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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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sind. Waren solche Besuche üblich?«
    Linda verzog das Gesicht. »Nein, ich glaube nicht, aber das wäre ihm durchaus zuzutrauen.«
    Dóra musste unbedingt Kontakt zu Friðleifurs Schwester und dem zweiten Nachtwächter aufnehmen, der ihre Anrufe bisher nicht beantwortet hatte. »Da ist noch was, das ich gerne wüsste, und zwar den Namen des Mädchens, das in Zimmer sechs gewohnt hat. Sie wurde kurz vor dem Brand in ein Krankenhaus verlegt. In den Prozessunterlagen wird sie nicht erwähnt, aber ich würde gerne mal mit ihr reden.«
    »Oh Gott«, seufzte Linda, »ich bezweifle, dass dir das gelingen wird. Vielleicht weißt du nichts über ihren Zustand, aber sie hat das sogenannte Locked-in-Syndrom und kann sich so gut wie gar nicht verständlich machen.«
    »Ich habe gehört, dass sie über Augensignale kommunizieren kann, stimmt das?«
    »Ich will dir ja nicht zu nahetreten, aber diese Art von Kommunikation ist ziemlich schwierig.«
    Dóra schüttelte den Kopf. »Was ist dieses Locked-in-Syndrom eigentlich?«
    »Eine der schlimmsten Krankheiten, die man sich vorstellen kann. Es handelt sich um eine Hirnschädigung, bei der keine Verbindung mehr zu den Bewegungsmuskeln besteht, bis auf die zu den Augenmuskeln. Es gibt eine noch schlimmere Form, bei der auch die Bewegungsfähigkeit der Augen verlorengeht. Man vergleicht das manchmal damit, lebendig begraben zu sein. Es ist anders als das Wachkoma, da der Patient gelähmt, aber bei vollem Bewusstsein ist. Der untere Teil des Gehirns ist beschädigt, während der obere funktioniert.«
    »Und was ist mit Emotionen? Spürt man seinen Körper?«
    »Ja, oft, so war es in diesem Fall. Das Mädchen heißt Ragna Sölvadóttir, sie ist seit einem Sturz aus großer Höhe vor ein paar Jahren in diesem Zustand und hat keine Heilungschancen. Meistens ist die Krankheit die Folge eines Hirnschlags oder Unfalls. Ich weiß nicht, was mit Ragna passiert ist, wahrscheinlich wurde sie in einer anderen Einrichtung untergebracht. Sie kann nicht einfach zu Hause auf einen Platz warten, zumal ihre Eltern ins Ausland gezogen sind. Wegen der Arbeitssituation, glaube ich.«
    Dóra graute bei dem Gedanken an diese Krankheit, und sie überlegte, ob Lísas Vergewaltiger sich auch an diesem Mädchen vergangen hatte. Dann wäre es vielleicht möglich, eine Beschreibung des Mannes zu bekommen. »Weißt du, ob es in Zimmer zwei etwas gab, das mit einem Schlauch zu tun hatte, mit einem kurzen Schlauch? Natan hat da gewohnt. Entschuldige bitte die merkwürdige Frage, aber ich kann das leider nicht genauer erklären, ich habe diese Info mehr oder weniger im Telegrammstil erhalten.«
    Linda schüttelte den Kopf. »Ich kann mich an nichts Derartiges erinnern. Natan war ein sehr netter junger Mann, der keine Schläuche gebraucht hat. Wenn das was mit der Brandstiftung zu tun haben soll, wäre ich vorsichtig. Natan kann nicht daran beteiligt sein, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Was ist mit den anderen Bewohnern? Kannst du dir vorstellen, dass es einer von ihnen oder ein Angehöriger gewesen sein könnte? Also die Brandstiftung und das mit Lísa?«
    Die Frau überlegte lange. »Wenn ich ehrlich sein soll, fällt mir da niemand ein. Auch wenn das Heim nicht lange existiert hat, habe ich alle gut genug kennengelernt, um das sagen zu können. Mit den Angehörigen hatte ich natürlich weniger zu tun, aber ich glaube nicht, dass sie so was machen würden. Die meisten Eltern behinderter Kindern die ich kennengelernt habe, wollen nur das Beste für ihr Kind und kämpfen mit Händen und Füßen dafür. Solche Leute würden einfach keinen Mord begehen … das kann ich mir einfach nicht vorstellen.«
    Die meisten Leute konnten sich nicht vorstellen, dass irgendjemand einen Mord beging, aber es geschah trotzdem. »Ich habe mir die Aufnahmen des Kameramanns angeschaut, der eine Zeitlang im Heim gearbeitet hat«, sagte Dóra. Linda nickte. »Da waren im Hintergrund Worte zu hören, die auch bei meinem Gespräch mit Jakob aufgekommen sind und für die ich keine Erklärung habe. Vielleicht kannst du mir dabei helfen.«
    »Was für Worte?«, fragte Linda erstaunt.
    »
Sieh mich an
 … ständig wiederholt von einem Mann, und zwar ziemlich eindringlich.«
    Linda sah Dóra ruhig an. »Ja.« Ihr Gesicht entspannte sich ein wenig. »Das kenne ich. Tryggvi hatte einen Therapeuten, der ziemlich ungewöhnliche Methoden angewandt hat. Er hat diese Worte immer wiederholt, wenn er versucht hat, Kontakt zu Tryggvi aufzunehmen. Im

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