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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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starrte wieder aus dem Fenster, aber ohne etwas auf der Straße zu sehen. Schaute zurück zu diesem Wochenende. Fragte sich, ob sie irgend etwas hätte tun können, was die Tragödie verhindert hätte. Liska hatte diesen Ausdruck schon viele Male gesehen. Tränen rutschten über Michele Fines bösartige Augen, und sie kniff ihren breiten vernarbten Mund zu einem Strich zusammen.
    »Ich hab mir einfach gedacht, sie ist bei ihrem Dad geblieben«, sagte sie und bei den Worten schnürte es ihr die Kehle zu. »Ich hab daran gedacht, sie Sonntag zu erwischen, aber dann… ich hab einfach nicht…«
    »Was haben Sie am Sonntag gemacht?«
    Sie wiegte den Kopf hin und her. »Nichts. Hab lang geschlafen. Bin um die Seen spazierengegangen. Nichts.«
    Sie preßte ihre freie Hand gegen den Mund und kniff die Augen zu, kämpfte um ihre Fassung. Ihr Gesicht lief rot an, als sie gegen das Bedürfnis zu weinen die Luft anhielt.
    Liska wartete einen Moment.
    Die beiden alten Typen diskutierten jetzt über Performance Kunst.
    »Wie soll in eine Flasche mit Kruzifixen pinkeln Kunst sein?« fragte Barettmann.
    Der Ziegenbart breitete die Hände aus. »Es hatte eine Botschaft! Kunst hat eine Botschaft!«
    Der blonde Typ blätterte in seiner Zeitung zu den ›Gesucht‹ Anzeigen und warf einen heimlichen Blick auf Michele. Liska bedachte ihn mit dem bösen Cop-Blick, und er wandte sich wieder seinem Lesestoff zu.
    »Und was ist mit dem Rest des Wochenendes?« fragte sie und drehte sich wieder zu Michele. »Was haben Sie Freitag abend nach der Arbeit gemacht?«
    »Warum?«
    Instant-Mißtrauen, mit etwas Affront verziert und ein bißchen Panik.
    »Das ist reine Routine. Wir müssen klarstellen, wo Jillians Familie und Freunde waren, für den Fall, daß sie versucht hat, sie zu kontaktieren.«
    »Das hat sie nicht.«
    »Sie waren also zu Hause?«
    »Ich war in der Spätvorstellung im Kino, aber ich habe einen Anrufbeantworter. Sie hätte eine Nachricht hinterlassen.«
    »Haben Sie je in Jillians Wohnung übernachtet?«
    Michele schniefte, wischte sich Augen und Nase mit der Hand ab und nahm noch einen stockenden Zug an ihrer Zigarette. Ihre Hand zitterte. »Ja, manchmal. Wir haben zusammen Musik komponiert. Jillie will nicht auftreten, aber sie ist gut.«
    Vergangenheit und Gegenwart wechselten sich willkürlich ab, wenn sie von ihrer Freundin sprach. Das war immer ein schwieriger Umdenkprozeß für die Leute nach einem Todesfall.
    »Wir haben ein paar Kleidungsstücke in der Kommode des zweiten Schlafzimmers gefunden, die nicht so aussahen wie ihre.«
    »Das ist mein Zeug. Es ist verdammt weit zu ihr drüben am Fluß. Manchmal haben wir bis spät in die Nacht an einem Song gearbeitet, und dann hab ich einfach dort übernachtet.«
    »Haben Sie einen Schlüssel zu ihrer Wohnung?«
    »Nein. Warum sollte ich? Ich hab ja nicht dort gewohnt.«
    »Was für eine Art Hausfrau ist sie?«
    »Was für einen Unterschied soll das denn machen?«
    »Ordentlich? Schlampig?«
    Michele war ungeduldig, weil sie nicht verstand, was das sollte. »Schlampig. Sie hat überall Zeug rumliegen lassen – Kleider, Geschirr, Aschenbecher. Welchen Unterschied macht das noch? Sie ist tot.«
    Dann zog sie den Kopf ein, wurde rot und kämpfte
    gegen eine weitere Welle von Emotionen, die sie nach dieser letzten Aussage traf. »Sie ist tot. Er hat sie verbrannt. O Gott.«
    Zwei Tränen quollen durch ihre Wimpern und klatschten auf die papierne Unterläge.
    »Wir wissen nicht mit Sicherheit, daß ihr etwas zugestoßen ist, Michele.«
    Sie ließ ihre Zigarette in einen Aschenbecher fallen und nahm ihr Gesicht in die Hände. Sie schluchzte nicht, kämpfte aber gegen ihre Gefühle an.
    »Vielleicht hat sie für ein paar Tage die Stadt verlassen«, sagte Liska. »Wir wissen es nicht. Und Sie?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, ob jemand Jillian wehtun möchte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hat sie einen Freund? Ex-Freund? Einen Typen, der an ihr interessiert war?«
    »Nein.«
    »Und wie steht’s mit Ihnen? Haben Sie einen Freund?«
    »Nein«, erwiderte sie und sah hinunter auf die schwelende Kippe im Aschenbecher. »Warum sollte ich einen wollen?«
    »Jillian hat nie etwas gesagt, daß ein Mann sie belästigt hat? Vielleicht beobachtet? Sie angemacht hat?«
    Diesmal war ihr Lachen verbittert. »Sie wissen doch, wie Männer sind. Sie gaffen alle. Sie glauben alle, sie haben einen Schuß frei. Wer kümmert sich denn um die Verlierer?«
    Sie schniefte, holte tief Luft, atmete langsam aus

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