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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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beleidigtes Gesicht. »Nein, sie sind nur gekommen, um zu atmen. Nicht mit Rauch, sie wollten gute Luft.«
    »Okay.« Dóra klopfte Jakob auf die Schulter. Ein Engel mit einem Koffer und gute Luft. Der Mann war wirklich eine unerschöpfliche Quelle nutzloser Informationen.

20 . KAPITEL
    FREITAG ,
15 .  JANUAR 2010
    Mitten am helllichten Tag gab es nichts, wovor man Angst haben musste, auch wenn es grau und frostig war. Margeir sog die kühle, feuchte Luft tief in den Brustkorb ein. Ein wohliges Gefühl, das er seit Monaten nicht mehr empfunden hatte, erfüllte ihn, und er schloss die Augen. Vielleicht würde dieser Tag ein Wendepunkt in seinem Leben werden, ein neuer Anfang eines neuen Lebensabschnitts unter neuen, angenehmeren Bedingungen. Es lag in seiner Hand, sich den Dingen, die ihn in letzter Zeit gequält hatten, zu stellen, und er musste aufhören, sich ständig runterzuziehen. Eine Wolkenbank schob sich über den Himmel, und ein Windstoß fegte Schnee vom Geländer; der Winter wollte nicht aufgeben und bäumte sich noch einmal auf. Missmutig klopfte sich Margeir den Schnee von der Kleidung. Erst bei dem lauten Rascheln seines Anoraks merkte er, wie leise es draußen war. Kein Verkehrslärm, kein flüsternder Wind in den nackten Espenzweigen. Fasziniert starrte Margeir auf die Zweige und hatte das Gefühl, im Fernsehen einen Stummfilm zu sehen.
    Aus seiner Anoraktasche drang ein erstickter Klingelton, und er zuckte zusammen. Margeir erkannte die Nummer des Radiosenders, und trotz aller guten Vorsätze, sich von den anonymen Anrufen nicht länger aus der Fassung bringen zu lassen, war er erleichtert. Wahrscheinlich hatte der Mann es aufgegeben, ihn anzurufen, obwohl Margeir immer noch SMS -Mitteilungen bekam, die vom selben Absender stammen mussten. Seit er bei der Adresse vorbeigegangen war, die in der einen SMS gestanden hatte, hatte er die Stimme dieses Feiglings nicht mehr gehört. Margeir nahm an, dass dieser schräge Typ dort wohnte. Entweder war er vorsichtig geworden, als er Margeir gesehen hatte, oder er hatte einfach keine Lust mehr, ihn zu schikanieren, und sich jemand anderen gesucht. Es war vorbei. Es schien vorbei zu sein. Es musste vorbei sein.
    Beschwingt und davon überzeugt, dass gute Neuigkeiten auf ihn warteten, ging Margeir ans Handy. Normalerweise wurde er nicht oft von der Arbeit aus angerufen, doch die müde Stimme des Radiochefs dämpfte seine Erwartungen sofort. Sein Chef erklärte, die Werbeeinnahmen würden zurückgehen und die Zahl der Sponsoren langsam, aber stetig abnehmen. Dann fragte er, ob sich Margeir zutrauen würde, einen Sponsor zu finden, der seine Sendung finanzieren würde. Margeir solle sich das gut überlegen, sein Job hinge davon ab, und er solle niemanden von vornherein ausschließen. Schließlich bräuchten alle gute Publicity, die Zeiten seien hart und jeder Kunde und jede Krone heiß umkämpft. Nirgendwo bekäme man so günstige Werbung, die so viel Resonanz brächte, zumal die Hörerzahlen stetig zunähmen. Die Verkaufsmasche klang so überzeugend, dass Margeir schon darüber nachdachte, selbst Werbung zu schalten, als der Redeschwall seines Chefs plötzlich nachließ. »Das kriegst du doch hin, oder? Sonst bin ich gezwungen, mir jemand anders zu suchen, der sich selbst finanzieren kann. Wir haben nun mal schwierige Zeiten …«
    »Ich hoffe es«, antwortete Margeir nur, »ich hoffe es.« Dann legte er auf und atmete langsam aus. Der Wind hatte sich gedreht, und Margeir verschluckte sich, da seine Lungen nicht auf den scharfen Windstoß vorbereitet waren. Wie funktionierte das eigentlich mit dem Arbeitslosengeld? Er hatte nicht die geringste Ahnung und erinnerte sich nur dunkel daran, dass seine Mutter ihm in den Ohren gelegen hatte, er solle dem Amt melden, dass er im Oktober vor gut einem Jahr seinen Job verloren hatte. Aber wo musste er noch mal hingehen, und was genau musste er tun? Es wäre wirklich peinlich, sie noch mal darauf anzusprechen, denn er hatte ihr vorgegaukelt, die Sache längst erledigt zu haben, und er wollte ihr auf keinen Fall erklären müssen, warum er nach dem Verlust seines Jobs so antriebslos gewesen war.
    Margeir ging davon aus, dass sein Anrecht auf volles Arbeitslosengeld nach dieser langen Zeit abgelaufen war, aber irgendwas musste er ja kriegen. Noch weniger Einnahmen würden ihm das Genick brechen – alles, was er zur Seite gelegt hatte, als er noch zwei Jobs hatte, war längst aufgebraucht, und seine laufenden Kosten

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