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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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überqueren konnten, während die studentische Autoflotte an ihnen vorbeiglitt. Matthias war noch nie ein guter Smalltalker gewesen und froh, dass Lena Spezialistin darin war. Sie redete ununterbrochen, allerdings nicht über ihren Bruder oder den Brand, sondern über alles und nichts. Matthias brauchte nur, je nach Betonung ihrer Stimme, ein paar bedeutungslose Worte einwerfen.
    Er war erleichtert, als sie im Kringlan saßen und bestellt hatten – er Kaffee und sie eine Cola light. Andächtig legte sie ihr Handy auf den Tisch und hängte ihre schwere Tasche über den Stuhlrücken. Sobald der Kellner verschwunden war, redete sie weiter, jetzt über die teuren Lehrbücher und dass ein Freund von ihr deshalb sein Studium hätte abbrechen müssen.
    »Äh, sollten wir nicht lieber über den Brand und Tryggvi reden? Ich muss in einer halben Stunde wieder weg.« Das stimmte zwar nicht ganz, erhöhte aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Mädchen endlich zum Thema kam. Matthias war zu alt, um in einer Kneipe zu sitzen und über studentische Probleme zu diskutieren.
    »Ja, klar.« Sie lächelte nervös und strich sich übers Haar. »Ich wollte einfach nicht über die Preise von Büchern reden. Entschuldige bitte, aber ich habe ein bisschen Bammel wegen dieser Sache und weiß nicht, wie ich anfangen soll.«
    »Kein Problem.« Matthias schwieg. Er wollte das Gespräch nicht an sich reißen, denn dann würde es bestimmt eine Ewigkeit dauern, bis er etwas aus ihr herausbekam. Aber da das Mädchen ihn nur mit treuherzigem Gesichtsausdruck anschaute, musste er weiterreden. »Machst du dir Sorgen wegen der Untersuchungen? Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest. Wir prüfen nur, ob es bei dem Fall irgendwelche Unstimmigkeiten gab.«
    »Nein, davor habe ich keine Angst.« Das Mädchen schien zu merken, dass das nicht sehr überzeugend klang, und fügte schnell hinzu: »Na ja, das stimmt vielleicht nicht ganz. Man weiß ja nie, was dabei rauskommt, und das ist natürlich unangenehm.«
    »Meinst du wegen deinem Bruder? Machst du dir Sorgen, dass er was damit zu tun haben könnte?«
    »Ja, schon … Ich weiß, dass das ziemlich weit hergeholt ist, aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Ich weiß nicht, wie meine Eltern damit klarkommen würden. Kannst du dir vorstellen, wie es für sie wäre, wenn sich herausstellt, dass ihr Sohn, um den sie immer noch trauern, was mit dem Brand zu tun hatte, der ihn selbst und die anderen getötet hat? Mir fällt es jedenfalls schwer, den Gedanken zu Ende zu denken, obwohl ich nicht ganz so fertig bin wie sie.« Sie schwieg, während der Kellner ihnen die Getränke servierte, und sprach erst weiter, als er hinter der wuchtigen Theke im hinteren Teil des Saals verschwunden war. »Aber nicht, dass du denkst, ich würde glauben, Tryggvi hätte irgendwas mit der Sache zu tun. Man macht sich einfach nur Gedanken.«
    »Nein, das denke ich nicht.« Matthias nippte an seinem Kaffee und wischte sich dann den Schaum von der Oberlippe. »Ich kann dir nichts über eine mögliche Beteiligung deines Bruders sagen, ich weiß es einfach nicht.«
    »Bist du auch Anwalt?« Lena hatte ihre Cola noch nicht angerührt und malte mit dem Finger Linien auf ihr beschlagenes Glas.
    »Nein, ich unterstütze Dóra nur. Sie ist die Anwältin und leitet die Untersuchung.«
    »Verstehe.« Lena hörte auf, auf dem Glas rumzumalen, und legte ihre Hände auf den Tisch. »Das heißt also, wenn ich dir was erzähle, musst du es nicht vertraulich behandeln?«
    Matthias unterließ es, ihr zu erklären, dass ein Anwalt grundsätzlich nur seinem Mandanten gegenüber Vertraulichkeit wahren musste, nicht gegenüber Zeugen oder anderen Beteiligten. Das würde die Sache nur verkomplizieren, und außerdem kannte er sich selbst nicht so gut aus. »Nein, von Berufs wegen nicht, aber ich behandele alles, was wir besprechen, trotzdem vertraulich, außer gegenüber Dóra natürlich, und die wird es genauso handhaben. Es sei denn, es ergibt sich etwas, das Jakobs Unschuld beweisen könnte, das würde Dóra dann natürlich verwenden. Die Hauptsache ist, dass kein Unschuldiger die Strafe für einen anderen übernehmen muss.«
    »Klar, das wäre natürlich ungerecht.« Sie trank in Ruhe einen Schluck. »Aber ihr seid euch nicht sicher, dass Jakob unschuldig ist, oder?«
    »Nein, aber die Untersuchung läuft ja noch.«
    »Habt ihr denn was rausgekriegt, das darauf hindeutet, dass Tryggvi was damit zu tun haben könnte?« Sie errötete leicht und

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