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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fuhr sich mit der Hand über die Augen, ein Zeichen seiner geistigen Erschöpfung. »Doch wir sind Elven sehr dankbar, dass er nach der Kleinen gesucht hat.« Er bedachte Elven mit einem so warmen Blick, wie ein Vater seinen Sohn ansieht. Unwillkürlich musste Lin wieder an Degan denken … und daran, wie Tojar ihm Vorhaltungen gemacht hatte.
Vielleicht wäre Degan geblieben, wenn Tojar ihn so angesehen hätte, wie er in diesem Augenblick Elven ansieht … wie ein Vater seinen Sohn …
    »Hattest du eine Vision?«, wollte Ilana wissen, und Lin verschluckte sich beinahe an einer Scheibe dampfendem Nussbrot.
    Die ganze Zeit schon, seit sie Salas Tempel verlassen und sich von Jevana Aufschub erbeten hatte, spielte sie mit einem Gedanken.Das erste Mal sah sie Elven offen in die Augen und wich seinen Blicken nicht aus. Sie hoffte, dass sie das Richtige tat. »Ich habe einen Ratschlag der Göttin erhalten … oder vielmehr eine Weisung.«
    Sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter sahen sie überrascht an.
    Lin atmete tief durch und sprach dann mit deutlicher und überzeugter Stimme: »Sala will, dass ich mich Elven als Gefährtin verbinde.«

Der Greif
    Braam konnte es kaum glauben. Wie hatte Elven das geschafft, was keinem anderen Mann gelungen war? Sich das Königspaar von Engil zu Verbündeten zu machen und das wählerische Herz ihrer Tochter für sich zu gewinnen. Braam verspürte Neid, aber vor allem Bewunderung. Elven hatte außergewöhnliche Fähigkeiten, aber wer hatte ihm diese verliehen? Seit dem Angriff des Schjacks im Wald von Isnal war kein Mondumlauf vergangen. Braam zweifelte nicht länger, die richtige Entscheidung getroffen zu haben – bald würde Elven ihn aus der stinkenden Höhle voller Falbrindscheiße befreien, zu der sein Leben geworden war.
    Mit einem Tritt beförderte er den leeren Holzeimer in die Ecke des Stalles. Die hochträchtige Falbrindkuh gab ein erschrockenes Brüllen von sich und trat mit den Hufen gegen die Tür ihres Verschlages. Der Eimer mit fetter Milch, den Braam ihrem von Fliegen umschwärmten Euter abgetrotzt hatte, fiel um und versickerte im sandigen Boden. Braam fluchte. Die ganze Arbeit umsonst. Als verhöhne sie ihn, brüllte die Falbrindkuh noch lauter.
    »Halt’s Maul, wenn du nicht für das Festmahl des neuen Prinzen geschlachtet werden willst«, maulte er die einfältig glotzende Kuh an.
    Kurz darauf flog die Stalltür auf. »Braam!«, donnerte sein Vater wütend. »Erschreck die Kuh nicht! Was, wenn sie ihr Kalb verliert? Den Verlust eines zweiten Rindes können wir uns nicht leisten.«
    Braam wurde noch wütender. Sein Vater hielt ihn für einen Versager.
    Wie zum Beweis fuhr der Alte ihn weiter an. »Bist schon wieder betrunken und hast nichts Besseres zu tun gehabt, als alles, was wir haben, für billigen Wein einzutauschen, was?«
    Braam spie aus, direkt in die Pfütze frischer Milch vor seinen Füßen. »Wenn ich mich betrinke, dann aus Scham! Sieh dich an! Früher warst du ein Taluk und hast Schmuck aus Greifensilber für jeden erschlagenen Feind getragen. Und jetzt …« Angewidert betrachtete er die speckigen Ziegenlederhosen und das vor Schweiß und Schmutz starrende Hemd seines Vaters. »… bist du nur noch ein Bauer … ohne Ehre!«
    Mit drei Schritten stand sein Vater vor ihm, zwei Köpfe größer als er selbst. Mit der Faust holte er zum Schlag aus und traf Braam hart am Kiefer. Er taumelte zurück gegen die Stallwand, sah Sterne vor seinen Augen und spuckte Blut. Dann grinste er seinen Vater herausfordernd an.
    Der Alte entblößte angriffslustig seine braunen Zahnstummel. »Nur weil mich die Umstände dazu zwingen, wie ein Bauer zu leben, solltest du nicht den Fehler machen, mich zu unterschätzen, du Einfaltspinsel.«
    Braam baute sich breitbeinig vor seinem Vater auf. Es war Zeit, ihm die Wendung in seinem Leben zu offenbaren. »Sei darauf gefasst, dass sich einiges ändern wird, und sorg dafür, dass du den Scheißegeruch aus deinen Kleidern bekommst.« Selbstbewusst wischte er sich das Blut von der Nase und drängte sich an seinem Vater vorbei. Ihn hielt nichts mehr im Stall.
    »Wohin willst du? Die Kühe müssen gemolken werden, und das Stroh in den Verschlägen muss gewechselt werden.«
    Braam stieß die Tür auf. »Kümmere dich selbst um die Kühe! Mich interessieren die Falbrinder nicht mehr.«
    »Wie kannst du es wagen, mir zu widersprechen?« Sein Vater machte sich daran, ihm einen zweiten Faustschlag zu versetzen.
    Braam blieb unbeeindruckt.

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