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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mit Sicherheit sagen, daß Jillie tot ist, aber sie ist es, nicht wahr? All dieses Gerede in den Zeitungen über ›Mutmaßungen‹ und ›Wahrscheinlichkeit‹. Aber Peter Bondurant ist daran beteiligt und setzt eine Belohnung aus. Warum sollte er das tun, wenn es nicht Jillie ist? Warum will denn keiner einfach sagen, daß sie es ist?«
    »Ich fürchte, ich darf dazu nichts sagen. Wie lange kennen Sie Jillian?«
    »Etwa ein Jahr. Sie kommt jeden Freitag hierher, entweder vor oder nach der Sitzung mit ihrem Seelenklempner.
    Wir haben uns angefreundet.«
    Sie nahm einen tiefen Zug ihrer Zigarette und atmete durch weit auseinanderstehende Zähne aus. Ihre Augen waren braun, zu schmal und zu heftig schwarz geschminkt, die Wimpern stummelig und von Wimperntusche verkrustet. Bösartiger Blick hatte Vanlees gesagt. Nikki fand hart ein besseres Wort.
    »Und wann haben Sie Jillian das letzte Mal gesehen?«
    »Freitag, sie hat auf dem Weg zu ihrem Psychovampir kurz reingeschaut.«
    »Ihnen mißfällt Dr. Brandt? Kennen Sie ihn?«
    Sie musterte sie mit zusammengekniffenen Augen durch eine Rauchwolke. »Ich weiß, daß er ein geldsaugender Blutegel ist, dem nur was an sich selbst liegt, alle anderen sind ihm scheißegal.
    Ich hab ihr immer wieder gesagt, sie soll ihn sausen lassen und zu einer Therapeutin gehen. Er war das letzte, was sie brauchte. Er war nur an einem interessiert: seine Hand immer wieder in Daddys Tasche stecken zu können.«
    »Wissen Sie, warum Sie bei ihm in Behandlung war?«
    Sie sah über Liskas Schulter aus dem Fenster. »Depressionen. Unaufgearbeitete Sachen mit der Scheidung ihrer Eltern und ihrer Mom und dem Stiefvater. Die übliche Familienscheiße, versteh’n Sie?«
    »Bin froh, sagen zu können, daß ich keine Ahnung habe.
    Hat Sie Ihnen Einzelheiten erzählt?«
    »Nein.«
    Lüge, dachte Liska. »Hat sie Ihres Wissens je Drogen genommen?«
    »Nichts Ernstes.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ein bißchen Gras ab und zu, wenn sie zu aufgedreht war.«
    »Von wem hat sie das gekauft?«
    Micheles Gesicht verkrampfte sich, die Narben in ihrem Gesicht wurden dunkler und glänzten. »Von einem
    Freund.«
    Also von ihr selbst, dachte sich Liska. Sie breitete die Hände aus. »He, ich bin nicht daran interessiert, irgend jemandem wegen ein bißchen Gras den Arsch aufzureißen.
    Ich will nur wissen, ob Jillian in dieser Richtung einen Feind gehabt haben könnte.«
    »Nein. Sie hat es sowieso fast nie gemacht. Nicht so wie damals, als sie noch in Europa gelebt hat. Da war sie auf allem drauf – Sex, Drogen, Fusel. Aber sie hat das alles aufgegeben, als sie hierher gekommen ist.«
    »Einfach so? Sie kommt hier rüber und lebt wie eine Nonne?«
    Michele zuckte die Achseln, klopfte die Asche von ihrer Zigarette. »Sie hat versucht, sich umzubringen. Ich denk mir, das verändert einen Menschen.«
    »In Frankreich? Sie hat versucht sich umzubringen?«
    »Das hat sie mir erzählt. Ihr Stiefvater hat sie für eine Weile in eine psychiatrische Klinik einsperren lassen.
    Wirklich ironisch, wenn man bedenkt, daß sie seinetwegen langsam verrückt geworden ist.«
    »Wie das?«
    »Er hat sie gebumst. Sie hat tatsächlich eine Weile lang geglaubt, er wäre in sie verliebt. Sie wollte, daß er sich von ihrer Mutter scheiden läßt und sie heiratet.«
    Sie erzählte das ganz beiläufig, als wäre dieses Verhalten die Norm in ihrer Welt. »Schließlich hat sie einen Haufen Pillen geschluckt. Stiefpapi hat sie einweisen lassen. Als sie rauskam, ist sie hierher zurückgekommen.«
    Liska kritzelte die Neuigkeit in einer Kurzschrift aufs Papier, die nur sie lesen konnte, und ihre Erregung machte sie noch unleserlicher. Hier stieß sie auf eine Goldader von Schmutz. Kovác wäre begeistert. »Ist ihr Stiefvater je hergekommen, um sie zu besuchen?«
    »Nein. Die Selbstmordgeschichte hat ihn wahrscheinlich ausflippen lassen, denke ich. Jillie hat gesagt, er hat sie im Irrenhaus nie besucht.«
    Sie seufzte eine Wolke von Rauch und starrte an dem blonden Typen vorbei. »Es ist schon traurig, was so als Liebe durchgeht, was?«
    »In was für einer Stimmung war sie Freitag?«
    Die knochigen Schultern hoben und senkten sich. »Ich weiß es nicht. Irgendwie aufgedreht, denk ich. Es war ziemlich was los hier. Wir hatten keine Zeit zu reden. Ich hab ihr gesagt, ich würde sie Samstag anrufen.«
    »Und haben Sie?«
    »Ja. Hab den Anrufbeantworter gekriegt. Ich hab eine Nachricht hinterlassen, aber sie hat nicht zurückgerufen.«
    Sie

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