Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
erschienen war. Er hatte mit ihr gestritten, gekämpft und sie schließlich geküsst, ohne auf ihr Aussehen anzuspielen. Sie war fest davon überzeugt gewesen, dass alle jungen Männer so denken würden wie der Duke of Kilverdale und seine Freunde. Was aber, wenn sie sich geirrt hätte? Wenn sie einen Mann finden könnte, der …?
Sanft schlug das Boot gegen einen Landungssteg.
Ein Anflug von Furcht schreckte Desirée aus ihren Überlegungen. Nur ein paar Minuten noch, dann würde sie dem Duke of Kilverdale gegenüberstehen. Während Jakob das Boot festmachte, zögerte sie noch und nutzte die Gelegenheit, um in dem schmutzigen Wasser zu ihren Füßen nach dem Schlüssel zu tasten.
„Gibt es sonst niemanden, den Ihr um Hilfe bitten könntet?“, fragte sie und war wütend, weil ihre Stimme so zitterte. „Muss es unbedingt der Duke of Kilverdale sein?“
„Ich kenne nicht viele Leute, die in der Nähe von London wohnen“, erwiderte Jakob. „Und Kilverdale ist der Einzige, der sich an unserer ungewöhnlichen Ankunft nicht stören würde. Auf meine Nachricht aus Newgate hat er außerdem nicht geantwortet, also ist er vermutlich gar nicht hier, und Ihr werdet ihm nicht begegnen.“
Dass Kilverdale Jakobs Nachricht überhaupt nicht beantwortet hatte, passte genau zu dem nicht sehr angenehmen Bild, das Desirée sich von dem Edelmann machte, und angesichts der Tatsache, dass er vielleicht gar nicht zu Hause war, hob sich ihre Laune sofort beträchtlich.
„Ich glaube nicht einmal, dass es ihn stören würde, wenn Ihr mit einem Trupp Spielleuten kämt, einem Tanzbären und einem halben Dutzend Huren und ihm erklärten, dass Ihr eine Orgie feiern wollt“, sagte sie und gestattete Jakob, ihr aus dem Boot zu helfen.
Dann bemerkte sie, wie er sie erschrocken ansah, und hätte ihre Worte am liebsten zurückgenommen.
„Ich denke doch“, antwortete Jakob nach einer Pause. „Ich bin nicht gerade bekannt dafür, mit Spielleuten und Tanzbären umherzuziehen.“
Wieder schwieg er, und Desirée fühlte sich unwohl bei dem Gedanken an das, was er soeben nicht erwähnt hatte.
„Und was das Feiern einer Orgie betrifft“, fügte er wenig später hinzu, und sein Tonfall klang dabei sehr belustigt, „so wäre es mir verdammt lästig, ständig ein halbes Dutzend Frauenzimmer um mich herum zu haben. Eines bereitet mir schon genug Ärger.“
„Oh.“ In der Dunkelheit errötete Desirée. „Es war nicht Euer Lebenswandel, auf den sich meine Bemerkung bezog.“
„Ich weiß.“
Ehe sie begriff, was er da tat, schlang Jakob einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich.
„Was hat er Euch angetan?“, murmelte er an ihrer Schläfe.
Desirée war zu erschrocken, um zu antworten. Sie verstand Jakob nicht und konnte sich nicht erklären, was er von ihr wollte. Es war dumm, seine sanfte Umarmung und die leise Frage als tröstlich zu empfinden. Er war ihr Entführer! Ein entflohener Sträfling, der sie gewaltsam aus ihrem eigenen Haus verschleppt hatte. Warum also spürte sie das beinahe unwiderstehliche Bedürfnis, sich an seine starke Brust zu lehnen? Das war nichts weiter als eine dumme Fantasterei. Mühsam gewann sie ihre Haltung zurück und trat von ihm weg.
„Es ist nicht wichtig“, sagte sie, und selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme schrill.
„Na schön, reden wir eben nicht weiter darüber.“ Jakob nahm ihre Hand und legte sie auf seinen Arm. „Begeben wir uns also in die Höhle des Löwen.“
„Ihr seid der Löwe“, erwiderte Desirée mit erzwungener Heiterkeit. „Ihr habt die Mähne.“
Jakob lachte, und in der Dunkelheit spürte sie, wie er den Kopf schüttelte. „Wie der Rest von mir befindet sich auch meine Mähne in einem wenig repräsentablen Zustand“, erklärte er. „Ich benötige dringend ein Bad.“
Ihre Ankunft in Kilverdale House sorgte für Aufsehen. Der Mann am Tor erkannte Jakob offensichtlich nicht. Um ein Haar hätte er die abgerissenen – und, in Jakobs Fall, halb nackten – Besucher davongejagt. Desirée verbarg sich hinter Jakobs breitem Rücken und fürchtete, jeden Augenblick die arrogante Stimme des Dukes zu hören. Stattdessen näherte sich der Verwalter.
„Colonel Balston!“, rief er aus, nachdem er Jakob einen Moment lang angesehen hatte. „Ihr seid in Sicherheit! Ich habe die Unruhe gehört und dachte, Seine Gnaden sei zurückgekehrt. Geht beiseite, Dawson“, fügte er, an den Diener gewandt, hinzu. „Kommt herein, Sir. Kommt herein. Seine Gnaden hat
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