Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
ihren Mund. Mit der anderen hielt er sie an der Schulter fest. Desirée war vollkommen überrascht.
„Lady Desirée, ich weiß, dass Ihr nur wenig Grund habt, Gutes von mir zu denken“, entgegnete er leise. „Aber es würde Euch nur zum Vorteil gereichen, dabei ein wenig diskreter zu sein.“
Desirée umfasste seinen Unterarm und versuchte, ihren Mund von seiner Hand zu befreien.
Ihr Zorn über seine Worte schien ihn wiederum zu amüsieren, und er ließ sie los.
„Diskret?“, rief sie aus. „Ihr wollt, dass ich diskret bin? Ihr seid doch derjenige, der…“
Jakob hob eine seiner verbundenen Hände. „Waffenstillstand, Mylady!“, rief er aus. „Ich habe Hunger und Ihr doch gewiss auch. Können wir zumindest bis nach dem Essen eine Kampfpause einlegen?“
Es überraschte Jakob ein wenig, dass Desirée sich an den angebotenen Frieden tatsächlich hielt, gleichzeitig erleichterte es ihn sehr. Ihre Rettung stellte sich als weitaus schwieriger heraus, als er erwartet hatte. Und seine Verbindung zu Kilverdale erschwerte die Sache noch. Zwar wusste er nicht genau, warum Desirée seinen Cousin so sehr verabscheute, doch unter den gegebenen Umständen war es noch schwerer, sie von seiner Geschichte zu überzeugen. Seine Rolle bei ihrer Entführung würde er ihr erst zu erklären versuchen, wenn sie ihm ein bisschen mehr vertraute.
Inzwischen nahm er erfreut zur Kenntnis, dass sie über einen gesunden Appetit verfügte. Das entschädigte ihn etwas für den Ärger, den er empfand, sobald sie ihr Gesicht von ihm abwandte. Außerdem missfiel es ihm, sie in den viel zu großen Kleidern der Haushälterin zu sehen. Oft genug hatte er ihre Taille umfasst, um zu wissen, dass sie sehr zierlich war, in dem steifen Mieder der Haushälterin sah sie hingegen wie eine Schwangere aus.
Mit gerunzelter Stirn überlegte er, wo er passendere Garderobe für sie herbekommen könnte. Er hoffte, dass sie die Vorstellung, anderen Menschen zu begegnen, etwas weniger verunsicherte, wenn sie nicht mehr aussah, als erwarte sie ein Kind. Und selbst wenn Desirée noch nichts davon wusste, so würde sie, bis er seine Angelegenheiten zufrieden stellend geregelt hatte, eine Menge anderer Leute kennen lernen.
„Warum runzelt Ihr die Stirn?“, fragte sie plötzlich. „Isst man in Schweden kein Hammelfleisch?“
„Wegen Eurer Kleidung müssen wir etwas unternehmen“, sprach er laut aus, was er gerade dachte. „War das das Beste, das Ihr finden konntet?“
„Die Haushälterin hat eine andere Figur als ich.“ Desirée blickte an ihrem Bauch hinunter und stach versuchsweise mit einem Finger hinein, als glaubte sie nicht, dass er zu ihr gehörte – was er ja auch nicht tat. Zu Jakobs Überraschung brach sie dann in Gelächter aus. Durch das Lachen begann der falsche Bauch zu wackeln – und sie lachte bei diesem komischen Anblick noch lauter.
Jakob sah sie an. Er fühlte sich ein wenig gekränkt, weil er sie bedauert hatte und sich deswegen nun lächerlich vorkam.
„Oh nicht …, nicht …“, stieß Desirée zwischen zwei Lachanfällen hervor. „Seht mich nicht so missbilligend an. Nur weil Ihr wie ein Engel ausseht…“
„Weil ich was?“
„Ihr wisst, dass es so ist.“ Desirée wischte sich über die Augen. Sie wirkte jetzt wesentlich entspannter als zuvor. „Auch wenn ich mein Gesicht nicht vor Euch verbergen muss, so könnt Ihr das doch nicht leugnen.“
„Dass ich wie ein Engel aussehe?“, fragte Jakob, den ihre Behauptung verunsicherte.
„Leugnet es nicht“, wiederholte Desirée, die erneut ihre Fassung zurückgewonnen hatte.
„Ich will nicht leugnen, dass ich das Auge nicht gerade beleidige“, stimmte Jakob zu.
„Nicht beleidigen?“, wiederholte sie spöttisch. „Ihr seid wunderschön, und Ihr wisst es.“
„In England ist hellblondes Haar eine Seltenheit, das ist alles“, gab Jakob verstimmt zurück. Das Thema behagte ihm nicht. „In Schweden ist das anders.“
„Dann ist Schweden voll von sterblichen Männern, die aussehen wie Engel?“, fragte Desirée mit hochgezogenen Brauen. „Davon habe ich noch nie etwas gehört.“
„Ich sehe nicht aus wie ein Engel!“ Jakob schlug mit der Faust auf den Tisch und zuckte dann zusammen. „ Heliga guds moder! Ich bin Soldat!“
Von seinem Ausbruch blieb sie unbeeindruckt. „Ich sehe keinen Widerspruch darin, dass Ihr das Gesicht eines Engels und den Körper eines Kriegers habt. Zweifellos nutzt Ihr Eure Vorzüge oft zu Eurem – Vorteil.“
„Meine
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