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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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bei Jakobs Fall einen Fehler gemacht hat?«
    »Doch, schon.« Jósteinn schaute nicht auf, sondern starrte weiter die Blumenstickerei auf dem Kissen an.
    »Und hast du schon mal drüber nachgedacht, mir deine Einschätzung mitzuteilen?« Dóra versuchte, ihre Ungeduld zu verbergen, obwohl sie den Mann am liebsten geschüttelt hätte – allerdings nur mit Gummihandschuhen.
    »Ich weiß, dass er keinen guten Job gemacht hat, und kann das auch beweisen.« Jósteinns Gesichtsausdruck ließ eine Spur von Triumph erkennen. »Er ist mit einem der Opfer verwandt, und das hat er garantiert verschwiegen.«
    »Woher weißt du es denn, wenn er es verschwiegen hat?«
    »Bevor ich mich mit Computerreparaturen beschäftigt habe, war mein Hobby Ahnenforschung. Ich habe meine eigenen Vorfahren recherchiert und nach Personen gesucht, die etwas mit mir gemeinsam haben. Irgendwann, als ich meine eigene Familie längst durchhatte, habe ich auch mal nach Ari gesucht. Als Jakob dann herkam und ich von seinem Fall hörte, kam mir der Name eines der Opfer bekannt vor. Bei der Durchsicht meiner Aufzeichnungen habe ich gesehen, dass der Vater dieses jungen Mannes, der verbrannt ist, mit Ari verwandt ist. Ziemlich heftig, wenn man bedenkt, dass Ari genau den Mann verteidigen wollte, der den Tod des Jungen verursacht hatte. Ich fand das alles sehr interessant. Eigentlich habe ich daraufhin angefangen, mich für Jakob zu interessieren.«
    »Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass wir Isländer alle mehr oder weniger miteinander verwandt sind. Wie waren die beiden denn verwandt?«
    »Ari und der Vater dieses Jungen waren Cousins. Das ist enger als allgemein üblich. Wir beide sind zum Beispiel nur siebten Grades miteinander verwandt.«
    Dóra war entsetzt, dass der Mann familiäre Verbindungen zu ihr recherchiert hatte. Sie hoffte nur, dass er veraltete Informationen hatte und nichts von Gylfi, Sóley oder Orri wusste. Der Gedanke, dass er auch nur ihre gedruckten Namen gesehen haben könnte, war unerträglich. »Cousins?« Wenn das stimmte, dann war Aris Verhalten höchst unverständlich und unmoralisch.
    »Er hat Jakob bestimmt nicht gut vertreten, oder kannst du dir das vorstellen?«
    Dóra antwortete nicht, dachte aber dasselbe. »Wer ist der Mann?«
    »Tryggvi Einvarðsson, der Sohn von Einvarður Tryggvason, Enkel von Tryggvi Helgason, dem Bruder von Aris Vater Gunnar Helgason. Ari und Einvarður sind demnach Cousins. Wenn du willst, kann ich ihren Stammbaum bis zu einer Verbindung mit meiner Familie zurückverfolgen. Ich habe ein gutes Gedächtnis.«
    »Nein, danke, das genügt mir vollkommen.«
     
    Auf dem Weg nach draußen sah Dóra Jakob. Er drehte ihr den Rücken zu, beugte sich in einer ziemlich kleinen Küche über die Spüle und spülte energisch Geschirr.
    »Hallo, Jakob!« Er blickte auf, und Dóra sah eine riesige weiße Schürze mit einem großen Wasserfleck. »Wie geht es dir?«
    Jakob schaute sie an und schien sie nicht wiederzuerkennen. Dann erkannte er sie doch und lächelte treuherzig. »Bist du hier, um mich abzuholen? Darf ich nach Hause zu meiner Mama?«
    »Nein, Jakob, leider nicht. Aber ich arbeite daran und tue alles, damit du das bald kannst. Aber bis dahin musst du tapfer sein.«
    Sein Lächeln erstarb, und er machte ein trauriges Gesicht. »Das bin ich, aber ich will trotzdem nach Hause!«
    »Ich weiß, hoffentlich klappt es, aber leider noch nicht heute.«
    »Morgen?« Sein Gesicht erhellte sich wieder, und Dóra merkte, dass sie besser auf ihre Worte achten musste, wenn sie keine unrealistischen Hoffnungen wecken wollte.
    »Nein, morgen auch nicht, Jakob. Hast du noch mal über die Nacht nachgedacht, über die wir gesprochen haben, als ich hier war? Hast du noch mal versucht, dich daran zu erinnern?«
    Jakob schüttelte den Kopf. »Ich will nicht daran denken. Dann geht es mir nicht gut.«
    Dóra nickte. »Sag mal, hast du mal was über einen kurzen Schlauch gehört? Im Zusammenhang mit dem Zimmer, in dem Natan gewohnt hat? Nummer zwei?« Jakob starrte sie verständnislos an und schüttelte den Kopf. »Okay, kein Problem. Aber du kannst mir bestimmt was anderes sagen: Wie hieß das Mädchen, das in dem Zimmer am Ende des Flurs gewohnt hat? Weißt du das noch?«
    Jakob machte ein übertrieben nachdenkliches Gesicht und runzelte die Stirn. »Nein, weiß ich nicht mehr.«
    »Versuch mal, dich zu erinnern, sie hat immer im Bett gelegen und konnte nicht sprechen.«
    »Ich hab nie mit ihr gesprochen. Sie hat

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