Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
Man kann nie wissen, was passiert.
    Reflexe ein bißchen zu heftig, und du bläst jemanden weg.
    Das wäre eine miese Vorstellung auf der ganzen Linie, wissen Sie.«
    Jetzt wich er ihrem Blick aus, wie ein Kind, das gescholten wird, weil es ans Werkzeug seines Vaters gegangen ist.
    »Sie sagen, Reporter haben hier herumgeschnüffelt?
    Aber im Haus war keiner, richtig?«
    Seine Aufmerksamkeit verlagerte sich noch weiter, und er runzelte noch heftiger die Stirn. Liska warf einen Blick über die Schulter. Michele Fine stand am Fuß der Treppe und umklammerte ihren schlampigen Haufen schwarzer Kleidung. Vanlees Gegenwart schien ihr nicht zu passen.
    »Mr. Vanlees?« sagte Liska und wandte sich wieder ihm zu, als Michele zur Küche ging. »Soweit Sie wissen, war keiner im Haus, richtig?«
    »Richtig.«
    Er machte einen Schritt zurück in Richtung Tür, die Hand ruhte auf dem Griff des Python. Sein Blick blieb auf Michele gerichtet, er beobachtete, wie sie ihre Kleidung auf den Tresen warf, der Küche und Eßbereich trennte.
    »Ich muß gehen«, sagte er verdrießlich. »Ich hab nur die Augen offengehalten, mehr nicht.«
    Liska folgte ihm hinaus auf den Vorplatz. »He, Gil, tut mir leid, daß ich Sie angekeift habe. Sie haben mich überrascht. Hab mich richtig erschrocken, wissen Sie.«
    Diesmal biß er nicht an. Sie hatte seine Ehre in Frage gestellt, seinen Status als Kollege, sein Ego verletzt. Die Beziehung, die sie vor zwei Tagen aufgebaut hatte, schwankte in ihren Grundfesten. Sie hatte erwartet, daß sie stabiler wäre, und fand ihre Zerbrechlichkeit aufschlußreich. Noch ein Punkt, den sie bei Quinn zur Sprache bringen sollte: Vanlees’ Eigenimage.
    Er sah sie kaum an, schmollte. »Klar. Kein Problem.«
    »Ich bin froh, daß Sie die Augen offenhalten«, sagte sie.
    »Sie haben von dem Gemeindetreffen heute abend gehört, richtig? Vielleicht möchten Sie vorbeischauen, wenn Sie Zeit dazu haben.«
    Liska sah ihm nachdenklich hinterher, als er wegging.
    Aus der Ferne sah Vanlees mit seiner schwarzblauen Uniform wie ein Stadtpolizist aus. Für einen Typen in Uniform wäre es leicht, eine Frau dazu zu kriegen, für ihn stehenzubleiben, mit ihm zu reden. Alle drei Opfer von Smokey Joe waren verschwunden ohne Berichte über einen Schrei, ohne verdächtige Aktivitäten in dem Gebiet.
    Andererseits hatte auch niemand in der Nähe eine Uniform gesehen.
    »Ich bin fertig.«
    Sie erschrak ein bißchen bei Michele Fines Feststellung, drehte sich um und sah sie in der Tür stehen, die Kleider hatte sie in eine Plastiktüte von Rainbow Foods gestopft.
    »In Ordnung. Toll. Ich fahr Sie zurück.«
    Sie sperrte das Haus ab. Die Fine wartete am Fuß der Treppe auf sie. Vanlees war auf dem verschlungenen Weg verschwunden, aber nicht aus Liskas Kopf.
    »Kennen Sie den Typen?« fragte sie, als sie sich ins Auto setzten.
    »Nicht persönlich«, sagte Michele und drückte ihre Tüte an sich wie einen Säugling. »Wie ich schon sagte, wer achtet schon auf die Verlierer?«
    Keiner, dachte Liska, als sie den Gang ihres Wagens einlegte. Und während keiner auf sie achtete, war es den Verlierern gestattet, zu grübeln und zu fantasieren und sich vorzustellen, wie sie sich an all den Frauen rächten, die sie nicht wollten und sie nie lieben würden.

KAPITEL 15
    »Und, was denken Sie, John«, fragte Sabin. »Verschweigt uns das Mädchen etwas?«
    Sie saßen im Konferenzzimmer des Büros der Bezirksstaatsanwaltschaft: Quinn, Sabin, Kate und Marshall.
    Quinn sah zu Kate, die ihm gegenübersaß, mit grimmig vorgeschobenem Kinn und Feuer in den Augen, die
    unmißverständlich Ärger signalisierten für den Fall, daß er sich bei dieser Auseinandersetzung für die falsche Seite entschied. Nur ein weiteres Minenfeld, das durchquert werden mußte. Sein Blick blieb auf sie gerichtet.
    »Ja.«
    Das Feuer loderte heftiger. »Weil sie Angst hat. Sie hat wahrscheinlich das Gefühl, der Killer weiß irgendwie, was sie tut, so als ob er sie beobachtet, wenn sie mit der Polizei redet oder ihn dem Zeichner beschreibt. Das ist ein normales Phänomen. Das ist doch richtig, Kate?«
    »Ja.«
    Jetzt ein eingedämmtes Feuer in ihren Augen. Das Recht vorbehaltend, ihn später zu verbrennen. »Ich hab es immer und immer wieder gesehen. Es ist faszinierend. Selbst die logischsten, vernünftigsten Opfer erleben das.«
    Er spielte mit der Fernbedienung des Videorecorders, ließ das Band zum Anfang von Angie DiMarcos erstem Verhör zurücklaufen, eine Stunde, nachdem man

Weitere Kostenlose Bücher