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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Bildschirm veränderte sich. Er tippte
Friðleifur
ein, und in Sekundenschnelle erschienen die Suchergebnisse, insgesamt zwölf, aber keiner hatte den richtigen Nachnamen. Man konnte auch nach Gruppen mit diesem Namen suchen, und es erschienen fünf Gruppen, die auf irgendeine Weise mit dem Namen Friðleifur zu tun hatten. Eine von ihnen hieß
Letzte Grüße – Friðleifur
. Sie hatte 338 Mitglieder. »Bingo!«
    »Geh da mal rein.« Dóra hätte ihrem Sohn am liebsten die Maus aus der Hand gerissen, beherrschte sich aber, aus Angst, alles wieder durcheinanderzubringen.
    »Du musst der Gruppe beitreten, willst du das?« Der Pfeil bewegte sich über das entsprechende Feld. »Du hast Glück, es ist eine offene Gruppe, du musst also keine Anfrage stellen.«
    »Klar, oder kann man sich das sonst irgendwie angucken?«, fragte Dóra.
    »Nein, ich wüsste jedenfalls nicht, wie«, antwortete Gylfi.
    »Bist du dir sicher, dass das so gut ist?«, fragte Matthias wenig begeistert.
    »Doch, doch, was soll schon passieren? Klick drauf, Gylfi.« Wieder veränderte sich der Bildschirm, und sie sahen eine Seite, die der Erinnerung an Friðleifur gewidmet war. Dóra bat Gylfi, das Foto des Mannes zu vergrößern. Sie hatte bisher nur ein Bild von seiner vom Feuer entstellten Leiche gesehen. Er war dunkelhaarig und hatte eine von Akne vernarbte Haut. Es war ein furchtbar trauriges Foto, Friðleifur lächelte wehmütig, als würde er ahnen, was ihn erwartete. Der junge Mann schien auf seine Weise sympathisch und attraktiv gewesen zu sein. Zwischen seinen dunklen Lippen blitzen gerade Zähne auf, und die lockigen Haare fielen ihm in Stirn und Augen. Das Foto war grobkörnig, als wäre es stark vergrößert worden. »Du kannst es wieder schließen«, sagte Dóra, als sie das Foto lange genug angeschaut hatte.
    »Sollen wir die Plätze tauschen?« Gylfi stand auf. »Ihr kommt jetzt bestimmt alleine zurecht, da kann man nicht mehr viel falsch machen.« Matthias nahm seinen Platz ein, und Gylfi verließ gähnend den Raum. »Ruft mich einfach, wenn ihr Probleme habt.«
    Auf der Seite konnte man letzte Grüße an Friðleifur aussprechen, der viel zu früh gestorben war. Sein Todestag war angegeben, und die Leute wurden dazu aufgerufen, Fotos von Friðleifur einzustellen und ihm Grüße zu schicken. Bei den Fotos sollte man den Anstand wahren, Unangemessenes würde sofort gelöscht. Nirgendwo stand, wer für die Seite zuständig war oder sie moderierte.
    »Was es alles gibt«, rutschte es Matthias heraus, nachdem er den kurzen Text gelesen hatte. »Wahrscheinlich gibt es kein Leben nach dem Tod, außer im Internet.«
    »Sag das nicht, ich finde das gar keine schlechte Idee, es hilft einem bestimmt, seine Trauer zu verarbeiten. Eine moderne Form des Nachrufs eben. Vielleicht machen wir das in Zukunft immer so.« Als Nächstes schauten sie sich die Kommentare der Besucher auf der Pinnwand an. Der letzte Eintrag war vier Monate alt, und die anderen Einträge reichten weit zurück.
    »Puh.« Matthias war wenig begeistert von dieser Zukunftsvision. »Bin ich irgendwie unnormal, oder sind diese Einträge einfach seltsam?«
    Dóra nickte. »Du bist zwar sehr unnormal, aber du hast trotzdem recht.« Die meisten Einträge drehten sich um Saufen und Kater.
Denke nach heftigem Feiern an dich – Hammerkopfschmerzen. Wär gut, wenn du jetzt da wärst. Am Freitag total besoffen, hab viel an dich gedacht. Mein lieber Freund, wo warst du am Wochenende, hab mir die Leber aus dem Leib gekotzt, wie schön es doch früher war.
    »Ich weiß ja nicht, wie junge Leute heutzutage trauern, aber das ist ziemlich seltsam«, sagte Dóra und scrollte weiter über die vielen Seiten mit Einträgen. »Hier muss doch irgendwas sein, worauf mich mein mysteriöser SMS -Freund hinweisen will.«
Vermisse dich sehr, bin total verkatert. Prost! Prost! Prost! Trinke gezwungenermaßen in Maßen, seit du nicht mehr unter uns bist! Man weiß erst, was man hatte, wenn man es verloren hat, war total breit, das Leben ohne dich suckt. Vermisse dich, Retter – ohne dich sind wir lost
.
    »Was meinen die eigentlich damit?« Matthias beobachtete, wie Dóra die nächsten Einträge aufrief, die sich alle um dasselbe Thema drehten. »War er Drogendealer?«
    Dóra las die Einträge, ohne etwas zu finden, das ihr helfen könnte. Nur endloses Gelaber über Sauforgien. »Ich habe schon überlegt, ob sie die beiden Mädchen, Lísa und Ragna, oder sogar die anderen Bewohner verkauft

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