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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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wich Matthias’ Blick aus. »Es wäre wirklich gut, das frühzeitig zu erfahren, deshalb habe ich dich angerufen. Ich mache mir Sorgen um meine Eltern und kann sie vielleicht darauf vorbereiten, wenn schlechte Neuigkeiten im Anzug sind.«
    Lena tat Matthias leid, es ging ihr wirklich nicht gut, und sie schien zu glauben, dass ihre Sorge berechtigt war. »Das ist bestimmt schwierig für deine Eltern. Machen sie sich auch so viele Gedanken darüber?«, fragte er.
    »Nee, doch, ach, ich weiß nicht. Mit denen kann man überhaupt nicht reden. Konnte man zwar noch nie, aber jetzt ist es ganz schlimm. Nach Tryggvis Tod haben sie sich total an mich gehängt, wollten immer genau wissen, wo ich hingehe und so. Und sie sind immer schlecht drauf und total verschlossen. Anscheinend wollen sie verhindern, dass mir auch so was Schreckliches zustoßen könnte. Gleichzeitig haben sie Angst, mich nicht schützen zu können, und wollen kein zu enges Verhältnis. Jedenfalls bin ich total runter mit den Nerven. Ich will doch nur, dass sie mich mein eigenes Leben führen lassen, sich aber trotzdem um mich kümmern – aber im richtigen Moment.«
    Das war typisch für junge Leute, die noch zu Hause wohnten, und Matthias konnte sich vorstellen, dass er damals genau dasselbe gesagt hatte, auch ohne Familientragödie. »Sie wollen nur dein Bestes.« Das war die Antwort, die er selbst am allerwenigsten hätte hören wollen. »Wir haben mitbekommen, dass Tryggvi im Heim große Fortschritte gemacht hat bei einer speziellen Therapie, die ihn dazu gebracht hat, sich mitzuteilen oder zumindest sein Verhalten zu ändern, stimmt das?«
    Lena zuckte mit den schmächtigen Schultern. »Ich würde nicht direkt sagen, dass er sich mitgeteilt hat, aber er hat seine Umgebung besser wahrgenommen, das stimmt. Vielleicht hätte er am Ende sogar mit uns geredet, wer weiß? Aber wir haben uns nicht unterhalten oder so, davon war er weit entfernt.«
    »Aber er hat sich auf andere Weise ausgedrückt, und das war ein großer Fortschritt, oder?«, fragte Matthias.
    »Ja, im Vergleich dazu, wie er vorher war, schon. Er hat mehr gezeichnet, detailliertere Bilder.«
    »Hat er sich durch die Bilder ausgedrückt?«
    »Nein, nicht direkt. Ich weiß nicht, ob die Bilder Mitteilungen an uns sein sollten. Er hat ganz anders gedacht als normale Menschen, es war nicht leicht, ihn zu verstehen.« Lena trank einen Schluck Cola und stellte das Glas wieder genau auf den feuchten Kreis, den es auf dem Tisch hinterlassen hatte. »Auf den Bildern war nichts, das darauf hinweist, dass Tryggvi das Heim abfackeln wollte oder so. Er hätte so was nie planen können. Wenn er wirklich was mit der Sache zu tun hat, dann ist es einfach so passiert. Er konnte nicht vorher darüber nachdenken und einen Plan zeichnen, das ist unmöglich.«
    »Gibt es denn noch Bilder von ihm? Außer dem, das in eurem Wohnzimmer steht?« Matthias fand das, was Lena über die Bilder ihres Bruders sagte, ziemlich merkwürdig, so als wollte sie versuchen, Dóra davon abzuhalten, sich ausführlicher mit ihnen zu beschäftigen. Wenn das ihr Ziel war, dann war es ihr jedenfalls gründlich misslungen.
    »Äh …« Lena zögerte. »Nein, jetzt nicht mehr. Wir hatten mehrere aus der Zeit, als Tryggvi noch zu Hause gewohnt hat, aber die haben wir letztens beim Aufräumen weggeworfen, sie haben nur alte Wunden wieder aufgerissen. Aber ich kann dir versichern, dass sie nichts mit Feuer zu tun hatten, konnte ich jedenfalls nicht erkennen.«
    »Warst du mal bei Tryggvis Therapie dabei? Ich würde gerne wissen, ob er sich seinem Therapeuten gegenüber anders oder deutlicher ausgedrückt hat. Ohne Bilder.«
    Lena machte ein angewidertes Gesicht. »Das konnte man sich echt nicht anschauen, Tryggvi war total fertig dabei. Schon möglich, dass es funktioniert hat, aber im Nachhinein frage ich mich, wozu das verdammt nochmal nötig war? Der arme Tryggvi hatte überhaupt nichts davon, und es ist schrecklich, dass er sich für nichts und wieder nichts quälen musste.«
    »Du hast es also gesehen?«
    »Ein oder zweimal, das hat mir gereicht.« Ihre hübschen Gesichtszüge verhärteten sich. »Der Typ hat immer dieselben Worte runtergeleiert:
Sieh mich an, sieh mich an …
Dabei hat er Tryggvis Kinn festgehalten und ihn gezwungen, ihm in die Augen zu schauen. Er hat behauptet, dadurch eine Verbindung zu Tryggvi herzustellen. Mein Bruder hat sich gewunden und immer wieder versucht, seinen Kopf frei zu kriegen.« Als sie nach einer

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