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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wenn Muruk zurückkehrt«, gestand sie ihnen leise.
    Ilana bemühte sich um einen zuversichtlichen Klang in der Stimme. »Bestimmt kehrt Elven mit guten Nachrichten zurück … und mit dem verschwundenen Mädchen.«
    Das glauben sie ebenso wenig wie du
, flüsterte Lins Verstand gehässig.
    Plötzlich trat in die müden Augen ihres Vaters ein hoffnungsvolles Funkeln. »Du solltest ins Feuer schauen, Lin. Jevana sagt, dass du kurz vor Salas Fest dein erstes Gesicht hattest. Vielleicht wird Sala dir eine Antwort gewähren … jetzt, nachdem sie dich anerkannt hat.«
    Meide das Feuer, ruf es nicht herbei …
, erklangen die mahnenden Worte in ihrem Kopf. Warum hatte Jevana nicht einfach den Mund halten können? »Ich weiß nicht, ob Sala noch einmal zu mir sprechen wird. Außerdem war das, was sie mir sandte, unverständlich.«
    Ilana pflichtete Tojar jedoch bei. »Bis du ein beständiges Band zu Sala geknüpft hast, können die Visionen der Göttin verwirrend sein. Aber du solltest es trotzdem versuchen.«
    Lin nickte steif. Plötzlich fühlte sie sich in Gegenwart ihrer Eltern nicht mehr wohl. Sie hatte sie angelogen … Alles war viel schlimmer, als sie ahnten. »Natürlich werde ich ins Feuer schauen, wenn ihr das wünscht.« Sie stand auf und fühlte sich wie eine Verräterin, als sie, gefolgt von über zwanzig Augenpaaren, den Thronsaal verließ. Es graute ihr davor, in Salas Tempel zu gehen und ins Feuer zu schauen … es graute ihr vor dem, was sie darin sehen würde.
     
    Der Wald war undurchdringlich und dunkel. Zwischen den dicht an dicht gedrängten Bäumen lag der Geruch von Staub und vertrocknetem Moder. Lins Füße versanken im raschelnden Laub, während sie versuchte herauszufinden, wo sie war. Das letzte Mal hatte das Feuer sie in ein Inferno aus Flammen und Hitze geführt. Diese Vision war deutlich angenehmer, wenn auch nicht weniger unheimlich. Lin blieb stehen und lauschte. War dort etwas gewesen … ein Geräusch? Sie durfte sich nicht von ihrer Angst beherrschen lassen!
    Sie erinnerte sich daran, wie sie vor einigen Jahresumläufen auf der Suche nach Degan in den Isnalwald gelaufen war. Auch damals hatte sie Angst gehabt. Bei der Erinnerung daran schlang sie die Arme fest um den Körper und stolperte vorwärts. Sie war in einem Wald … ein Wald war besser als eine Feuerwüste. Sala sei Dank konnte sie zumindest eine Armlänge weit sehen.
    »Sala …«, rief sie laut, in der vagen Hoffnung, die Göttin hätte sie dieses Mal hierher geführt.
    Ein Scharren vor sich ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben. Was war das gewesen? Angestrengt starrte sie in die Dunkelheit.
… das hier ist nicht Salas Reich … es ist zu dunkel dafür … Sala ist eine Lichtgöttin …
Lins Herz begann gegen ihre Rippen zu hämmern, Furcht schnürte ihr von einem Augenblick auf den anderen die Luft ab. Ängstlich versteckte sie sich hinter einem Baumstamm und versuchte, so ruhig wie möglich zu atmen. Was wäre, wenn die Kreatur aus der Feuerwüste hier war? Dieses Wesen, das sie verfolgte, weil es glaubte, sie würde ihm irgendetwas schulden.
    Lin spürte, wie ein Ruck durch ihre Glieder ging. Sie trat hinter dem Baum hervor. »Nicht noch einmal!«, sagte sie streng zu sich selbst, wandte sich um und lief den Weg zurück, den sie gekommen war. Sie war sich nicht sicher, was sie da tat. Doch der Visionwürde sie erst entkommen, wenn sie den Feuerkreis fand, der sie zurückbrachte.
    Hinter sich hörte sie wie aus dem Nichts dumpfe Schritte.
Du wirst dich nicht umdrehen und dieser Vision damit Macht verleihen!
, ermahnte sie sich selbst. Sie wusste ohnehin, was es war. Die Kreatur! Sie folgte ihr. Lin spürte, wie eisige Kälte in ihre Brust kroch. Dann fühlte sie den heißen Atem des Wesens in ihrem Nacken. Mit zitternden Knien ging sie weiter. Die Kreatur war so nah, dass sie Lin hätte berühren können, niederreißen oder zerfleischen.
Sala, bitte, lass es verschwinden …
Ihre Beine schlotterten vor Angst, und die Dunkelheit begann sie wie ein Strudel zu umwirbeln.
    »Sieh mich an!«, grollte das Wesen hinter ihr.
    Lin hätte sich am liebsten auf den Boden geworfen, den Kopf in den Armen verborgen und sich einer langen Ohnmacht überlassen, doch sie zwang sich weiterzugehen.
    »Sieh mich an!«, grollte die Kreatur noch eindringlicher mit einer Stimme, die sich anhörte wie das Knurren eines Raubtiers. »Ich bin hier … ich werde immer nach dir suchen, wo du dich auch versteckst … wegzulaufen nutzt dir nichts

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