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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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rum und tun so, als würde ihre Scheiße nicht stinken. Es macht mich krank.«
    »Allan Ostertag?« sagte Moss nach einem Blick auf ihre Notizen. »Ihre Tochter ist mit ihm zur High School gegangen?«
    Mr. White seufzte und nickte, erduldete den Vorgang und wartete auf das Ende, damit sie erneut mit dem Heilen anfangen konnten und hoffen, dies sei das letzte Mal, daß die Wunden wieder aufgerissen wurden. Seine Frau wetterte weiter über die Ostertags. Moss wartete geduldig.
    Sie wußte, daß Allan Ostertag weder jetzt noch früher ein möglicher Verdächtiger im Mordfall Lila White gewesen und deshalb für sie irrelevant war. Für die Whites war er nicht irrelevant.
    »Hat sie erwähnt, daß sie letzten Sommer mit jemand speziellem unterwegs war?« fragte sie, als die Tirade zu Ende war. »Einen festen Freund? Jemanden, der möglicherweise für sie ein Problem hätte sein können?«
    »Wir haben all diese Fragen schon einmal beantwortet«, sagte Jeannie White ungeduldig. »Es ist fast so, als ob ihr Leute euch nicht mal die Mühe macht, etwas aufzuschreiben. Weil es nämlich egal war, als nur unsere Kleine tot war«, sagte sie, ihr Sarkasmus spitz wie eine Nadel. »Wir haben keine Sonderkommission in den Nachrichten gesehen, als es bloß unsere Lila war, die ermordet worden ist. Der Polizei war es ganz egal –«
    »Das ist nicht wahr, Mrs. White.«
    »Es war ihnen auch egal, als sie letzten Herbst dieser Drogendealer zusammengeschlagen hat. Sie haben sich nicht mal die Mühe gemacht, es vor Gericht zu bringen. Es ist, als ob unsere Kleine gar nicht zählen würde.«
    Die Augen und die Kehle der Frau füllten sich mit Tränen. »Sie war für niemanden wichtig genug, außer für uns.«
    Moss bot Entschuldigungen an, wohlwissend, daß sie nicht akzeptiert werden würden. Keine Erklärung konnte die Verletztheit durchdringen, die eingebildete Beleidigung, den Zorn, den Schmerz.
    Für die Whites spielte es keine Rolle, daß ein einzelner Mord notwendigerweise anders gehandhabt wurde als eine Reihe verwandter Morde. Für sie war es wichtig, daß das Kind, das sie geliebt hatten, auf einem der dunkleren Pfade des Lebens abgestürzt war. Es spielte für sie eine Rolle, daß sie als Prostituierte starb. So würde sich die Welt an sie erinnern, wenn man sich überhaupt an sie erinnern würde. Opfer Nummer Eins, verurteilte Prostituierte und Drogensüchtige.
    Die Whites sahen wahrscheinlich die Schlagzeilen im Schlaf. Die Hoffnungen, die sie gehabt hatten, daß ihre Tochter ihr Leben ändern würde, waren unerfüllt gestorben, und niemand sonst auf der Welt scherte sich darum, daß Lila Beraterin hatte werden wollen, oder daß sie in der High School eine gute Schülerin gewesen war, oder daß sie sich oft die Augen ausweinte, weil sie nicht fähig war, ihr eigenes Kind aufzuziehen.
    In der Akte auf dem Beifahrersitz in Moss Wagen steckten Schnappschüsse von Lila und Kylie im Garten der Whites. Lächelnd und lachend, mit Partyhüten für Kylies vierten Geburtstag. Fotos von Mutter und Tochter, wie sie in einem grünen Plastikbecken herumspritzten. Drei Wochen später hatte jemand das Leben aus Lila White herausgefoltert, ihre Leiche geschändet und sie wie einen Müllhaufen angezündet.
    Opfer Nummer Eins, verurteilte Prostituierte und Drogensüchtige.
    Moss ging im Geiste die Beschwichtigungsfloskeln
    durch. Die Polizei konnte nicht für jeden Mord eine Sonderkommission bilden. Lila Whites Mord war umfassend untersucht worden. Sam Kovác hatte den Fall abgekriegt und Kovác hatte den Ruf, das Beste für jedes Opfer zu tun, egal, wer oder was es im Leben gewesen war.
    Trotzdem konnte sie nicht umhin zu überlegen – was Jeannie White laut getan hatte – wie anders möglicherweise alles gelaufen wäre, wenn Jillian Bondurant Opfer Nummer Eins gewesen wäre.

    Die Schlösser von Jillian Bondurants Townhouse in Edgewater waren ausgewechselt und ein neuer Schlüssel an die Polizei geliefert worden. Liska steckte den glänzenden neuen Schlüssel ins Schloß und öffnete die Tür. Sie ging mit Michele Fine in die Schlafzimmer und beobachtete, wie sie die Schränke durchging, ab und zu kurz bei etwas verweilte, das eine Erinnerung auslöste.
    »Mensch, das ist vielleicht unheimlich«, sagte sie und sah sich um. »Die Wohnung so sauber zu sehen.«
    »Jillian hatte keine Putzfrau?«
    »Nein. Ihr alter Herr wollte ihr einmal einen Putzservice schenken. Er ist der analste Mann auf dem Planeten.
    Jillian hat nein gesagt. Sie wollte

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