Feuermale
Pfadfinderin mehr sein und lückenlose Erinnerung muß sie auch nicht haben.«
»Ich habe Sorge, daß sie in der ganzen Geschichte lügt«, gab Sabin zu. Edwyn Nobles Skepsis hatte Wurzeln gefaßt.
Kate versuchte, nicht die Augen zu rollen. »Das haben wir schon durchgekaut. Es ergibt keinen Sinn. Wenn Geld das einzige wäre, was sie wollte, wäre sie Sonntagnacht aus diesem Park abgehauen und hätte kein Wort gesagt, bis die Belohnung angeboten wurde.«
»Und wenn sie nur das Geld im Sinn hätte«, fügte Quinn hinzu, »dann würde sie sich ein Bein ausreißen, um uns Details zu geben. In meiner Erfahrung übertrumpft Habgier die Furcht.«
»Was, wenn sie in irgendeiner Form beteiligt ist?«
schlug Marshall vor.»Um uns von der Spur abzulenken oder um Insider Info –«
Kate fixierte ihn wutentbrannt. »Das ist doch absurd.
Wenn sie mit diesem Ungeheuer unter einer Decke stecken würde, dann würde sie uns eine so genaue
Phantomskizze geben, daß wir jagen können. Und sie ist in keine Informationen eingeweiht, die Smokey Joe nicht in der Zeitung lesen kann.«
Marshall senkte den Blick zum Tisch. Die Ränder seiner Ohren wurden knallrosa.
»Sie ist ein verängstigtes, verkorkstes Kind«, sagte Kate und erhob sich. »Und ich muß zurück zu ihr, bevor sie mein Büro ansteckt.«
»Sind wir hier fertig?« fragte Marshall spitz. »Ich denke ja. Kate hat gesprochen.«
Sie sah ihn mit unverhohlener Abscheu an und ging.
Sabin sah ihr nach – die Augen auf ihren Hintern gerichtet, dachte Quinn – und als sie zur Tür hinaus war, sagte er: »War sie im Bureau genau so dickköpfig?«
»Mindestens«, sagte Quinn und folgte ihr nach draußen.
»Du desertierst auch?« fragte sie, als er sie einholte. »Du wolltest nicht bleiben, damit Rob sich bei dir anschleimen kann? Das kann er am besten.«
Er grinste sie an. »Du hältst nicht viel von deinem Boss.
Nicht, daß das was Neues wäre.«
»Du hältst auch nicht sehr viel von ihm.«
Kate warf sicherheitshalber einen Blick über die Schulter. »Rob Marshall ist eine unterwürfige, übereifrige, arschkriechende Kröte. Aber um fair zu bleiben, unser Job liegt ihm am Herzen, und er versucht, ihm gerecht zu werden.«
»Ja, also, er ist in Psycholinguistik geschult.«
»Er hat dein Buch gelesen.«
Quinn zog die Augenbrauen hoch. »Gibt es Leute, die das nicht haben?«
Der Empfangsbereich außerhalb der gesicherten Absperrungen der Hauptstrafkammer war unbesetzt. Die
Empfangsdame hatte sich von ihrem Posten hinter einer Scheibe aus kugelsicherem Glas davongeschlichen. Stapel der neuen Gelben Seiten lagen auf dem Boden. Die neueste Ausgabe von Truth & Justice lag auf dem Beistelltisch, neben einem halben Dutzend veralteter Nachrichtenmagazine.
Kate atmete laut aus und drehte sich zu ihm. »Danke, daß du mich unterstützt hast.«
Quinn zuckte zusammen. »Hat es wirklich so wehgetan?
Mein Gott, Kate.«
»Tut mir leid. Ich bin nicht wie du, John. Ich hasse diese Spielchen, die bei einem Fall wie diesem gespielt werden.
Ich wollte eigentlich nicht um deine Hilfe bitten müssen.
Aber ich denke, das wenigste, was ich tun kann, ist, ein bißchen echte Dankbarkeit zu zeigen.«
»Nicht nötig. Ich mußte nur die Wahrheit sagen. Sabin wollte eine zweite Meinung, und er hat sie gekriegt. Du hattest recht. Das sollte dich glücklich machen«, sagte er trocken.
»Ich brauche dich nicht dazu, mir zu sagen, ich habe recht. Und zu dem, was mich glücklich machen würde: nicht viel, was mit diesem Fall zu tun hat.«
»Einschließlich meiner Anwesenheit hier.«
»Auf dieses Thema laß ich mich nicht ein«, sagte sie schlicht.
Sie ging durch die Tür in die Halle und bog links ab, in Richtung Atrium Balkon. Keine andere Menschenseele befand sich in diesem Stockwerk. Zweiundzwanzig Stockwerke voller Menschen und keiner von ihnen verfügbar, um als Puffer einzuspringen. Sie wußte, daß Quinn direkt hinter ihr war. Und dann war er neben ihr, seine Hand auf ihrem Arm, als ob er noch irgendein Recht hätte, sie zu berühren.
»Kate, tut mir leid«, sagte er leise. »Ich versuche nicht, Streit anzufangen. Wirklich.«
Er stand zu nahe, die dunklen Augen waren zu groß, die Wimpern lang und dicht und hübsch – ein fast femininer Zug in einem Gesicht, das im wesentlichen markant und männlich war. Die Art Gesicht, die das Herz der durchschnittlichen Frau aus dem Takt brachte. Kate spürte, wie sich etwas in ihr zusammenzog, als sie Luft holte. Der Knöchel seines Daumens
Weitere Kostenlose Bücher