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Feuermohn

Feuermohn

Titel: Feuermohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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würde ich in beiden Fällen nichts.“
    Aaron lachte laut auf.
    Ihre Schlagfertigkeit amüsierte ihn, interessierte ihn, forderte ihn heraus und machte seinen Plan zu einer besonders delikaten Angelegenheit.
    „Ich habe eine Schwäche für Frauen, die ihre Krallen zeigen.“
    „Und ich habe eine Schwäche für Aufschneider. Sie sind so schön berechenbar, denn alles, was sie von sich geben ist heiße Luft. Praktisch im Winter, denn das spart Heizkosten. Ansonsten überflüssig wie ein Kropf.“
    „Gut gebrüllt, Anna. Ich gebe dir jedoch den Tipp, dir noch ein wenig Energie für heute Abend aufzusparen. Es wird eine lange Nacht werden.“ Er kam näher, ganz nah. Küsste ihren Hals, führte seine Lippen über ihr Schlüsselbein, wandte sich ab, ein letztes Zwinkern, dann war er weg.
    Zurück blieben eine Portion Fassungslosigkeit, aber auch eine gewisse Leere, die Anna nicht zu definieren wagte.

Kapitel Sechs
    Fackeln leuchteten den Ankömmlingen im Innenhof den Weg. Unzählige Mohnblumen in weißen Steinamphoren schmückten jeden einzelnen Winkel. Teil einer großen Inszenierung – des alljährlichen Mohnballs.
    Trotz des Andrangs gelangte Anna recht schnell ins Innere des Ballsaales.
    Atemlosigkeit begleitete sie. Neugier und ein sehnendes Gefühl, das sie nicht zu verdrängen vermochte.
    Der Anblick, der sich ihr bot, war überwältigend. Auf einer kleinen Bühne spielte ein Streichquartett klassische Musik. Auch hier liebevoll und edel arrangierte Mohnblumen, wohin man blickte. Vor ihr breitete sich ein Bild aus wie aus Tausendundeiner Nacht. Riesige Sitzkissen, reich verzierte Diwane, Wasserpfeifen, Samt und Seide. Dazwischen fantasievoll verkleidete und maskierte Männer und Frauen. Sie standen in kleinen Gruppen beieinander, füllten die Tanzfläche oder saßen gemütlich beieinander und nippten an ihren Cocktailkelchen. Tempeltänzerinnen, Gladiatoren, Piraten, Blumenmädchen, Freifrauen, Hexen, Frauen in Barockkleidern, Edelmänner, Sultane, Sklavinnen, Männer und Frauen in Lack und Leder – die Palette an Kostümierungen bot alles, was man sich nur vorstellen konnte. Die imposanten Deckenleuchter strahlten, Spiegel an den Wänden warfen das Licht tausendfach zurück in den Raum, wo es sich wie ein Schleier auf die Atmosphäre legte. Anna atmete tief ein, lächelte.
    Was für ein prachtvolles Ambiente!
    Die Luft war mit anregenden Düften gefüllt, die ihr sofort verführerisch ins Blut schossen und das Bild, das sich ihr bot, köstlich untermalten.
    Sie ließ ihre Blicke schweifen. Es war schier unmöglich, sich dieser Stimmung zu entziehen. Alle waren ausgelassen, nichts war so, wie es einmal gewesen war.
    Das Herz des Ballsaales, die Tanzfläche, war vollgestopft mit tanzhungrigen Gästen. Rings um die Tanzfläche herum gab es zahlreiche Möglichkeiten sich niederzulassen und dem bunten Treiben zuzuschauen.
    Entlang einer Wand war ein einladendes, sehr reichhaltiges Büfett mit allerlei Köstlichkeiten arrangiert, Männer im vornehmen Frack verteilten Getränke.
    Kaum hatte Anna sich umgesehen, wurde ihr schon ein Glas Champagner in die Hand gedrückt. Sie nahm einen großen Schluck und merkte kurz darauf, wie eine wohlige Wärme ihren Körper durchströmte. Gierig trank sie das Glas leer. Das prickelnde Getränk war ein wunderbarer Begleiter für ihre aufgepeitschten Sinne, berauschte sie, und schob sie noch ein Stückchen weiter in ihre innerliche Ausgelassenheit, die alsbald ihr gesamtes Bewusstsein ausfüllte. Sie freute sich über die vielen verkleideten Menschen, die voller Lebenslust tanzten und feierten. Ihre Blicke kreisten über jeden Winkel des geschmückten Festsaals. Knisternde Erotik war zu spüren an diesem Abend, der sie mehr und mehr zu fesseln begann.
    Im linken Ausläufer des Ballsaales, einem geräumigen Erker, der wie ein offenes Separée mit durchsichtigen Seidenvorhängen vom übrigen Saal abgegrenzt war, entdeckte sie kunstvoll verzierte Diwane, Kissenlager und Liegestätten, auf denen sich Männer und Frauen in orientalischen Kleidern und mit prachtvollen Masken in eindeutigen Posen rekelten. Die Atmosphäre schien vor Erotik und Leidenschaft zu glühen. Anna hatte das Gefühl, dass sich alle Anwesenden einem gewissen Taumel hingaben, ganz so, als gäbe es kein Morgen. Dieser Taumel schwappte auf sie über, nahm sie gefangen und ließ sie für den Moment nur allzu gern vergessen, weshalb sie eigentlich hier war.
    Aus einer Ecke heraus beobachtete sie das Treiben der Leute.

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