Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
rudern, werden wir in Schwierigkeiten geraten“, sagte er.
„Was? Oh nein…“
Ein Fährmann fluchte heftig, während er mit seinem Ruder gegen das kleine Boot stieß, damit es nicht mit seiner Jolle kollidierte.
„Ein Geck und sein Flittchen streiten darum, wer ihr Flaggschiff kommandiert!“, spottete er.
„Ich bin kein Flittchen!“ Noch immer war Desirée zu wütend, um Verlegenheit zu empfinden.
„Ihr leugnet also nicht, dass er ein Geck ist?“, rief der Fährmann und deutete mit einer Kopfbewegung auf Jakob. „Die weichen Händchen bandagiert, und die Arbeit macht eine Frau. Benutzt du das Schwert, um dir die Nägel zu reinigen, mein hübscher Junge?“
„Fordert ihn nicht heraus!“, mahnte Desirée den Fährmann.
Sie sah Jakob an, voller Angst, dass sein Zorn über den Ausbruch des Fährmanns sofort zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung führen würde. Nur um das zu verhindern, griff sie nach dem Schwert des Dukes, das quer über Jakobs Knien lag, in der Scheide sicher verwahrt.
„Was nun?“, fragte Jakob und dachte gar nicht daran, die Waffe ihr zu überlassen. „Wenn Ihr mit dem Mann raufen wollt, dann nehmt die Ruder – so seid Ihr einander ebenbürtig.“
„Ich will nicht raufen!“ Desirée war empört. „Ich will nur nicht, dass Ihr mit diesem Schwert auf ihn einstecht!“
„Warum zum Teufel sollte ich das tun wollen?“
„Weil er Euch beleidigt hat?“
„Ich habe schon Schlimmeres gehört.“
„Ich dachte, Ihr hättet ihn nicht verstanden.“ Verwirrt sah Desirée ihn an.
„Es hat wohl all Euren Mut gekostet, Eure Ärmel in Falten zu legen!“, höhnte der Fährmann weiter.
„Bis ich Euch traf, führte ich ein wohl geordnetes, aufrechtes Leben“, sagte Jakob zu Desirée, ohne den Fährmann zu beachten.
„Ihr raubtet mich!“
„Ich hätte Euch den Flammen überlassen sollen.“
„Oh, Eure Hände!“ Desirée begriff, dass sie es niemals schaffen würde, den ganzen Weg bis nach London zu rudern. „Wir heuern Euch an“, verkündete sie dem Fährmann ihre schnelle Entscheidung. „Gebt ihm Eure Knöpfe“, sagte sie zu Jakob. „Ihr könnt sie mit dem Schwert abschneiden. Sie sind aus Silber“, fügte sie, an den Fährmann gewandt, hinzu.
„Woher soll ich das wissen?“, fragte der misstrauisch. „Es könnte auch Messing sein.“
„Ich glaube nicht, dass …“ Desirée hielt inne. Gerade hatte sie sagen wollen, dass der Duke of Kilverdale vermutlich ausschließlich echtes Silber tragen würde, aber dann fiel ihr ein, dass der Fährmann den Überrock dann für gestohlen halten und die Knöpfe nicht als Bezahlung annehmen würde.
„Gebt ihm den Rock“, sagte sie zu Jakob. „Das wird mehr als genug sein für eine Passage nach London.“
Jakob seufzte. „Ich bewundere Euren Tatendrang, Mylady, aber wenn wir den Mann schon anheuern wollen, dann würde ich ihn lieber mit Münzen bezahlen.“
„Ihr meint, Ihr habt Geld?“ Die Vorstellung schien Desirée sehr zu erstaunen. „Ihr tragt welches bei Euch?“
„Es ist eine dumme Angewohnheit von mir“, erwiderte Jakob, „ein wenig Geld mitzunehmen, wenn ich ausgehe.“
Der Fährmann lachte. „Wie ich sehe, passt Ihr doch nicht so schlecht zusammen, wie ich anfangs dachte“, erklärte er. „Warum gebt Ihr nicht weniger Geld für sich und mehr für sie aus?“, fragte er Jakob. „Ein hässlicheres Kleid habe ich noch nie bei einer Frau gesehen. In etwas Hübschem würde sie Euch mehr Ehre machen.“
„Meine Kleider sind im Feuer verbrannt“, sagte Desirée. „Dass ich mir etwas borgen musste, ist nicht sein Fehler.“ Sie ließ sich von dem Fährmann in sein Boot helfen. „Als er mich rettete, wurden seine Hände verbrannt“, erklärte sie. Zwar fühlte sie sich Jakob in keiner Weise verpflichtet, dennoch war es nicht gerecht, dass der Fährmann ihn für einen eitlen Gecken hielt. „Und gestern Abend hat er mich halb bis nach Putney gerudert, ehe ich merkte, dass er verletzt war, und seine Hände verband. Er ist ein Dummkopf.“
Der Mann grinste. „Das hat er mit den meisten Männern gemeinsam – behauptet jedenfalls meine Frau.“
„Ihr habt eine kluge Frau.“
Desirée machte es sich so bequem, wie sie konnte. Zum ersten Mal, seit sie zum Fluss gelaufen war, hatte sie dann die Muße, in Richtung London zu blicken.
Noch immer hing über der Stadt eine dichte Rauchwolke.
„Es brennt noch immer“, flüsterte sie. „Oh Gott, es brennt noch immer.“
Sie faltete die Hände auf
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