Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
Euch gesagt?“
„Er erklärte mir, dass ich ständig in Gefahr schwebte, einem Mitgiftjäger zum Opfer zu fallen, wenn ich ausginge.“ Sie hielt inne und überdachte ihre Worte. Noch immer war sie aufgeregt, weil sie so falsche Erwartungen an das gehabt hatte, was Jakob sagen würde, aber immerhin war sie inzwischen in der Lage, sich auf seine Fragen zu konzentrieren.
„Arscott erzählte mir von Lord Rochesters Versuch, eine Erbin zu entführen“, sagte sie langsam und dachte zum ersten Mal über die Motive ihres Verwalters nach, ihr den Mut zu nehmen, in die Welt hinauszugehen. „Er sagte, das würde auch mir passieren, wenn ich nicht alles tue, um die Aufmerksamkeit der Gesellschaft zu vermeiden.“
Sie hörte, wie Jakob langsam ausatmete, und schloss die Augen, als könnte sie so ihren Verstand verschließen vor den Zweifeln, die sie allmählich bedrängten.
„Hat er auch versucht, Euch einzureden, dass alle Menschen unfreundliche Bemerkungen über Eure Narben machen würden?“, fragte er behutsam weiter.
Desirée schluckte. Sie fühlte, wie Tränen in ihre geschlossenen Augen traten. Hatte Arscott das getan? Oder waren es ihre eigenen Ängste gewesen, die sie von der Welt fern gehalten hatten? Sie wusste es nicht genau zu sagen.
„Er sagte, Kilverdale war ein typischer junger Mann“, gestand sie.
„Kilverdale ist nicht typisch“, sagte Jakob trocken. „Weder im Guten noch im Bösen. Ich vermute, das Arscott Euch absichtlich von der Welt abschirmte, damit Ihr völlig abhängig von ihm wurdet.“
„Vielleicht.“ Mit dem Handrücken rieb Desirée sich über die Augen. Sie dachte an die vielen Gespräche, die sie mit ihrem Verwalter geführt hatte. Manche seiner Bemerkungen, die seinerzeit vollkommen harmlos gewirkt hatten, erhielten jetzt eine gänzlich andere Bedeutung. Mehr als einmal hatte er die Vorteile eines älteren Gemahls hervorgehoben – sie war neun Jahre jünger als er. Zuweilen hatte er taktvoll, aber unmissverständlich davon gesprochen, wie einsam eine unverheiratete Frau war. Einige seiner Gesten – auch wenn keine so unverblümt war wie jene am Samstag, als er ihre Hand genommen hatte – konnten als Beginn einer Werbung angesehen werden. Hatte sie wegen ihrer mangelnden Erfahrung einfach nicht bemerkt, dass er versuchte, ihre Zuneigung zu gewinnen oder doch wenigstens zu beeinflussen?
„Hier.“ Jakob reichte ihr ein blütenweißes, spitzenverziertes Taschentuch. Sie bemerkte das kunstvolle „K“ in einer Ecke und schnäuzte sich.
„Mir scheint, dass nichts von dem, was Ihr tragt, Euch gehört“, sagte sie.
„Nur mein Geldbeutel“, erwiderte er heiter.
„Aber wenn Arscott diesen Schurken angeheuert hat, warum hat er ihn dann erschossen?“
„Damit es keine Zeugen gibt, die ihn dieses Verbrechens beschuldigen können“, sagte Jakob. „Er wollte nicht, dass die Entführung gelingt. Er wollte Euch nur so sehr ängstigen, dass Ihr Euch in seine Arme flüchten würdet.“
Bei dem Gedanken daran erschauerte Desirée. Arscott war verärgert, weil ich auf seine vorsichtige Werbung nicht einging, dachte sie . Doch dann wehrte sie sich gegen diesen schrecklichen Verdacht.
„Das ist absurd. Undenkbar!“, erklärte sie heftig. „Niemand würde den kaltblütigen Mord an zwei Männern einplanen, nur um mich heiraten zu können!“
Jakob erwiderte nichts.
„Nicht mich, mein Vermögen“, flüsterte sie dann nach einer kurzen Pause. „Jeden Tag töten Männer für weniger, als ich wert bin.“
„Haltet Ihr Arscott für fähig, so etwas zu planen?“, fragte Jakob.
„Nein“, sagte sie, nur um sich im nächsten Moment daran zu erinnern, wie die älteren Mitglieder ihres Haushalts manchmal über Arscotts Skrupellosigkeit während der Belagerung von Larksmere sprachen. Und erst vor zwei Tagen hatte er ohne erkennbares Bedauern zwei Männer getötet.
„Das ist alles Unsinn“, sagte sie. Sie vermochte den Gedanken nicht zu ertragen, dass sie von jemandem betrogen und verraten worden sein sollte, dem sie ihr ganzes Leben lang vertraut hatte. „Ihr habt einen Verdacht, aber ich bin sicher, dass es nicht Arscott war, der meine Entführung befahl.“
„Die Sache erfordert weitere Ermittlungen“, sagte Jakob. „Ich weiß, das muss für Euch ein schrecklicher Schock sein. Wir können darüber reden, was wir als Nächstes tun werden, wenn Ihr etwas Zeit hattet, um darüber nachzudenken und…“
„Nachzudenken?“ Desirée presste die Finger an die Schläfen.
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