Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
sicher, dass mein Großvater ihr vorübergehend eine Zuflucht gewähren würde“, fuhr Jakob fort.
„Oh, natürlich, Sir.“ Der Verwalter blickte ihr mitfühlend in die Augen. „Ich weiß, es wäre der Wunsch Seiner Lordschaft, dass ich Euch willkommen heiße, Mylady. Auch Lord Halross hat sein Heim verloren.“
Gerade als Desirée erklären wollte, ihr Heim sei keinesfalls verloren, sprach der Verwalter weiter: „Er sprengte es in die Luft, um die Gewalt des Feuers zu brechen. Welch vornehme und edle Tat. Wenn mehr Menschen ein solches Opfer gebracht hätten, dann würden wir uns jetzt vielleicht nicht einer solchen Katastrophe gegenübersehen.“
Desirée schloss ihren Mund wieder. Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, Godwin House zu opfern, um das Heim anderer Leute zu retten. Wer immer Lord Halross sein mochte, schon jetzt verdiente er ihren Respekt.
„Mrs. Quenell und Lord Halross halten sich im kleinen Salon auf“, wiederholte der Verwalter. „Ich werde Euch hinführen.“
Gleich darauf öffnete er für sie die Tür. Desirée, die direkt neben ihm stand, hörte, wie er tief Luft holte. Überrascht sah sie ihn an. Mit einer etwas pikierten Miene blickte er in das Zimmer. Desirée trat näher, um festzustellen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Im Alkoven vor dem Fenster saß ein Gentleman und hielt eine Dame auf dem Schoß. Keiner von beiden hatte bemerkt, dass die Tür geöffnet worden war. Der Gentleman war vollkommen darauf konzentriert, die Dame zu küssen – und sie erwiderte den Kuss mit derselben Leidenschaft, die Arme um seinen Hals gelegt.
Während sie erstaunt zusah, erinnerte sich Desirée daran, wie Jakob sie geküsst hatte, und begann zu zittern. Gleich darauf wurde sie sehr verlegen, weil sie unbeabsichtigt die Umarmung dieses Paares beobachtete. Mit gesenktem Blick trat sie zurück in die Halle. Der Verwalter murmelte etwas Unverständliches und begann, die Tür zu schließen.
Jakob dagegen schien von derlei Skrupeln verschont zu bleiben. Höflich, aber entschieden schob er den Verwalter beiseite und betrat den Salon. Seine Taktlosigkeit empörte Desirée. Da er jedoch der Einzige war, den sie in diesem Haus kannte, wollte sie nicht gern von ihm getrennt werden und folgte ihm, wobei sie den Blick von dem Paar am Fenster abgewandt hielt.
Jakob hustete, was verdächtig nach einem Lachen klang, dann hörte Desirée den erstaunten Ausruf einer Frau und danach ihren freudigen Schrei: „Jakob!“
Desirée wandte gerade rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie die Dame sich vom Schoß des Gentlemans erhob und quer durch das Zimmer auf sie zulief. Gerade noch konnte sie deren reizend gerötetes Gesicht und das zerzauste Haar erkennen, ehe die Frau die Arme um Jakobs Hals schlang. Er seinerseits umarmte sie so herzlich, dass er sie dabei hochhob.
Desirée starrte die beiden an und vermochte sich nicht zu erklären, woher der Stich kam, den sie empfand, als sie eine andere Frau in Jakobs Armen sah. Es war lächerlich. Immer hatte sie gewusst, dass es andere in seinem Leben geben musste. Und diese Dame war so schön und blond wie Jakob selbst. Ihr Haar war nur einen Ton dunkler als seines.
Endlich gelang es Desirée, den Blick abzuwenden, und sie beschäftigte sich mit den Falten ihres Rockes. Dann erinnerte sie sich plötzlich an den Gentleman, den die Lady geküsst hatte, und blickte erschrocken zu ihm hinüber. Er hatte sich inzwischen erhoben und sah jetzt mit einem verwunderten, aber keineswegs feindlichen Gesichtsausdruck zu, wie Jakob begrüßt wurde. Als er bemerkte, dass Desirée ihn ansah, schenkte er ihr ein etwas schiefes Lächeln und schlenderte zu ihr herüber.
„Gestattet mir anstelle einer förmlichen Zeremonie, mich selbst vorzustellen“, sagte er und warf einen leicht belustigten Blick auf Jakob und die blonde Frau. „Halross, zu Euren Diensten, Madam.“ Er verneigte sich anmutig.
Halross? Desirée blinzelte einen Moment, dann erinnerte sie sich daran, dass der Verwalter gesagt hatte, Lord Halross und Mrs. Quenell wären im Salon.
„Lady Desirée Godwin.“ Sie sank errötend in einen Knicks. „Wie geht es Euch, Mylord?“
„Vielen Dank, sehr gut. Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennen zu lernen, Lady Desirée. Der goldene Riese, den meine Verlobte da liebkost, ist vermutlich Swiftbournes abtrünniger Enkel?“
„Äh – ja“, erwiderte Desirée. „Das heißt, er ist Colonel Jakob Balston. Eure Verlobte?“ Sie konnte sich die Frage nicht
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