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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ob sie sich einfach umdrehen und weglaufen sollte, fand diesen Gedanken jedoch albern.
    Die Schritte des Fremden waren ausladend, er war jung, seine Glieder steckten nicht in Beinkleidern und Hemd, sondern in einem langen, blau gefärbten Gewand. In der rechten Hand hielt er den Wanderstab, sein Gesicht war gebräunt. Er hätte ein Wanderpriester sein können, doch dafür war er nach Lins Einschätzung zu jung. Seine aufmerksamen Blicke und der Gang passten eher zu einem Krieger. Ein fremder Krieger in Engil! Der Gedanke beunruhigte sie.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, hob er in einer beschwichtigenden Geste die Hand zum Gruß. Sie erwiderte den Gruß nicht, sah ihn nur argwöhnisch an. Als der Fremde endlich vor ihr stand, war er etwa einen Kopf größer als sie selbst. Lin nahm den Geruch von Rinde, Wald und Laub an ihm wahr. Offenbar war er durch die Wälder von Isnal gewandert, um nach Engil zu gelangen. Früher hatte Lin den Duft des Isnalwaldes geliebt, doch seit jener Nacht in den Wäldern, als die Geschöpfe des dunklen Gottes sie verfolgt hatten und die Greifin Xiria sie nach Dungun verschleppt hatte, war das anders. Lin verschränkte die Arme vor der Brust und verbarg ihre Abneigung kaum.
    Der Fremde ließ sich nicht abschrecken und sah sie ernst, jedoch nicht unfreundlich an. Lin irritierte sein Verhalten. Wie alt mochte er sein? Fünfundzwanzig Jahresumläufe? Sein Gesicht war glatt und wies männliche Konturen auf. Er trug sein Haar lang,aber nach Kriegerart straff mit einem Band aus dem Gesicht. Im Grunde genommen war er recht ansehnlich. Trotzdem fühlte sich Lin in seiner Gegenwart unwohl. Da sie keine Anstalten machte, ihn zu begrüßen, sprach er sie an. »
Belis nani
… kannst du mir sagen, wie ich zum Palast komme?«
    Seine Stimme klang selbstbewusst. Lin ärgerte das, obwohl sie nicht wusste, weshalb. Selbstbewusstsein war doch nichts Schlechtes, und etwas mehr davon hätte auch ihr gutgetan. Von irgendwoher hörte sie ein Falbrind brüllen, ein Kind schrie, als seine Mutter ihm eine Ohrfeige verpasste. Der Fremde wartete auf eine Antwort. Unschlüssig scharrte sie mit ihrer Sandale im Sand, bevor sie sich überwand, ihm zu antworten. »In Engil kenne ich jedes Gesicht. Aber deines kenne ich nicht – was willst du im Palast?«
    Entschuldigend hob er die Brauen, als hätte er nicht mit dieser schroffen Zurückweisung gerechnet. »Es tut mir leid, wenn ich voreilig bin. Muss sich denn nicht jeder, der sich in Engil ansiedeln will, dem Königspaar vorstellen?«
    Lin nickte unwillig. Sein Anliegen schien durchaus ehrenwert, trotzdem widerstrebte es ihr, diesen Fremden zu Ilana und Tojar zu bringen. Es ging etwas von ihm aus, das ihr nicht gefiel. Aber wie konnte sie ihn loswerden? »In drei Tagen feiern wir das Sonnenwendfest für Sala. Du bist zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Ilana und Tojar sind mit den Vorbereitungen beschäftigt und empfangen niemanden.«
    Auf seinem Gesicht breiteten sich Enttäuschung und Ratlosigkeit aus. »Dann könnte ich doch bei Salas Hohepriesterin vorsprechen?«
    Wieder schüttelte Lin den Kopf, dieses Mal vielleicht etwas zu schnell. »Sicher kannst du dir denken, dass auch die Hohepriesterin zu einer so wichtigen Zeit mit anderen Dingen beschäftigt ist.«Lin glaubte, dass ihr Gesicht rot anlief wie eine Ogabeere, weil sie so schamlos log. Stumm bat sie Sala um Verzeihung, doch sie konnte nicht anders. Sie wünschte sich inbrünstig, der Fremde würde einfach wieder gehen. Doch das hatte er augenscheinlich nicht vor. Sein Blick wurde unangenehm eindringlich, ganz so, als könne er ihr die Lüge im Gesicht ansehen, dann schlug seine Stimmung überraschend um. Er schenkte Lin ein versöhnliches Lächeln und stützte sich auf seinen Wanderstab. »Dann werde ich warten bis nach dem Fest und mir eine Unterkunft suchen. Ich danke dir für deine Hilfe.«
    Lin spürte, dass er gern ihren Namen erfahren hätte, doch sie hatte nicht vor, diesem Fremden irgendetwas über sich zu verraten.
    Er sah sie weiter an und machte keinerlei Anstalten zu gehen. »Mein Name ist Elven.«
    »Viel Glück, Elven«, antwortete Lin, wandte sich ab und ließ ihn einfach stehen. Erst als sie ein paar Schritte zwischen sich und ihn gebracht hatte, wagte sie einen Blick über ihre Schulter. Seine Aufdringlichkeit ärgerte sie. Wahrscheinlich starrte er ihr noch immer hinterher. Doch zu ihrer Erleichterung war Elven verschwunden. Als sie sich abwandte, nahm sie eine Bewegung in ihrem

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