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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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möchte ich, daß sie jemand im Auge behält. Habt ihr den Rucksack durchsucht, den sie bei sich hat?«
    »Liska hat ihn überprüft. Angie war stocksauer, aber he, sie kam von einer kopflosen Leiche. Wir konnten nicht riskieren, daß sie durchdreht und ein Messer zieht. Der Uniformierte, der sie aufgegriffen hat, hätte das am Tatort tun müssen, aber er war total durcheinander und konnte nur an Smokey Joe denken. Dämlicher Anfänger. Wenn er den Fehler beim Falschen macht, wird er nicht alt werden.«
    »Hat Nikki etwas gefunden?«
    Er schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Woran denkst du? Drogen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Ihr Verhalten zieht alle Register. Sie ist up, sie ist down, sie ist hart, sie ist den Tränen nahe. Ich fang an zu denken, daß bei ihr irgendwas nicht stimmt, dann brems ich mich und denke: Mein Gott, überleg mal, was sie durchgemacht hat. Vielleicht ist sie bemerkenswert stabil und gesund, wenn man das bedenkt.«
    »Oder vielleicht braucht sie einen Schuß«, überlegte Sam und bewegte sich zur Tür. »Vielleicht war es das, was sie in diesem Park um Mitternacht gesucht hat. Ich kenn ein paar Typen im Rauschgiftdezernat. Ich werde meine Fühler ausstrecken, vielleicht kennen sie die Kleine. Wir haben bis jetzt noch nichts anderes über sie. Wisconsin hatte nichts.«
    »Ich hab mit Susan Freye in unserer Jugendlichenabteilung gesprochen«, sagte Kate. »Sie macht das schon eine Ewigkeit. Die hat ein tolles Netzwerk. Rob checkt seine Kontakte in Wisconsin. In der Zwischenzeit muß ich Angie irgendwas anbieten, Sam. Eine Geste der Anerkennung. Kannst du ihr aus der Portokasse was als Informantin besorgen?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Noch eine weitere Pflicht auf seiner langen Liste. Armer Kerl, dachte Kate. Heute schienen die Falten in seinem Gesicht tiefer. Er trug das Gewicht dieser Stadt auf seinen stämmigen Schultern. Sein Jackett hing schlaff an ihm, als hätte er ihm irgendwie die Stärke entzogen, um seine schwindende Energie aufzupeppen.
    »Hör mal, mach dir deshalb keinen Streß«, sagte sie, als sie die Tür aufzog. »Ich kann das deinem Lieutenant selbst aus dem Kreuz leiern. Du hast Besseres zu tun.«
    Auf halbem Weg zur Tür drehte er sich um und schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Nur so eine Idee.«
    »Danke. Bist du nicht zu beschäftigt, bewaffnete Pistolenhelden zu überwältigen?«
    »Hast du auch schon davon gehört?«
    Kate schnitt eine Grimasse, sie war nicht glücklich über die Aufmerksamkeit, die ihr der gestrige Vorfall einbrachte. Sie hatte schon ein halbes Dutzend Anfragen für Interviews abgelehnt und zu viele Ausflüge aufs Damenklo gemacht, um ihr Makeup über den Blutergüssen zu erneuern.
    »Falscher Ort, falsche Zeit, das ist alles. Geschichte meines Lebens«, sagte sie trocken.
    Kovác sah nachdenklich aus, als wolle er etwas Tiefgründiges von sich geben, dann schüttelte er ein bißchen den Kopf. »Du bist ein Wunder, Red.«
    »Kaum. Ich hab nur einen Schutzengel mit einem kranken Sinn für Humor. Geh und kämpf den Kampf,
    Sergeant. Ich kümmer mich um die Zeugin.«

KAPITEL 12
    Der Verkehr ärgert ihn. Er nimmt die 35W South aus der Stadt, um die Ampeln zu vermeiden und die nervigen Kurven der alternativen Strecke. Stop-und-Go-Verkehr, bis er am liebsten das Auto stehengelassen hätte, um dann am Bankett entlangzugehen und die Leute willkürlich aus ihren Wagen zu zerren und ihnen die Köpfe mit dem Radkreuz einzuschlagen. Es amüsiert ihn, daß andere Autofahrer sich wahrscheinlich ähnlichen Fantasien hingeben. Sie haben keine Ahnung, daß der Mann, der in dem dunklen Wagen hinter ihnen, neben ihnen, vor ihnen sitzt, diese Fantasien in die Tat umsetzen könnte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Er sieht die Frau in dem roten Saturn neben sich an. Sie ist hübsch, mit nordischen Gesichtszügen und weißblonden Haaren, die mit viel Spray zu einer voluminösen, modisch zerzausten Frisur gestylt sind. Sie ertappt ihn dabei, und er lächelt und winkt. Sie erwidert das Lächeln, dann macht sie eine Geste und ein komisches Gesicht über den gestauten Verkehr vor ihnen. Er zuckt mit den Schultern, grinst und formt lautlos die Worte »was kann man tun«.
    Er stellt sich ihr blasses, verzerrtes Gesicht vor, wenn er sich mit dem Messer über sie beugt. Er sieht, wie ihre nackte Brust sich im Takt mit ihrer flachen Atmung senkt.
    Er hört das Zittern in ihrer Stimme, als sie um ihr Leben bettelt.

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