Feuernacht
zu schieben, aber er war ein Mann, und ich stelle gerade eine Liste von Personen zusammen, die ein Kind gezeugt haben könnten. Ich weiß nicht, ob du das weißt, aber Lísa Finnbjörnsdóttir, die junge Frau, die im Wachkoma lag, war schwanger.«
Einvarðurs kultivierte Fassade bekam feine Risse, und der Mensch dahinter kam für einen Moment zum Vorschein. »Du machst Witze.«
»Nein, so geschmacklose Witze mache ich normalerweise nicht. Es wundert mich allerdings, dass du das nicht weißt, meines Wissens nach warst du nämlich darüber informiert.«
Er wirkte irritiert, schlug sich die Hand vor die Stirn und riss die Augen auf wie in einem Stummfilm. »Das habe ich doch nicht gemeint. Ich war nur so überrascht, dass ich mich unglücklich ausgedrückt habe.« Er ließ seine Hand wieder sinken. »Ich habe nach dem Brand, als die Ermittlungen in Gang kamen, davon gehört, es aber immer noch nicht richtig verdaut. Entschuldige bitte meine Reaktion.«
»Du weißt, dass ein DNA -Test des Embryos vorliegt?«
»Ich gebe gerne eine Probe ab, falls ihr mich ausschließen wollt. Ich habe damals selbst vorgeschlagen, meinen Sohn testen zu lassen, und es sogar aus eigener Tasche bezahlt.« Er errötete bis zum Haaransatz. »Die Eltern des Mädchens haben mich gebeten, ihnen dabei zu helfen, dass der Fall nicht weiter untersucht wird, und ich habe ein paar Dinge in die Wege geleitet. Mit dem Test wollte ich jeglichen Verdacht ausräumen, ich hätte irgendwelche zweifelhaften Absichten. Ich wollte klarstellen, dass ich damit nicht etwa Tryggvis Spuren verwischen wollte. Das Ergebnis hat ja schon gezeigt, dass ich unmöglich der Vater des Kindes sein kann, dafür gab es viel zu wenige genetische Übereinstimmungen zwischen Tryggvi und dem Embryo.«
Das stimmte – falls er tatsächlich Tryggvis Vater war, aber Dóra unterließ es, ihn darauf hinzuweisen. »Und warum hast du den Eltern des Mädchens diesen Gefallen getan? Das ist ja schon eine seltsame Wendung in einem so ernsten Fall.«
»Ich war damals nicht ganz bei mir. Das ist im Grunde die einzige Entschuldigung, die ich dafür habe. Ja, und vielleicht, dass die Eltern völlig verzweifelt waren und darauf gedrängt haben. Aber das war kein Alleingang von mir, die Polizei und die Staatsanwaltschaft waren darüber informiert. Es herrschte Einigkeit darüber, der Bitte nachzukommen. Als Erstes wurde ihr Vater von jeglichem Verdacht befreit. Glaubt mir, ich würde alles tun, damit der Schuft, der diese junge Frau missbraucht hat, gefunden wird, auch wenn sich dabei herausstellt, dass Jakob nicht der Brandstifter war. Damals habe ich diese beiden Taten überhaupt nicht miteinander in Verbindung gebracht, aber mir ist schon klar, worauf ihr hinauswollt«
»Wir nehmen natürlich jede Hilfe an, falls dir jetzt, mit etwas Abstand, noch etwas einfällt.«
»Ist es in Ordnung, wenn ich meiner Frau von Lísa erzähle? Sie war öfter im Heim als ich und hat vielleicht was bemerkt oder irgendeine Idee. Ich wollte sie damals aus der Sache raushalten. Der Tod unseres Sohnes ist ihr sehr nahegegangen, und ich wollte es nicht noch schlimmer machen, … meine Frau ist sehr sensibel.«
»Klar, warum nicht? Solange sie es nicht rumerzählt. Es wäre auch gut, wenn deine Frau bereit wäre, mit mir zu reden.«
»Das ist kein Problem. Sie ist Hausfrau. Nach Tryggvis Geburt hat sie aufgehört zu arbeiten, und unsere Tochter wohnt noch bei uns. Ihr ist es so am liebsten, auch wenn es jetzt viel ruhiger ist als früher. Ich werde sie bitten, dich anzurufen.« Er nahm Dóras Visitenkarte entgegen. »Hast du schon mit dem Kameramann gesprochen?«
»Welcher Kameramann?«
»Ein junger Mann, der Material für einen Dokumentarfilm über das Heim gesammelt hat. Mit der Zustimmung des Regionalbüros natürlich. Er war sehr oft vor Ort und muss jede Menge Filmmaterial haben, das du dir vielleicht anschauen kannst. Wer weiß, ob du darauf nicht was Interessantes entdeckst. Der Mann hat auch eine gute Vergleichsmöglichkeit zu anderen Einrichtungen. Er kann dich bestimmt davon überzeugen, dass im Heim alles in bester Ordnung war.« Mit dieser Aussage ignorierte er den Vorfall mit Lísa völlig, merkte es aber sofort und fügte mit Nachdruck hinzu: »Ich hoffe wirklich, dass ihr den Mann aufspürt, der Lísa das angetan hat, und wenn Jakob wirklich unschuldig ist, wäre ich sehr froh, wenn ihr diesen Schuft von Brandstifter findet. Aber wenn Jakob schuldig ist, dann soll er im Sogn bleiben, bis er
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