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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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sich.
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.« Dóra rutschte ein Stück tiefer, damit ihre Schultern nicht auskühlten. »Die Polizei hat sich überhaupt nicht in die Karten schauen lassen, aber ich bin mir sicher, dass dieser Margeir der Tote ist, der gestern in der Nauthólsvík-Bucht gefunden wurde. Die zerbrechen sich doch bestimmt nur den Kopf über die Anrufe auf seinem Handy, weil sie ihn selbst nicht mehr fragen können.« Obwohl sie sich vorgenommen hatte, keine Nachrichten mehr zu hören, war sie nach dem Gespräch mit dem Polizisten auf den Nachrichtenseiten im Internet herumgesurft, um rauszufinden, worum es ging. Die Polizei hatte mit ihr sprechen wollen, weil sie gestern und an den Tagen davor mehrmals Margeirs Handynummer gewählt hatte. Dóra war erst wortkarg gewesen, hatte dann aber einen kühlen Kopf behalten und die Sache erklärt. Anschließend war sie auf ihr ursprüngliches Anliegen zurückgekommen und hatte die Polizei informiert, dass auch Ragna Sölvadóttir im Heim missbraucht worden war. Dann hatte sie versucht herauszufinden, warum die Polizei das Handy des Nachtwächters überprüfte, bis sie schließlich auf die Meldung stieß, dass in der Nauthólsvík ein junger Mann gefunden worden war und man ein Verbrechen vermutete. Der Name des Toten wurde nicht genannt.
    »Vielleicht will Margeir auch aus irgendwelchen Gründen nicht mit der Polizei reden. Vielleicht steht er unter Verdacht und will nicht aussagen«, gab Matthias zu bedenken und wischte sich geschmolzenen Schnee von der Stirn, bevor er ihm in die Augen lief. »Das könnte reiner Zufall sein.«
    »Das bezweifle ich.« Dóra beobachtete, wie Sóley Orri aus Spaß mit Wasser bespritzte, so dass er vor Begeisterung quietschte. »Der Polizist klang sehr ernst.«
    »Es gibt noch mehr ernste Dinge als Mord.«
    »Ja, aber die Polizei hat von einem Todesfall gesprochen, und in den Nachrichten stand nichts über einen tödlichen Unfall. Es muss also eine Verbindung geben, das wäre sonst wirklich ein großer Zufall. Allerdings kann man Margeir als Vater von Lísas Kind ausschließen, es sei denn, dieser Test ist nie gemacht worden und Glódís hat mich angelogen.«
    »Was? Diese Tests müssen doch gemacht worden sein! Und die Nachtwächter müssen die ersten gewesen sein, die unter Verdacht standen.«
    »Ja, alles andere wäre Quatsch. Aber ich bin schon total paranoid. Eigentlich ist es ausgeschlossen, dass sie nicht getestet worden sind, es sei denn, man hat entschieden, das gar nicht zu überprüfen, weil man die ganze Sache ohnehin totschweigen wollte. Dann hätte es ja keinen Zweck gehabt, Geld und Zeit daran zu verschwenden, den Schuldigen zu finden.« Der Dampf im Kinderbecken wurde plötzlich dichter, und Dóra setzte sich etwas auf, um besser sehen zu können. »Außerdem denke ich die ganze Zeit darüber nach, was Ægir mir über die Therapie und ihr abruptes Ende erzählt hat. Diese Zeichnungen von Tryggvi würde ich mir furchtbar gerne mal ansehen, und dass Glódís sich weigert, sie mir zu zeigen, ärgert mich maßlos.« Dóra hatte sich direkt nach ihrem Treffen mit Ægir mit der ehemaligen Heimleiterin in Verbindung gesetzt. Glódís behauptete, Dóras Besuch hätte sie daran erinnert, dass noch Dinge im Umlauf seien, die den Angehörigen längst hätten zurückgegeben werden müssen. So etwas dürfe nicht in die Hände von Außenstehenden gelangen, und deshalb käme es nicht in Frage, Dóra die Bilder auszuhändigen. Die Bilder würden unverzüglich Tryggvis Eltern übergeben.
    »Bist du dir denn so sicher, dass die Eltern dir die Bilder nicht zeigen würden?«, fragte Matthias.
    »Ich glaube nicht, und selbst wenn, wie kann ich wissen, dass sie nicht genau die Bilder aussortieren, auf denen das ist, wonach ich suche: eine Verbindung zu dem Brand oder zu Lísa. Vielleicht gibt es ja sogar Bilder, auf denen sie nackt ist, wer weiß?« Dóra setzte sich noch mehr auf, als sie Sóley und Orri aus dem Becken steigen sah. »Da Tryggvi von jeglichem Verdacht freigesprochen wurde, ist das zwar ziemlich unwahrscheinlich, aber er hätte den Vergewaltiger ja auch von der Tür aus beobachten und zeichnen können.« Dóra stand auf und winkte den Kindern zu. »Wenn man sich die Figuren anschaut, die er gezeichnet hat, ist es allerdings fraglich, ob die einem helfen würden, den Täter zu finden.«
    Sóley führte Orri zum Hot Pot. Die Kinder dampften, aber als sie bei ihnen angelangt waren, zitterten sie schon

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