Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
dem sie jemals begegnet war. Und jetzt würde sie niemals erfahren, warum er sie geküsst hatte.
„Danke, dass Ihr mich vom Dach gerettet habt“, setzte sie hinzu und zwang sich zu einem Lächeln, damit es so aussah, als wäre es ihr egal, dass sie ihn nie wiedersehen würde. „Ihr müsst nicht länger bei mir bleiben. Jetzt werde ich einigermaßen sicher sein. Meine Anklage gegen Euch werde ich so bald wie möglich zurückziehen. Allerdings wäre es besser, wenn Ihr außerdem Lord Swiftbourne bitten könntet, dafür zu sorgen, dass alles ordnungsgemäß geregelt wird“, fügte sie hinzu.
Jakob ergriff die Hand, die sie ihm bot. Als sie sie zurückziehen wollte, ließ er sie jedoch nicht los. Verwirrt sah sie ihn an, und ihr Herz schlug dabei schneller.
Er warf einen Blick zu der Rauchwolke am Himmel, als flehte er um Geduld, dann sah er sie an und lächelte. „Glaubt Ihr wirklich, ich lasse Euch in diesen Zeiten hier allein herumlaufen?“
„Wie bitte?“ Sie zerrte an ihrer Hand, aber er hielt sie weiterhin fest. Allmählich begann sie zu begreifen, dass er vorhatte, sie mitzunehmen, wohin er auch ging – ohne nur im Geringsten auf ihre Wünsche zu achten. Sofort fühlte sie sich besser gelaunt, obwohl sie ihre Ansichten über ihn umgehend änderte. Er war überhaupt nicht liebenswert. Nur unerträglich arrogant.
„Wohin also wollt Ihr mich bringen?“, fragte sie und reckte das Kinn. „Nach Putney kehre ich nicht zurück.“
„Ich dachte daran, Euch ein oder zwei meiner Verwandten vorzustellen“, erwiderte er. „Mein Großvater besitzt ein Haus in St. Martin’s Lane, nicht weit von hier.“
„Warum habt Ihr mich gestern nicht dorthin gebracht?“ Desirée ließ zu, dass er sie die Treppe zu der Jolle hinunterführte.
„Ich wusste nicht, ob er zu Hause ist. Außerdem erschien es mir am besten, so weit vom Feuer wegzukommen wie möglich.“ Jakob stützte sie, während sie ins Boot stieg.
„Oh. Das scheint mir vernünftig.“ Desirée wischte sich die von Tränen verschmierten Wangen ab. Besser konnte sie sich auf die Ankunft in Lord Swiftbournes Haus nicht vorbereiten.
„Colonel Balston, Ihr seid in Sicherheit!“ Lord Swiftbournes Verwalter legte die Hände aneinander, als wollte er ein Dankgebet sprechen, weil Jakob sicher den Flammen entronnen war. „Seine Lordschaft war Euretwegen in großer Sorge.“
Desirée blickte hinüber zu Jakob und entdeckte einen Hauch von Skepsis in seinem Blick, ehe er das hinter einer heiteren Entgegnung auf die eifrigen Fragen des Verwalters verbarg.
„Seine Lordschaft ist unterwegs zu einem Treffen mit dem König. Er ist nicht hier, aber Mrs. Quenell und Lord Halross befinden sich im kleinen Salon“, fuhr der Verwalter fort. „Ich bringe Euch hin. Mrs. Quenell wird sich sehr freuen, Euch zu sehen.“
In den ersten Minuten war der Verwalter zu sehr mit Jakob beschäftigt, um Desirée viel Beachtung zu schenken. Die Nachricht über ihre Ankunft hatte sich indes blitzschnell im Haus verbreitet, und sie spürte, wie man sie aus den Schatten heraus beobachtete.
Der Erbe Lord Swiftbournes war für die Angehörigen des Hauses natürlich von einigem Interesse. Eines Tages würde er ihr Herr sein. Desirée kämpfte gegen den Impuls an, selbst im Schatten Schutz zu suchen. Unwillkürlich versuchte sie stets, sich so zu bewegen, dass die nicht entstellte Seite ihres Gesichts ihrer Begleitung zugewandt war. Dasselbe hatte sie getan, als sie mit Jakob das Haus betrat, doch jetzt waren die Narben für jedermann offensichtlich. Sie musste sich sehr beherrschen, um sich nicht hinter seinem breiten Rücken zu verstecken. Daher zwang sie sich, die Hände ruhig und die Miene ausdruckslos zu halten, während sie so tat, als lauschte sie höflich der Unterhaltung, die der Verwalter mit Jakob führte.
Doch bald fasste der Verwalter sich und wandte sich ihr zu, wobei er unauffällig einen fragenden Blick auf Jakob warf. Es war beinahe so wie bei Kilverdale, als der sich verspätet ihrer Anwesenheit erinnerte, abgesehen von dem Umstand, dass der Verwalter ihr nie zuvor begegnet war und ihre Narben und die schlecht sitzende Kleidung die einzigen Gründe waren, warum er sie so erschrocken ansah. Sie erwiderte seinen prüfenden Blick so ernst und gefasst, wie es ihr nur möglich war.
„Das Feuer hat die Dame aus ihrem Heim vertrieben“, erklärte Jakob.
Trotz ihres Unbehagens fiel Desirée auf, dass er es wieder vermied, ihre Identität preiszugeben.
„Ich war
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