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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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wieder. »Ist das Wasser bei euch sehr heiß?« Sóley tippte kurz mit dem Fuß ins Wasser und zog ihn direkt wieder heraus.
    »Nur am Anfang, kommt schnell rein, sonst seid ihr gleich zwei Eiszapfen.« Sie kletterten in den Hot Pot, und es dauerte nicht lange, bis Orris Lider schwer wurden. Sein blonder Kopf sank auf den Schwimmreifen, und ihnen blieb nichts anderes übrig, als zu gehen.
    In der Umkleidekabine mussten Dóra und Sóley ihn abwechselnd wach halten, während die andere sich anzog. Orri saß in ein Handtuch gewickelt auf der Bank und kämpfte damit, die Augen offen zu halten. Dóra schaute auf ihr Handy, um nachzusehen, ob ihre Mutter angerufen hatte, falls sie noch etwas einkaufen sollte. Als sie sah, dass sie eine SMS bekommen hatte, ärgerte sie sich – lieber wäre sie direkt nach Hause gefahren. Aber die SMS kam gar nicht von ihrer Mutter, sondern von
ja.is
. Auf dem Weg aus der Umkleide öffnete Dóra die Mitteilung:
    facebook.com letzte grüße fridleifur
    Obwohl Dóra bei Facebook registriert war, weil ihre Kommilitonen aus dem Jurastudium Examensjubiläum feiern wollten, war sie dort nicht sehr aktiv. Sie machte sich nichts aus sozialen Netzwerken, die ihr E-Mail-Fach mit endlosen Ankündigungen füllten. Matthias war noch schlimmer und weigerte sich strikt, sich dort anzumelden. Dóra hatte Gylfi gebeten, ihr nach dem Essen dabei zu helfen, etwas über die merkwürdige SMS herauszufinden, damit sie nicht stundenlang vor dem Computer sitzen musste, in der Hoffnung, sich endlich mit Facebook anzufreunden.
    »Warum hast du dir kein Passwort ausgesucht, das du dir auch merken kannst?« Gereizt schob Gylfi seiner Mutter die Tastatur zu.
    »Ich habe es hier irgendwo, warte mal.« Dóra suchte die Datei, in der sie Benutzernamen und Passwörter speicherte. Sie war äußerst zufrieden mit dieser Vorkehrung, denn die Datei hatte ihr schon oft geholfen. »Hier ist es.« Sie schob die Tastatur zurück zu Gylfi und zeigte auf das Passwort.
    »Das ist das dämlichste Passwort, das man sich nur denken kann«, murmelte er und tippte
dora 123
, »und noch dämlicher, es sich nicht merken zu können.« Entrüstet schüttelte er den Kopf. »Und dann auch noch so eine Datei zu speichern!«
    »Ja, ja, jetzt mach mal weiter.« Dóra rückte ihren Stuhl ein wenig zur Seite, damit Matthias, der hinter ihnen stand, besser sehen konnte.
    »Ach, wie schön, spielt ihr ein Computerspiel?« Dóras Mutter stand in der Tür zum Arbeitszimmer. Alle drei drehten sich um und nickten eifrig – das war leichter, als zu erklären, womit sie gerade beschäftigt waren. »Aber hoffentlich kein Ballerspiel.« Mit diesen Worten ging sie wieder, bevor jemand die Gelegenheit hatte, etwas zu entgegnen.
    »Schade, dass meine Urgroßeltern nicht mehr unter uns sind«, sagte Gylfi und wandte sich Dóras Seite zu, die gerade aufgeploppt war. »Wär doch schön, wenn die auch noch bei uns wohnen würden.« Die Maus huschte über den Bildschirm. »Du hast sechs Freundschaftsanfragen, eine Einladung zu einer Veranstaltung, sieben Freundschaftsvorschläge und 132 andere Benachrichtigungen. Du scheinst ja wirklich sehr aktiv zu sein.«
    »Jetzt hör aber mal auf.« Es war bestimmt über einen Monat her, dass Dóra die Seite zuletzt angeschaut hatte. »Check mal, ob irgendwas davon mit Friðleifur zu tun hat. Vielleicht habe ich eine Freundschaftsanfrage von ihm.«
    »Aber er ist doch tot.« Matthias schaute interessiert zu; er hatte noch nie eine Facebook-Seite gesehen. »Ist das überhaupt möglich?«
    »Ja, wenn jemand Friðleifurs Seite am Laufen hält und seinen Benutzernamen und sein Passwort kennt, schon. Ich weiß nicht, ob Facebook eine Mitteilung bekommt, wenn ein Benutzer stirbt. Man kann ihnen eine Meldung schicken und darum bitten, dass eine Seite geschlossen wird, wenn man irgendwas Ungewöhnliches bemerkt oder so, aber ich weiß nicht, wie das geht. Wenn Friðleifurs Seite nach seinem Tod weitergeführt würde, hätten seine Freunde das bestimmt gemeldet.« Gylfi checkte trotzdem die Freundschaftsanfragen, aber keine war von Friðleifur. »Hier ist nichts und bei den Freundschaftsvorschlägen auch nicht. Vielleicht bei den Benachrichtigungen.« Er öffnete sie und scrollte eine lange Liste nach unten. »Hier ist auch nichts.«
    »Kann man nicht nach ihm suchen?« Dóra versuchte vergeblich, auf dem Bildschirm etwas zu finden, das nach einer Suchmaschine aussah.
    »Klar.« Gylfi klickte das Feld
Freunde finden
an, und der

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