn, um mitzuhören. Liska und Moss waren noch unterwegs, um Lebensumstände des Opfers zu klären. Die Bundesagenten waren in die FBI Büros zurückgekehrt.
Walsh arbeitete die VICAP-Liste von ähnlichen Verbrechen aus anderen Teilen des Landes durch. Er würde Agenten in anderen Außendienststellen des FBI anrufen sowie Kontakte, die er in verschiedenen Justizbehörden dank seiner Verbindung mit dem National Academy Program des FBI unterhielt, das Justizbeamten außerhalb des FBI Ausbildung bot. Quinn war in Klausur gegangen, um an Smokey Joes Profil zu arbeiten. Das Band von Bondurants Gespräch mit Quinn wurde abgespielt. Die Detectives lauschten, wagten kaum zu atmen. Sam versuchte, sich Bondurant vorzustellen. Es war ihm ein Bedürfnis, das Gesicht des Mannes zu sehen, den Gesichtsausdruck, der zu dieser meist ausdruckslosen Stimme gehörte. Er war das Gespräch mit Quinn durchgegangen und kannte dessen Eindrücke. Aber jemanden über einen dritten zu befragen, war in etwa so, wie Sex mit jemandem zu haben, der sich in einem anderen Zimmer befindet – viel Frust und nicht sonderlich viel Befriedigung.
Das Band war zu Ende. Die Maschine schaltete sich mit einem scharfen Klicken aus. Sam sah von einem Mitglied des Teams zum nächsten. Cop Gesichter: streng und mit angeborener, vorsichtiger Skepsis.
»Dieser magere weiße Knabe versteckt etwas«, sagte Adler schließlich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Ich bin mir nicht sicher, ob es etwas mit dem Mord zu tun hat«, sagte Sam. »Aber ich würde sagen, er hält definitiv etwas vor uns zurück, was Freitagnacht passiert ist. Ich möchte noch einmal die Nachbarn befragen und mit
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