Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
verkneifen.
„Mrs. Athena Quenell“, antwortete Halross hilfsbereit. „Athena ist auch eines von Swiftbournes Enkelkindern.“
„Wir dachten, du wärest in Newgate!“, rief Athena aus, trat endlich von Jakob zurück und musterte ihn von oben bis unten.
„Für ein paar Tage. Dann ist es abgebrannt.“
„Und du bist geflohen!“ In Athenas blauen Augen funkelte es belustigt. „Ich sagte dir doch, er ist zu klug, um lange eingesperrt zu bleiben“, erklärte sie dann ihrem Verlobten.
„Wenn du nicht gerade krank warst vor Sorge“, erwiderte er liebevoll. „Meine Liebe, darf ich dich Lady Desirée Godwin vorstellen?“
„Verzeiht bitte.“ Sofort wandte Athena sich Desirée zu. „Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich habe mich nur so sehr gefreut, Jakob zu sehen. Wir alle waren seinetwegen sehr in Sorge.“
„Ja, ja – das kann ich mir vorstellen“, erwiderte Desirée und bemühte sich sehr, Haltung zu bewahren. Es widerstrebte ihr, sich unter Fremden zu zeigen, doch obwohl ihre Narben neugierig beäugt wurden, hatte bisher niemand etwas Verletzendes gesagt.
Athena hingegen war die schönste Frau, die Desirée jemals gesehen hatte. Wie ein goldener Kranz umrahmte ihr Haar das schöne Gesicht. Offensichtlich hatte auch sie etwas von dem Feuer abbekommen: Ihre Augen waren vom Rauch leicht rot gerändert, und ihre ansonsten makellose Haut wies einige Kratzer auf. Genau wie bei Jakob war ihr strahlendes Aussehen von der Katastrophe um sie herum allerdings nicht beeinträchtigt worden.
Eine solche Begegnung hätte Desirée jederzeit eingeschüchtert, aber so viel weiblicher Perfektion gegenüberzustehen, während sie selbst die viel zu großen und völlig zerknitterten Kleider einer Haushälterin trug, war beinahe unerträglich. Sie bemühte sich um eine ausdruckslose Miene und zwang sich dazu, Athena ins Gesicht zu sehen. Niemals würde sie der anderen Frau den Triumph überlassen zu sehen, dass sie innerlich weinte.
„Wie geht es Euch, Mrs. Quenell?“, sagte sie, ohne die Lippen zu bewegen.
„Oh, Ihr seid verletzt!“, rief Athena aus und streckte Desirée ohne Zögern die Hand entgegen.
Desirée spürte ihre warme Berührung. „So viele Häuser sind zerstört worden“, sagte Athena und berührte ihre Schläfe. „Habt Ihr – oh nein, Eure Narben sind verheilt! Ihr wurdet also nicht im Feuer verletzt?“ Verlegen errötete sie und wandte den Blick ab.
Desirée versuchte, ihre Hand zu befreien, zu ihrer Überraschung hielt Athena sie jedoch weiter fest.
„Es tut mir Leid, ich wollte nicht aufdringlich erscheinen“, sagte sie. „Ich erinnerte mich daran, wie Gabriels Haus gestern explodierte, und habe nicht richtig nachgedacht. Es tut mir Leid.“
Entsetzt bemerkte Desirée, dass Lord Halross und Jakob ihre Begegnung mit Athena beobachteten. Sie hasste es, im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen. Am liebsten hätte sie Athena ihre Hand entzogen, aber ihr Stolz hinderte sie daran. Als sie den Kopf hob, um Athena anzusehen, bemerkte sie zu ihrer Überraschung Tränen in den schönen Augen der anderen. Desirée wappnete sich gegen ihr Mitleid, nur war es kein Mitleid, das sie in Athenas Miene sah. Schließlich kam Desirée zu dem Schluss, dass die andere fürchtete, mit ihrer Taktlosigkeit Desirées Gefühle verletzt zu haben.
„Es geschah im Krieg, während der Belagerung“, sagte sie. „Bei der Belagerung von Larksmere House.“
„Larksmere? Daran erinnere ich mich“, sagte Halross. Er trat hinter seine Verlobte und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Das muss mehr als zwanzig Jahre her sein. Ich war ein Kind – genau wie Ihr, Lady Desirée –, aber ich erinnere mich an die Geschichten über die tapfere Verteidigung durch Eure Mutter.“ Er lächelte, sein Blick blieb indes ernst. „Die Kriege und ihre Nachwirkungen haben unser aller Leben überschattet“, sagte er. „Hoffen wir, dass es solche Konflikte nicht mehr geben wird.“
„Das hoffe ich auch“, flüsterte Desirée. Bei der Erinnerung an die Bombardierung ihres Hauses vor so langer Zeit erschauerte sie und bemerkte dann, dass Jakob seine Hand auf ihren Arm gelegt hatte.
„Setzen wir uns“, sagte er. „Und vielleicht – wir verließen Putney heute Morgen in solcher Eile, dass kaum Zeit zum Atemholen blieb –, vielleicht könnten wir etwas zu essen bekommen?“ Er warf Athena einen hoffnungsvollen Blick zu.
„Natürlich. Ich werde mich sofort darum kümmern.“ Rasch ging sie zur Tür,
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