Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
Bootshaus hatte sie sich heftig gegen ihn gewehrt, und ihre Furcht war ihm nicht entgangen. Er hatte nach Kräften versucht, ihr nicht wehzutun. Doch selbst da hatte ihn ihr unverhohlener Widerstand schon erregt.
Er begehrte sie. Er wollte, dass ihr Widerstand sich in Verlangen kehrte. Er wollte ihren leidenschaftlichen Körper fühlen, während er sie zur Ekstase brachte.
Und dann versuchte er, die erotischen Bilder zu verdrängen. Er musste einen klaren Kopf bewahren. Auf keinen Fall durfte er vergessen, dass die Frau, die ihm nun so stumm gegenübersaß, nicht nur ein heißblütiges Frauenzimmer war, sondern auch eine sehr reiche Dame. Und durch ihr Vermögen die Zielscheibe für alle skrupellosen Menschen.
4. KAPITEL
Kerzengerade, den Kopf hoch erhoben, saß Desirée da, brachte es jedoch nicht fertig, Jakob in die Augen zu sehen. Sie war froh, dass es allmählich dunkel wurde. Am liebsten hätte sie sich zusammengerollt wie ein Eichhörnchen oder, besser noch, wäre in die Sicherheit ihres Gartens bei Godwin House zurückgekehrt. Nie zuvor hatte sie sich so einsam gefühlt. So weit von allem entfernt, was ihr Sicherheit bot.
Während das kleine Boot durch die dunklen Gewässer der Themse glitt, wanderten ihre Gedanken hierhin und dorthin. Die herzzerreißende Tatsache, dass sie vermutlich ihr Heim verloren hatte. Jakobs Kuss. Wie besorgt ihre Dienstboten sein würden, wenn sie feststellten, dass sie fehlte. Jakobs Kuss. Die Furcht vor dem, was ihr am Ende dieser Reise widerfahren könnte. Jakobs Kuss…
Er hatte sie geküsst. Unruhig sah sie in seine Richtung. Noch immer kribbelte ihr Mund von seinen Lippen.
Er hatte sie begehrt. Soweit sie wusste, hatte das kein Mann jemals getan – nicht so, nicht wie ein Mann eine Frau begehrte. Warum also fand Jakob – ein so männlicher, gut aussehender Mann – eine Frau wie sie anziehend? Desirée war fest davon überzeugt, dass er jede Frau in sein Bett locken könnte. Warum erregte sie sein Verlangen?
Es war verwirrend, verstörend – und ein wenig aufregend.
Erneut blickte sie ihn an. Was würde sie tun, wenn er sie noch einmal küssen wollte? Oder wenn er versuchte, sich noch mehr herauszunehmen?
Vor Verlegenheit errötete sie, als sie an seine spöttische Bemerkung bei ihrer Erwähnung einer Hochzeit mit Arscott dachte. Jakob konnte leicht spotten. Er ahnte ja nichts davon, wie kompliziert ihre Situation war.
Schon vor den Ereignissen am vergangenen Samstag hatte Desirée gewusst, dass sie einen Ehemann benötigte, aber mit dreißig Jahren war sie über das Alter zum Heiraten weit hinaus. Ihr Vater hatte nicht die Absicht gehabt, sie so ohne Schutz zurückzulassen. Unglücklicherweise war der Mann, den Lord Larksmere zu ihrem Vormund ernannt hatte, kaum mehr als ein Jahr nach dem Tod des Earls bei einem Unfall gestorben. Da war Desirée schon dreiundzwanzig Jahre alt gewesen und Arscott seit vielen Jahren Lord Larksmeres Verwalter, ein Mann, dem er vertraute. In Godwin House war das Leben trotz allem wie immer weitergegangen. Das einzige Problem hatte eben die ganze Zeit über darin bestanden, dass Desirée keinen angemessenen Gemahl besaß.
Hätte sie mehr von der Welt verstanden – oder sich selbst als besseren Fang angesehen –, wäre es ihr vielleicht leichter gefallen, die Schwierigkeiten selbst zu meistern. Doch sie wusste, dass ihr Vermögen ihre anziehendste Qualität darstellte, und es mangelte ihr an Erfahrung, um einen Mitgiftjäger von einem echten Bewerber um ihre Hand zu unterscheiden. Bei einer falschen Wahl wären die Folgen fatal. Eine Ehe mit Arscott würde deshalb das Problem auf praktische Weise lösen, zu diesem Schritt konnte sie sich aber indes leider nicht durchringen.
Wie also sollte sie einen vertrauenswürdigen Gatten finden, jemanden, der sich von ihren Narben nicht abgestoßen fühlte und sie vielleicht sogar, wie es wohl bei Jakob der Fall war, ein wenig begehrenswert fand? Vielleicht einen Mann, der Jakob auch sonst in mancher Beziehung ähnlich war – während er ruderte, warf sie einen raschen Blick auf seine breiten Schultern –, aber gewiss niemanden, der ein Söldner war und dazu noch ein entlaufener Gefangener.
Trotz ihrer gefahrvollen Lage ließ Jakobs Kuss sie hoffnungsfroher in die Zukunft blicken. Jahrelang hatte sie geglaubt, dass kein junger Mann sie anziehend finden könnte. Allerdings hatte Jakob kaum auf ihre Entstellungen geachtet – buchstäblich von jenem ersten Augenblick an, da er auf ihrem Dach
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