Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
übrig, als ihr in den Garten zu folgen, zusammen mit einer Reihe von Dienstboten, die Lampen trugen. Schnell war allen klar, dass Desirée daran gewöhnt war, einen eigenen Haushalt zu führen. Selbst schmutzig, mit offenem, zerzaustem Haar und zerrissenen Röcken nötigte sie den Dienstboten Respekt ab – selbst wenn diese ein wenig verwirrt waren.
Sobald sie die richtigen Pflanzen gefunden hatte, zog sie sich in die Küche zurück. Sie zerrieb die Wurzeln selbst und vermischte die Paste mit Butter, um eine Salbe für Jakobs verbrannte Hände zu bereiten. Und erst nachdem sie die heilende Mischung zu ihm geschickt hatte, ließ sie zu, dass man sie in eine Kammer führte, wo man sich um sie kümmerte.
Eine Stunde später verließ Desirée das Gästequartier, gekleidet in die besten Gewänder der Haushälterin, und stellte fest, dass der Verwalter in der Galerie stand.
„Der Colonel erwartet Euch im Großen Salon“, sagte er. „Gestattet Ihr, dass ich Euch den Weg zeige?“
„Gewiss.“ Desirée folgte ihm. Sie war nicht sicher, ob sie Jakob so schnell wieder gegenübertreten wollte, aber sie hatte Hunger – und er hatte versprochen, ihr zu essen zu geben. Um ihre schlimmsten Befürchtungen unter Kontrolle zu halten, klammerte sie sich an diesen Gedanken.
Bei ihrem Eintreten erhob sich Jakob, und ihr stockte der Atem. Er sah großartig aus in einem Überrock von schwarzem Brokat, der ihm bis über die Schenkel reichte. Wie die Mode es verlangte, waren die Ärmel des Rocks nicht allzu lang, so dass die weiße Spitzenmanschette zu sehen war, die ihm bis auf die Handgelenke fiel. Geradezu überwältigend wirkte der Kontrast zwischen der weißen Spitze und dem dunklen Brokat am Hals. Silberne Schnallen zierten seine Schuhe und eine ganze Reihe silberner Knöpfe den Überrock. Zwar waren lange, gelockte Perücken gerade Mode, doch er trug nur sein eigenes Haar – und aus dieser Eitelkeit konnte Desirée ihm kaum einen Vorwurf machen. Viele Landmädchen, die ihre Haare den Perückenmachern verkauften, würden ihn um seine goldblonden Locken beneiden. Selbst jetzt, da es noch feucht war von der gründlichen Wäsche, der er sich unterzogen hatte, lag sein Haar in schimmernden Wellen um seine Schultern.
Er sah aus wie ein reicher Edelmann. Nur seine Augen, noch rot gerändert von der Hitze und dem Rauch, zeugten davon, dass er den Tag nicht mit Müßiggang verbracht hatte.
Überwältigt von seiner herrlichen, aristokratischen Erscheinung, stand Desirée reglos da. Trotz seiner luxuriösen Kleidung und seines schönen Gesichts würde nur ein Narr ihn für einen Gecken halten. Er bewegte sich mit der Kraft und der Anmut eines jungen Mannes. Sie schluckte hastig.
Er lächelte sie fragend an, und zu spät bemerkte sie, dass sie ihn angestarrt hatte wie ein neugieriges Dienstmädchen.
Errötend senkte sie den Kopf, wobei sie unwillkürlich die vernarbte Seite ihres Gesichts abwandte. Verlegen umfasste sie den geborgten Rock. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich, die Spitzen und Seiden zu tragen, die ihrem Rang entsprachen. Es war eine Sache, sich bei der Gartenarbeit bequem und praktisch zu kleiden, aber dem attraktivsten Mann, den sie jemals gesehen hatte, in den übergroßen, schmucklosen Kleidern der Haushälterin des Dukes gegenüberzutreten, war demütigend. Das Mädchen hatte ihr Mieder so fest geschlossen, wie es nur ging, und doch war es noch immer zu weit.
Jakob sah aus wie ein Prinz. Sie dagegen – wie er es im Boot so treffend bemerkt hatte – wie eine schlecht gekleidete Wäscherin. Eine hässliche überdies.
Als er näher kam, hörte sie das Rascheln des teuren Stoffes. Sie betrachtete die Reihen seiner silbernen Knöpfe und die schimmernden Schnallen an seinen Schuhen und betrachtete dabei gleichzeitig unwillentlich ihren hässlichen braunen Wollrock. Sie hasste Braun. Sie wünschte, die Haushälterin hätte eine Vorliebe für Blau gehabt. Oder sogar Rot. Alles, nur nicht diese traurige Farbe.
„Seht mich an“, sagte Jakob.
Bei seinem leisen Befehl erschrak sie. Er stand ganz nahe bei ihr, und ihre Verlegenheit mischte sich mit einer seltsamen Befangenheit. Sie konnte nicht schlucken, dazu war ihre Kehle zu trocken.
„Desirée, seht mich an“, wiederholte er.
Beim Klang ihres Namens zuckte sie zusammen – und erinnerte sich an die grausamen Worte, die sie vor Jahren gehört hatte. Noch immer hob sie nicht den Kopf.
„Was ist los?“
„Nicht …“, flüsterte sie,
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