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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Er kann ihre Schreie hören, wenn er ihre Brüste abschneidet.
    Begierde regt sich tief in seinem Unterleib.
    »Der wahrscheinlich entscheidendste Faktor in der Entwicklung eines Serienvergewaltigers oder Mörders ist   die Rolle der Fantasie.« – John Douglas, Mindhunter.
    Seine Fantasien haben ihn nie schockiert. Nicht in der Kindheit, als er sich vorstellte, wie es wohl wäre, etwas Lebendiges sterben zu sehen, wie es wäre, seine Hände um den Hals einer Katze oder den des Kindes von nebenan zu legen und die Macht über Leben und Tod buchstäblich in Händen zu halten. Nicht in der Pubertät, als er sich vorstellte, die Nippel der Brüste seiner Mutter abzuschneiden oder ihren Kehlkopf rauszuschneiden und ihn mit dem Hammer zu zermatschen oder ihre Gebärmutter herauszuschneiden und sie in den Heizofen zu werfen.
    Er weiß, daß für einen Mörder wie ihn diese Gedanken ein anhaltender Teil der internen Verarbeitung und kognitiven Operationen sind. Im Grunde sind sie für ihn natürlich. Natürlich und deshalb nicht deviant.
    Er nimmt die Ausfahrt an der 36th und fährt Richtung Westen auf baumgesäumten Straßen zum Lake Calhoun.
    Die Blondine ist fort und mit ihr die Fantasie; er denkt wieder an das nachmittägliche Briefing für die Presse, amüsiert und frustriert zugleich. Die Polizei hatte eine Skizze – das amüsierte ihn. Er stand inmitten der Menge, als Chief Greer die Zeichnung hochhielt, die ein so genaues Abbild von ihm sein sollte, daß man ihn mit einem Blick auf der Straße erkennen würde. Und als das Briefing vorbei war, waren all diese Reporter einfach an ihm vorbeigegangen.
    Die Ursache für seinen Frust war John Quinn. Quinn erschien nicht bei dem Briefing, und er hatte auch noch keine offizielle Verlautbarung herausgegeben, scheinbar eine gezielte Beleidigung. Quinn ist viel zu verstrickt in seine Schlußfolgerungen und Spekulationen. Wahrscheinlich konzentriert er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Opfer. Wer sie waren, und was sie waren, und wieso ausgerechnet sie ausgewählt worden waren.
    »In gewissem Sinn formt und gestaltet das Opfer den Kriminellen… Um den einen zu kennen, müssen wir mit dem entsprechenden Gegenüber bekannt sein.« – Hans von Hentig.
    Quinn glaubt das auch. Quinns Buch über Sexualmord steht unter vielen in seinem Regal. Seductions of Crime von Katz, Inside the Criminal Mind von Samenow, Sexual Homicide: Patterns and Motives von Ressler, Burgess und Douglas. Er hat sie alle studiert und noch mehr. Eine Reise der Selbsterforschung.
    Er biegt in seine Straße ein. Auf Grund der Lage der Seen in diesem Teil der Stadt sind die Straßen in ihrer unmittelbaren Umgebung oft ganz unregelmäßig. Die hier zieht eine Kurve, wodurch die Häuser größere Grundstükke als gewöhnlich haben. Mehr Privatsphäre. Er parkt den Wagen auf der Betonschürze vor der Garage und steigt aus.
    Die Nacht hat das magere Tageslicht von vorhin ausgeschwärzt. Der Wind bläst aus dem Westen und bringt den Geruch frischen Hundekots mit sich. Der Gestank trifft seine Nase den Bruchteil einer Sekunde vor dem Stakkatogebell eines Spielzeughundes.
    Aus der Dunkelheit des Nachbargartens huscht Mrs. Vetters Bichon frise, eine Kreatur, die aussieht wie eine locker zusammengenähte Sammlung weißer Pompons.
    Der Hund rennt bis auf eineinhalb Meter an ihn heran, dann bleibt er stehen und hält seine Stellung, knurrt wie ein tollwütiges Eichhörnchen.
    Der Lärm löst sofort seinen Jähzorn aus. Er haßt diesen Hund. Er haßt den Hund besonders jetzt, weil er die miese Laune aus dem Verkehrsstau wiedergebracht hat. Er will den Hund treten, so fest er kann. Er kann sich das schrille Japsen vorstellen, den schlaffen Körper des Tieres, wenn er es am Hals packt und die Luftröhre zerquetscht.
    »Bitsy!« kreischt Mrs. Vetter von ihrer Vordertreppe.
    »Bitsy, komm her.«
    Yvonne Vetter ist in den Sechzigern, eine Witwe, eine unangenehme Frau mit einem runden säuerlichen Gesicht und einer schrillen Stimme. Er haßt sie inbrünstig und denkt jedesmal, wenn er sie sieht, daran, sie umzubringen, aber etwas ebenso Tiefes und Fundamentales hält ihn zurück. Er weigert sich, dieses Gefühl zu untersuchen, und wird noch wütender, als er sich vorstellt, was John Quinn darauf machen würde.
    »Bitsy! Komm her!«
    Der Hund knurrt ihn an, dann dreht er um und läuft an der Garage auf und ab, bleibt stehen, um an die Ecken des Gebäudes zu pinkeln.
    »Bitsy!!«
    In seinem Kopf beginnt ein Puls zu dröhnen, und

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