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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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lassen, während sie von einer unsichtbaren Kraft immer weiter zum Grund des Sees gezogen wurde.
    Im letzten Augenblick packte das seltsame Geschöpf sie wie schon über den Wäldern von Isnal. Mit kräftigen Schwimmbewegungen, für das es seine Schwingen nutzte, tauchte es immer höher. Lin hörte die Schreie der Toten in der Tiefe verhallen, dann durchstieß sie die Wasseroberfläche und spürte die kühle Nachtluft auf ihrer Haut.
    Das Wesen ließ sie wie einen Sack Mehl in den Ufersand fallen. Lin hustete und spuckte einen Schwall Wasser. Dann sog sie gierig Luft in ihre Lungen. Sie lebte! Ein paar Schritte von ihr entfernt schüttelte die seltsame Kreatur sich das Wasser von Kopf, Fell und Gefieder. Lin keuchte noch eine Weile, dann beobachtete sie zitternd das riesige Ding, das sie seinerseits neugierig zu betrachten schien. Sie ahnte, was es war.
    »Du bist einer der Greife, die Degan in ihre ursprüngliche Gestalt verwandelt hat!«, krächzte sie, da ihre Stimme vom Wasser noch immer angeschlagen war. »Einer derer, von denen der Fluch genommen wurde, mit dem Sala euch belegt hat!«
    Lin stand auf und ging langsam auf ihn zu.
    Der Greif richtete sich auf seine Hinterklauen auf und krächzte in imponierender Haltung, während er drohend mit den Schwingen schlug.
Bleib, wo du bist!
, schienen seine Augen ihr zu sagen. Er konnte sie nicht leiden. Lin blieb stehen und hob beruhigend die Hände. Aber warum hatte er sie gerettet? Die Erkenntnis traf sie unvorbereitet.
Degan hat ihn geschickt!
Ob dieser Greif verstand, was sie sagte? Lin streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus. Der Greif hackte mit seinem scharfen Schnabel nach ihr, sodass Lin sie schnell wieder zurückzog. Mehr aus Schreck denn aus Mut fuhr sie ihn an. »Das ist nicht nett von dir! Ich habe dir nichts getan.« Sie fühlte sich dumm, sobald sie die Worte ausgesprochen hatte. Sie sprach mit einem Tier. Trotzdem hackte der Greif nicht mehr nach ihr, sondern starrte sie an, als erwarte er irgendetwas.
    »Ich bin Lin«, versuchte sie es erneut. Sie erinnerte sich der bitteren Wurzeln, die noch immer auf dem Blatt lagen, wo Dawon sie heute morgen abgelegt hatte. Beruhigend hob sie die Hände, um dem Greif zu zeigen, dass sie nichts Schlimmes tat, und holte die mittlerweile von der Sonne trockenen Stängel. Vorsichtig bot Lin sie dem Greif an, der sie bei allem, was sie tat, misstrauisch mit den Augen verfolgte. »Hast du vielleicht Hunger?«
    Der Greif krächzte und machte keinerlei Anstalten, ihr kümmerliches Geschenk anzunehmen. Stattdessen begann er, mit dem Schnabel sein Gefieder zu putzen. Lin warf die Wurzeln beiseite. Greife schienen, in welcher Gestalt auch immer, ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Schwingenpflege zu haben. Als er fertig war, ließ er sich auf sein Hinterteil fallen, legte die Schwingen an und begann, mit einer Klaue im Sand zu scharren. Lin überlegte fieberhaft. Dieser Greif war der einzige Weg, der sie zu Degan führen konnte, aber er verstand sie nicht. Doch vielleicht war er ja zumindest etwas klüger als ein Tier? Immerhin war sein Kopf ziemlich groß. Lin versuchte es mit einem freundlichen Lächeln. »Ich danke dir, dass du mir geholfen hast. Vielleicht könntest du mich zu Degan bringen?«
    Degans Namen schien er zu verstehen, denn er ließ ein lautes Krächzen hören, dann breitete er die Schwingen aus und war mit ein paar kräftigen Flügelschlägen hinter dem Stamm des Bellockbaumes verschwunden. Lin sah ihm hinterher. Da flog er davon, ihr einziger Weg, der zu Degan geführt hätte.
    »Glücklose und selten dumme Lin!«, sagte sie zu sich selbst, bevorsie sich in ihr Tuch wickelte und begann, das Wasser aus ihrem Haar zu wringen.
     
    Elven bot ein seltsames Bild, wie er inmitten seiner Greife auf dem Thron im Empfangssaal saß. Es war derselbe Thron, auf dem Tojar gesessen hatte. Doch so eingefallen und verloren, wie Tojar in seinen letzten Tagen auf dem mächtigen Thronsessel gewirkt hatte, so schien er für Elven zu klein.
    Braam verbeugte sich und wartete darauf, dass Elven ihn zu sich heranwinkte. Der kleinere Thron neben Elven war leer – ein schmerzliches Zeichen dafür, dass Lin, von der er besessen schien, noch immer nicht zurückgekehrt war. Elven wurde zusehends unzufriedener und grausamer. Fast jeden Abend ließ er sich ein junges Mädchen in seine Räume bringen, dessen ausgebluteten Körper Braam dann verschwinden lassen musste. Längst wurde auch in der Unterstadt darüber gerätselt, was Elven mit

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