Feuermohn
Tisch am Fenster gefunden, denn belangloser Small Talk war das Letzte, wonach ihr heute der Sinn stand. Leises Gemurmel füllte den Raum. Er war nur zur Hälfte gefüllt, da die meisten Gäste bereits abgereist waren oder noch schliefen.
Die Gedanken an den vergangenen Abend hüllten sie ein, legten sich um sie wie ein lüsterner Komplize, der sich nicht abschütteln ließ.
Sie schenkte sich die dritte Tasse Kaffee ein, das Croissant lag unberührt auf ihrem Teller. In ihrem Magen grummelte es. Mit einer Mischung aus Unbehagen und irrsinniger Vorfreude dachte sie an das bevorstehende Wiedersehen mit Aaron. Ihr Kopf schwirrte, die Gedanken drehten sich im Kreis. Wie würde er auf sie reagieren? Und wie konnte sie ihm nach der letzen Nacht in die Augen blicken?
Ihr war übel, und sie versuchte, ihr Unbehagen mit einem großen Schluck Kaffee hinunterzuspülen. Lustlos biss sie in ihr Croissant, doch es schmeckte fad. Alles in ihr war fad. Sie fühlte sich leer und doch übervoll. Konnte die trüben Gedanken an ihren bevorstehenden Abschied nicht abschütteln. Sie hätte sich in diesem Moment am liebsten vor Aaron auf den Boden geworfen und ihn angefleht, bei ihm bleiben zu dürfen. Ob es half, einen Zaubertrank zu brauen und ihn diesem Kerl einzuflößen, damit er sein Herz an sie verlöre?
Anna sah sich im Geiste schon Kräuter sammeln, kochen, die Flüssigkeit in Reagenzgläser füllen und sie mit einem Zauberspruch versehen.
Sie presste ihre Fingerspitzen an die Schläfen. Ihr Kopf brummte. Wo war die andere Anna? Die immer wusste, wo es lang ging. Die nichts so leicht aus der Bahn warf. Und die für derartige sexuelle Gier bisher nur Hohn übrig gehabt hatte.
Sie musste sie mobilisieren.
Später, nach einer weiteren Tasse Kaffee, fühlte sie sich wacher und klarer im Kopf. Sie sprach sich Mut zu, denn es würde ein Leben nach diesem Interview – nach Aaron Vanderberg geben. Und wenn ein paar Tage vergangen waren, war das Phantom Aaron mit Sicherheit aus ihrem Gehirn verschwunden. Sie würde wieder zur Tagesordnung übergehen, sich in die Arbeit stürzen, und alles würde gut werden. Schließlich war sie mit ihrem Leben stets mehr als zufrieden gewesen – wieso sollte sich dieser Zustand nicht wieder einstellen? Zumal ein Mann wie Aaron nur Unruhe in das Leben einer Frau brachte. Sie konnte also froh sein, wenn sie ihn nach dem Interview nie wieder sah, wenn die Erinnerung an ihn mehr und mehr verblasste und schließlich wie ein lästiger Nebelhauch im Nichts verschwand. Sie musste nur noch die nächsten Stunden hinter sich bringen, seine Unwiderstehlichkeit dabei so gut es ging ignorieren und dann zurück in ihr heißgeliebtes altes Leben eilen.
Sie straffte die Schultern, biss wesentlich genussfreudiger in ihr Croissant und atmete wie zur Bekräftigung hörbar aus. Alles würde gut werden!
*** Vor der schweren, dunklen Tür, die zum Büro führte, holte sie tief Luft, erst dann klopfte sie an.
„Herein!“ Wie durch Watte drang die Stimme des Hausherrn zu ihr.
Aaron thronte in einem Sessel hinter dem wuchtigen Schreibtisch. Seine Miene war undurchdringlich, die Augen blitzten, als er ihre Gestalt musterte.
„Nimm Platz!“ Er begann die Papiere, die zerstreut vor ihm lagen, zu sortieren.
Anna war froh, als sie die Sitzfläche des Stuhles unter sich spürte, denn ihre Knie waren weich wie Butter.
Sie mied seinen Blick, platzierte das Aufnahmegerät auf dem Schreibtisch.
„Sieh mich an.“
Anna tat, als habe sie ihn nicht gehört, kramte in ihrer Handtasche nach Stift und Block.
Ehe sie sich versah, stand er vor ihr, zog sie am Ellbogen auf die Füße.
„Ich sagte, du sollst mich ansehen.“ Gefährlich leise schlichen diese Worte durch ihren Gehörgang. Schauer durchliefen ihren Körper.
Ihr Blick kreuzte den seinen, floh, nur um sich kurz darauf erneut in den Tiefen seiner Iris zu verlieren.
„Schon besser. Und nun werde ich nachschauen, ob du mir gehorcht hast.“
Seine Hand fuhr unter ihren Rock, tastete sich vor. Anna unterdrückte einen wohligen Seufzer.
Aaron lachte in sich hinein. Der Stöpsel steckte. Was für ein Triumph.
Zart wie ein Flügelschlag strichen seine Finger über ihre Schamlippen. Die Berührung seiner Hand machte sie schwindelig.
„Du trägst kein Höschen. Extra für mich?“ Er lächelte süffisant, spielte an den beiden Ketten und zog daran. Noch ehe Anna etwas erwidern konnte, befahl er: „Zieh dich aus.“
Seine Worte trafen ihre Sehnsüchte, ihr Begehren
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