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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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geschleift …« Die Königin verstummte.
    Lin knetete den Stoff ihres Gewandes mit den Händen, um ihre Angst zu bekämpfen. »Gibt es denn keine anderen Spuren … vom Angreifer?«
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Der Boden innerhalb des Kreises ist hart. Sie muss sich verzweifelt gewehrt haben … und der Angreifer muss sehr stark gewesen sein.«
    Lin wagte kaum zu fragen: »Aber wo ist die Frau?«
    Ilana antwortete: »Wir wissen es nicht.«
    Jevana trat zu ihnen und wartete, bis Lin sich wieder erhob. »Du musst dir das Rind ansehen, Lin. Es ist …« Sie brach ab und blickte ängstlich hinüber zum Getreidespeicher.
    Wortlos folgte die Gruppe Lin zum Getreidesilo. Sie stieg die Außentreppe hinauf, atmete tief durch und blickte dann von oben in den Speicherraum. Das Silo war nur halb voll, und auf dem alten, mittlerweile schwarzkörnigen Getreide lag ein ausgeweidetes Falbrind. Ein süßlich-fauliger Gestank zog ihr in die Nase. Fliegen hatten sich auf den Gedärmen niedergelassen, die grau und glänzend aus der aufgerissenen Bauchhöhle hervorquollen. Doch bis auf wenige kleine Blutflecken auf dem Rind selber war nicht zu erkennen, wohin das Blut gesickert war. Mit vorgehaltener Hand kehrte Lin dem grauenvollen Bild den Rücken und ging zurück zu den anderen.
    »Das Silo muss geleert, das Getreide und der Kadaver müssen verbrannt werden«, hörte sie Ilana Anweisungen an einige Männer weitergeben.
    Jevana hakte sich bei ihr unter und legte ihren Kopf auf ihre Schulter, als wäre sie ein kleines Kind. »Ein schlechtes Omen, dass so etwas zu Salas Fest geschieht.«
    Lin nickte und spürte eine weitere Hand auf ihrer Schulter, warm, beinahe heiß. »Oder es war eine Warnung!«
    Fast gleichzeitig sahen sie und Jevana in Elvens besorgtes Gesicht. Er hingegen schien nur Augen für Lin zu haben, was ihr unangenehm vor Jevana war. Sie sollte keine falschen Schlüsse ziehen. »Was tust du eigentlich hier?«, versuchte sie von sich abzulenkenund stellte fest, dass auch Elven noch immer sein Gewand der letzten Nacht trug.
    Elvens Mund umspielte ein bitterer Zug. »Ich habe das hier entdeckt.« Er wies auf den blutigen Steinkreis.
    Sichtlich überrascht hob Jevana den Kopf. Das erste Mal schien sie Elven wirklich wahrzunehmen, musterte ihn mit diesem Blick, den Lin so gut kannte. Wenn Jevana jemanden so ansah, misstraute sie ihm. »Was hattest du hier zu suchen … bei Muruks Opferkreis?«
    Lin trat Jevana unmerklich auf den Fuß. »Elven ist gerade erst nach Engil gekommen und kennt sich noch nicht in den Straßen aus.« Sie wusste nicht, warum sie ihn verteidigte, aber es lag doch auf der Hand, dass er auf dem Rückweg von einer Liebesnacht gewesen war, zu der sie selbst ihm sogar geraten hatte. Elven hatte eingesehen, dass er sie nicht haben konnte, und sich, nachdem sie ihn abgewiesen hatte, eine andere Gefährtin gesucht. Tatsächlich nickte Elven, während er Jevana ruhig antwortete: »Genau so ist es, zweite Priesterin der Sala. Ich hatte mich in der Dunkelheit verlaufen. Das zweite Mal an diesem Abend.« Er sah Lin bedeutungsvoll an, doch sie tat, als bemerke sie es nicht.
    Jevana gab sich mit der Antwort einstweilig zufrieden. Gemeinsam gingen sie zurück zu Tojar und Ilana und sahen dabei zu, wie einige Männer den Kadaver des Falbrindes an Seilen über den Rand des Getreidespeichers hievten. Kurze Zeit später fiel er mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Langsam traten sie zu dem Kadaver, wobei sie sich die Nasen zuhielten. Das Fleisch verbreitete einen üblen Gestank. Ilana war es, die zuerst mit zitterndem Finger auf die große Fleischwunde an der Kehle des Falbrindes wies. »Die Kehle ist … aufgetrennt.«
    Tojar sah seine Gefährtin an und schüttelte ungläubig den Kopf.Sein weißes Haar umwehte ihn fast wie Laluhaar und ließ ihn furchtbar alt aussehen.
    Alle schwiegen betreten. Die Fleischwunde an der Kehle des Falbrindes ließ keinen Zweifel zu.
    «Der dunkle Gott ist zurückgekehrt«, flüsterte Jevana mit zitternder Stimme und fasste damit die Gedanken der anderen in Worte, während Ilana zur Ruhe mahnte. »Noch wissen wir nichts Genaues … es gab keine Zeichen, das ist ungewöhnlich. Vielleicht ist es ein … geschmackloser Scherz?« Ihre Mutter glaubte selbst nicht daran, das wusste Lin.
    Es gab Zeichen!
, widersprach zudem ihr Verstand.
Es gab Visionen und die Verkündung der Waldfrau.
Lin starrte auf ihre Füße. Schuldbewusst betrachtete sie die versteinerten Gesichter der Männer, die

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