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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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nachdenken zu müssen, dass es einen anderen Täter geben muss, wenn es nicht Jakob war. Wer sollte das sein?«
    »Man kann nicht erwarten, dass sich die Leute wie Roboter verhalten. Nach so einem Schock ist das eine völlig normale Reaktion.« Dóra war froh, endlich jemanden zu finden, der wirklich an Jakobs Unschuld glaubte. Bis auf seine Mutter schlossen die Leute diese Möglichkeit zwar nicht unbedingt aus, aber man konnte ihnen ansehen, dass sie große Zweifel an Dóras Recherchen hegten. Linda schien da anderer Meinung zu sein. »Eine Sache, die ich herausgefunden habe, ist, dass eine Bewohnerin schwanger war. Lísa. Wusstest du das?«
    Die Frau wurde feuerrot. »Ja, aber ich habe es erst im Nachhinein erfahren. Es kam erst bei der Obduktion heraus, und ich wurde zu einer Besprechung ins Regionalbüro bestellt. Ich war total überrascht.« Linda massierte ihre Stirn. »Mir war nicht klar, dass diese schreckliche Sache etwas mit dem Brand zu tun haben könnte. Es ging immer nur darum herauszufinden, wer es gewesen war, damit sich der Mann nicht an weiteren Frauen vergehen konnte. Dabei hat man großen Wert darauf gelegt, dass die Presse keinen Wind von der Sache bekommt.«
    »Hattest du jemanden in Verdacht?«
    »Himmel, nein, das ist so abartig, dass man es niemandem zutrauen kann. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass es auf keinen Fall ein Mitarbeiter gewesen sein kann.« Lindas Gesicht wurde noch röter. »Der Einzige, der meiner Meinung nach in Frage kommt, hat sich nach einem DNA -Test als unschuldig entpuppt.«
    »Und wer war das?«
    »Ein junger Mann, der als Nachtwache gearbeitet hat. Er ist bei dem Brand ums Leben gekommen. Friðleifur.«
    »Ich habe gehört, er wäre sehr nett und freundlich gewesen, stimmt das nicht?«
    Linda ließ ihren Arm sinken. »Er war schon in Ordnung, aber weit davon entfernt, ein Vorbild zu sein. Ich mochte ihn und seinen Kollegen nie besonders und hatte den Verdacht, dass sie ihren Job nicht vernünftig gemacht haben. Es ist zwar nicht schön, so über Verstorbene zu reden, aber so war es nun mal.«
    »Gab es irgendwelche Verstöße?«
    »Nein, nicht direkt, dann wäre den beiden ja gekündigt worden. Ich habe ein paarmal am Wochenende gearbeitet und das Haus mehr als einmal in einem unpassenden Zustand vorgefunden. Bierdosen und so weiter, was darauf schließen lässt, dass einer oder beide bei der Arbeit getrunken haben. Sie waren aber immer nüchtern, und wenn man kam, hatten sie sofort Entschuldigungen parat, die die Leiterin ihnen abgenommen hat, obwohl ich anderer Meinung war. Wer glaubt denn schon, dass gerade sie ständig Bierdosen im Garten finden und auch noch einsammeln? Ich jedenfalls nicht. Außerdem sind die Vorräte an Intralipid, Infusionslösungen und anderen Mitteln für intravenöse Ernährung zurückgegangen. Das galt auch für Butterfly-Kanülen und Schläuche, die man dafür braucht. Zweimal habe ich im Wachpersonalraum im Mülleimer leere Tropfbeutel gefunden, wofür die beiden keine Erklärung hatten. Sie meinten nur, die müssten vorher schon da gewesen sein, was ich ihnen einfach nicht geglaubt habe. Leere Beutel oder Nadeln haben wir nach diesem Zwischenfall zwar nicht mehr gefunden, aber die Vorräte wurden merkwürdigerweise immer kleiner. Ich fand, dass Glódís das nicht richtig ernst genommen hat, sie wollte erst abwarten und der Sache dann nachgehen, aber daraus ist natürlich nichts geworden. Mir ist schon klar, dass solche Nachtjobs schwer zu besetzen sind und sie deshalb so lasch gehandelt hat.«
    »Glaubst du, dass die beiden Drogen genommen oder nachts dort verkauft haben?«
    »Ich bin ja nun wirklich keine Drogenexpertin und weiß nicht, was Infusionslösung damit zu tun haben soll, aber natürlich hätten sie das Zeug nicht anrühren, geschweige denn, es in Spritzen füllen oder mit etwas anderem mischen dürfen.«
    »Wurden die Medikamente nicht in einem verschlossenen Schrank aufbewahrt?«
    »Nein, wir haben auf einen speziellen Kühlschrank für die Aufbewahrung solcher Medikamente gewartet. In der Zwischenzeit wurden sie in einem kleinen Kühlschrank in der Abstellkammer neben Glódís’ Büro aufbewahrt. Da hatten wir auch einen Vorrat an Spritzen und anderen medizinischen Dingen. Die Abstellkammer war natürlich abgeschlossen, aber die Nachtwachen hatten einen Generalschlüssel fürs ganze Haus.«
    »Ich habe gehört, dass Friðleifurs Schwester und ein Freund von ihm mal an einem Wochenende frühmorgens vorbeigekommen

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