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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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kurzen Pause weitersprach, war die Wut in ihrer Stimme schon wieder verflogen. »Tryggvi wollte den Leuten nicht in die Augen schauen, das war ihm unangenehm. Ich verstehe nicht, wie meine Mutter diesen Quatsch ertragen konnte.«
    »War sie denn immer dabei?«
    »Nein, nicht immer, aber oft. Sie hat es nicht darauf angelegt, aber wenn der Typ zufällig da war, wenn wir zu Besuch kamen, ist sie mit reingegangen.«
    »Und was hast du solange gemacht? Gab es ein Wartezimmer?«
    »Ich hab im Flur rumgehangen. Das war schon okay, ich kannte ein paar Mitarbeiter, mit denen ich quatschen konnte. Da waren ein paar in meinem Alter.«
    »Kanntest du zufällig den Wachmann, der bei dem Brand ums Leben gekommen ist?« Matthias konnte sich nicht an den Namen erinnern und fluchte im Stillen darüber, dass er sich ihn nicht eingeprägt hatte, bevor er losgefahren war.
    »Friðleifur? Ja, den kannte ich.«
    »Wir haben gehört, dass er verdächtigt wurde, auf der Arbeit getrunken zu haben. Hast du was davon mitbekommen?«
    »Nein, nicht wenn ich da war, aber er hat ja meistens nachts gearbeitet, dazu kann ich natürlich nichts sagen. Ich habe ihn immer am Wochenende getroffen, bevor er morgens von der Schicht nach Hause gefahren ist, und da war er garantiert nicht betrunken, garantiert nicht.« Sie starrte auf den schmelzenden Eiswürfel, der in ihrem Glas schwamm. »Garantiert nicht.«
    »Er soll früh morgens und womöglich auch nachts Besuch bekommen haben. Hast du davon was mitbekommen?«
    Lena starrte einen Moment lang weiter auf den Eiswürfel und zuckte dann teilnahmslos mit den Schultern. »Ich weiß nur, dass er mal Ärger wegen Bierdosen bekommen hat, vielleicht hatte er Gäste, die Bier getrunken haben oder so. Das war kurz vor dem Brand, aber ich hab keine Ahnung, ob Friðleifur oder der andere Nachtwächter oder irgendwelche Leute, die sie reingelassen haben, oder sonst wer das Zeug getrunken hat.« Sie warf Matthias über den Rand ihres Glases einen schnellen Blick zu. »Glaubt ihr etwa, dass irgendjemand, den sie reingelassen haben, das Haus angesteckt hat?«
    »Bisher gibt es nichts, was darauf hinweist. Weißt du denn, wer diese Gäste gewesen sein könnten? Es wäre gut, mal mit diesen Leuten zu reden.«
    Lena schüttelte den Kopf. »Nein, ich kannte die Nachtwächter nicht so gut. Friðleifur vielleicht etwas besser, aber nicht so gut, dass ich wirklich was über ihn wüsste.«
    »Wie hieß noch mal der andere, der nachts mit ihm zusammengearbeitet hat?«
    Lena schwieg. Sie wirkte hin- und hergerissen. »Das kriegst du ja sowieso raus, oder?«
    »Ja, wir haben den Namen. Der Mann hat Dóra nur noch nicht zurückgerufen, und sein Name ist mir entfallen. Der weiß natürlich am besten, was da nachts los war, auch wenn er in der besagten Nacht nicht im Heim war, sondern nach eigener Aussage krank zu Hause lag.«
    »Okay.« Sie trank einen Schluck Cola und fixierte ihr Handy, so als hoffte sie, es würde klingeln und sie retten. Doch das graue Display blinkte nicht. »Aber du erzählst keinem, woher du den Namen hast, oder? Ich will niemanden in Schwierigkeiten bringen.«
    »Nein, nein, dafür gibt es überhaupt keinen Grund. Wie gesagt, wir kennen den Namen, ich habe ihn nur vergessen.«
    Lena nickte kaum merklich. »Also, es gab zwei unterschiedliche Teams. Meistens hat derselbe Typ mit Friðleifur zusammengearbeitet. Manchmal gab es auch Änderungen, aber dazu fragst du ihn am besten selbst.«
    »Und wie heißt er?«
    »Margeir. Seinen Nachnamen kenne ich nicht.«

28 . KAPITEL
    MONTAG ,
18 .  JANUAR 2010
    Das Wasser war heißer als sonst, und dichter Nebel stieg in die kalte Luft auf. Vom dunklen Himmel schwebten Schneeflocken auf Dóra und Matthias herab, die mit aufgeweichten Fingern und Zehen nebeneinander im Hot Pot saßen. Sóley war mit Orri im Kinderbecken, aber Dóra ließ sie nicht aus den Augen, aus Angst, Sóleys leuchtenden Badeanzug und Orris voluminösen Schwimmreifen in dem Dampf aus dem Blick zu verlieren. Matthias und sie hatten dem Drängen der Kinder nachgegeben und waren mit ihnen ins Schwimmbad gegangen, während Dóras Mutter das Essen vorbereitete. Es waren nur wenige Erwachsene im Schwimmbad, und sie hatten den Hot Pot für sich – es konnte gar nicht besser sein. Schwimmen war im Grunde der einzige Sport, den Dóra mochte, denn anders als beim Joggen konnte man jederzeit aufhören. Wenn man draußen joggte, hatte man, wenn man gerade am erschöpftesten war, immer noch den Rückweg vor

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