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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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überfordertes Kind, das nicht weiß, wie es mit seinen Gefühlen umgehen soll. Fast tat es Lin leid, ihn gefragt zu haben. »Dawon weiß es nicht. Greife lassen ihn nicht zu Degan.« Er wies auf die harten Wurzeln, die Lin bisher nicht angerührt hatte. »Nona sagt, Lin muss Wurzeln essen. Sie geben Kraft und verbrennen das Gift der Bellockwurzel in Lins Fuß.«
    Ehe Lin weitere Fragen stellen konnte, sprang Dawon auf und lächelte wieder, als hätte er ihr Gespräch bereits vergessen. »Morgen kommt Dawon zurück und bringt mehr Essen.«
    Sie musste Dawon versprechen, die harten Wurzeln zu kauen. Bevor er sich in die Luft erhob, wies er auf die spiegelnde Oberfläche des Sees. »Lin darf niemals und überhaupt nicht im See baden; im See warten Tote vieler Schlachten auf Opfer, die sie in die Tiefe locken können.«
    Lin nickte und mied seinen Blick. Immerhin schien es Dawon nicht aufgefallen zu sein, dass der Schmutz von ihrer Haut gewaschen war – und ein anderes Gewässer als den Quellsee des Sandflusses gab es hier nicht. »Ich verspreche, nicht im See zu baden.«Dawon lächelte zufrieden und erhob sich mit kräftigen Schlägen seiner Schwingen in die Luft. Lin seufzte. Es war frustrierend zu sehen, wie er am Horizont verschwand. Ihr begann die Stille der Oase langsam, aber sicher aufs Gemüt zu schlagen. Sie war es nicht gewöhnt, allein zu sein. Immer waren ihre Eltern, Diener oder die Priesterinnen Salas um sie herum gewesen.
Salas Priesterinnen!
Der Gedanke daran, ihnen nicht helfen zu können, saß wie ein Stachel in ihrem Herzen.
    Sie stand langsam auf und schirmte die Augen mit der Hand ab. Die Sonne stand schon wieder brütend heiß am Himmel. Die flirrende Luft war schwer zu atmen. Erschöpft ging sie hinüber zu den Bäumen und suchte sich einen schattigen Platz. Dann starrte sie auf den so harmlos wirkenden See. Dawon hatte ihr geraten, sich Wasser vom Uferrand zu holen, wenn sie durstig war. Das Wasser spiegelte einladend die Mittagssonne. Es war eine grausame Folter! Da gab es einen kühlen See inmitten dieser Hitze, in dem man nicht baden durfte. Lustlos nahm sie eine der harten Wurzeln und kaute darauf herum. Wie erwartet waren sie leicht bitter, was jedoch den Speichelfluss anregte und so die Hitze etwas erträglicher machte.
    In ihre Gedanken vertieft starrte Lin weiter auf den See und schreckte auf, als ihr ein schrecklicher Gedanke kam. Was, wenn Elven schon damit begonnen hatte, die Priesterinnen zu opfern?
    Mit einem Mal hilflos vor Zorn, sprang sie auf und begann gegen den Stamm des Bellockbaumes zu hämmern. Sie rief so laut sie konnte: »Hörst du mich, Degan? Wenn die Priesterinnen sterben, ist es deine Schuld, weil du auf einem Baum hockst und dich versteckst! Ich brauche deine Hilfe!«
    Angespannt lauschte sie in die Stille. Noch nicht mal das Rauschen von Blättern oder das Knacken von Ästen war zu hören. Lin kam sich vor wie eine Maus, die versuchte, die Aufmerksamkeiteines Greifvogels auf sich zu ziehen. Nach ein paar weiteren erfolglosen Versuchen gab sie auf und begann zu schluchzen. Wenn Degan ihr nicht helfen wollte, waren Jevana und die anderen Priesterinnen verloren. Ganz Engil … und ihre Eltern waren umsonst gestorben.
    Mit einem Wutschrei trat sie gegen den Stamm des Baumes und bereute es sofort, weil ihr verletztes Bein sich bemerkbar machte. Lin stolperte und fiel rückwärts in den Schatten, wo sie sich zusammenkauerte. Sie dachte an die Toten im Fluss … So viele waren schon gestorben und mussten dort unten die Ewigkeit verbringen … alles um der Götter willen. Wie viele mussten noch sterben!
    »Ich hasse dich, Sala! Ich hasse die Götter!«, flüsterte sie.

Der Greif, der sie liebte
    Ein lautes Krächzen schreckte Lin auf. Sie hatte geschlafen, aber es war kein erholsamer Schlaf gewesen. Stattdessen hatte sie geträumt – von Blut, von Feuer und von den glühenden Augen des dunklen Gottes.
    Wieder vernahm sie das Krächzen und verhaltenes Scharren. Lin öffnete die Augen und blinzelte. Es war dunkel, und ihr Magen verlangte mit lautem Knurren nach etwas Essbarem.
    Sie vergaß ihren Hunger, als sie in große Vogelaugen blickte, die sie neugierig ansahen. Der Greif, der sie aus dem See gezogen hatte, stand keine zwei Schritte von ihr entfernt. Lin hätte jubeln können, blieb aber ruhig, um ihn nicht zu erschrecken. Hatte Degan sie gehört und den Greif zu ihr zurückgeschickt? Sie stand etwas zu schnell auf, so dass die scheue Kreatur mit einem empörten

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