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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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auf den Grund ihres Herzens sehen zu lassen. Dann besann sie sich und rückte ein Stück von ihm ab. Was war los mit ihr, dass sie sich einem Fremden anvertrauen wollte? Wirkten an diesem Abend Salas Zauberkräfte auf sie? Sie musste diese Spannung lösen, sonst würde sie vielleicht in dieser Nacht einen Fehler begehen. Noch immer sah er sie an … hoffnungsvoll … erwartungsvoll?
    Lin stand auf und lächelte entschuldigend. »Du solltest dir eine Sonnenwendgefährtin suchen, sonst sind nur noch die Hässlichen übrig«, versuchte sie scherzhaft zu klingen.
    Elven schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht nach Engil gekommen, um mir Mädchen für ein paar Nächte zu suchen. Ich bin hierher gekommen, um eine Gefährtin zu finden.«
    O Sala!
Das war einfach zu viel. Wie er sie ansah, als er das sagte, war sie sich sicher, dass er auf viel mehr hoffte als eine Nacht mit ihr. Lin fasste sich an den Kopf. »Wie dumm von mir, die Zeit zu vergessen. Ich muss in Salas Tempel, die Zeremonie vorbereiten.« Dann lief sie davon, ohne sich nach ihm umzudrehen.
    Das dürfte deutlich genug gewesen sein. Lin spürte ihr Herzrasen, während sie zum Tempel zurücklief … begleitet von einer Furcht, die sie sich nicht erklären konnte.
     
    Niwa rieb sich müde über die Augen und gähnte, während sie die abgebrannte Fackel in den Eimer mit Harz tauchte und an einem fast verglimmten Holzstoß entzündete. Welche Stunde war es? Die Opferzeremonie für Sala war längst vorbei, sicherlich ging es bereits auf den Morgen zu. Die Paare hatten sich gefunden und lagen zusammen in versteckten Lagern aus Stroh und Moos, wo sie sich der Liebe unter dem Sternenhimmel hingaben. Die meisten Feuer waren längst heruntergebrannt.
    Niwa kniff die Augen zusammen und sah sich um. Sie war müde und hatte sich zu weit vom Festplatz entfernt. Außerdem war es stockfinster. Sie seufzte, als sie kehrtmachte und in die entgegengesetzte Richtung lief. Wenn es nur nicht so dunkel gewesen wäre. Trotz der Fackel in ihrer Hand konnte sie keine fünf Schritte weit sehen.
    Wieder schweiften ihre Gedanken ab zu Salas Fest. In diesem Jahresumlauf war sie nach Ansicht ihres Vaters noch zu jung gewesen, doch beim nächsten Sonnenwendfest würden jüngere Mädchen die ungeliebte Arbeit übernehmen und die Holzstöße entzünden; sie würde in den Armen eines jungen Mannes liegen und sich der Liebe hingeben. Zufrieden seufzte sie ein weiteres Mal bei der Vorstellung daran und leuchtete mit der Fackel den Boden ab, während sie weiterlief.
    Ein Schaben und Kratzen in der Dunkelheit ließen sie innehalten. Vom Festplatz wehten noch vereinzelt die Lieder der Flötenspieler zu ihr herüber, welche die Liebenden bei ihrem Opfer für Sala begleiten sollten. Sie konnte also nicht allzu weit vom Weg abgekommen sein. Spielten ihre Ohren ihr einen Streich? Doch da war es schon wieder – das Schaben.
    Niwa stellte den Eimer mit Harz ab und flüsterte: »Ist da jemand?« Drohend wedelte sie mit der Fackel, als könne sie so die Dunkelheit und das, was darin lauerte, vertreiben. Das Kratzen kam näher. Etwas in ihr mahnte sie, schleunigst zu verschwinden. Aber stattdessen redete sie sich ein, dass wahrscheinlich einer ihrer Brüder ihr wieder einmal einen Streich spielen wollte und sie für die nächsten Mondumläufe als Feigling dastehen würde, wenn sie wie ein aufgescheuchtes Huhn davonlief. Also straffte Niwa die Schultern und ging auf die Stelle zu, von der das Geräusch gekommen war, die flackernde Fackel mit beiden Händen fest umklammernd.
    Ein Pfeifen und eigentümliches Klappern, wie wenn alte Knochen zusammenschlugen, drangen an ihr Ohr. Niwa blieb stehen, ihr Herz schlug schneller. Sie hatte schon einmal davon gehört, von dem Pfeifen und Klappern. Doch wo war das gewesen?
    Als sie über eine Erhebung im Boden stolperte, stieß sie einen leisen Fluch aus und senkte die Fackel, um zu sehen, was sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte; es war ein Stein, verwittert und mit einer engilianischen Ziffer. Ihre Nackenhaare richteten sich auf, als sie erkannte, dass sie im alten Opferkreis des Blutgottes stand. Vor Schreck hätte sie beinahe ihre Fackel fallen lassen, doch dann umklammerte sie deren Griff noch fester, um sich notfalls mit ihr zu verteidigen. Schauergeschichten fielen ihr ein, mit denen ihre Mutter ihr und ihren Schwestern Angst gemacht hatte, als sie noch klein gewesen waren.
Niwa … wer sich freiwillig in den Blutkreis des Gottes stellt, bietet sich ihm als

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