Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
weiteren Erben verloren zu haben. Keinen Moment lang gab er sich der Illusion hin, Swiftbourne könnte eine persönliche Zuneigung zu ihm gefasst haben.
Mit beinahe militärischer Präzision drehte der Earl sich zu seinem Enkel um. Dabei konnte Jakob riechen, dass in Swiftbournes Kleidern noch Rauch hing. Das Feuer in der Stadt war als ständige Mahnung und Erinnerung gegenwärtig.
Nachdem der Earl seinen Enkel eine Weile betrachtet hatte, löste sich die Spannung in seinem Gesicht. Dafür erschien plötzlich ein Ausdruck kalter Wut in seinen Augen.
„Bereits vor siebzehn Monaten rief ich dich nach England“, sagte er kurz und ärgerlich.
„Ich musste mich um dringendere Dinge kümmern“, erwiderte Jakob gleichmütig.
„Als mein Erbe besteht deine einzige Verpflichtung mir gegenüber, hier in England.“
Jakob unterdrückte einen Anflug von Zorn über die Art und Weise, wie Swiftbourne die Menschen und Verantwortlichkeiten beiseite schob, die er in Schweden zurückließ.
„Ich schulde Euch nichts“, sagte er. „Vielleicht eines Tages den Pächtern und dem Land der Swiftbournes – Euch jedoch nichts.“
Swiftbourne kniff die Augen zusammen. „Also wolltest du mir eine Nase drehen, indem du dich im Gefängnis herumtriebst?“
Jakob entschied, keine Frage zu beantworten, die ihn nur dazu bringen sollte, sich selbst zu rechtfertigen oder zu verteidigen. Die angespannte Stille dauerte an. Es war ein Kampf der Willensstärke.
„Warum warst du in Newgate?“, fragte Swiftbourne abrupt.
„Wegen des Versuchs, eine reiche Erbin zu entführen.“
„Wie bitte? Hast du das Erbe deines Vaters bereits durchgebracht?“
„Nein.“ Zwar hatte Jakobs Bruder das Geschäft des Vaters übernommen, doch James Balston hatte seinem ältesten Sohn etwas Land in Schweden hinterlassen und einigen Reichtum. Da sein Vater immer erklärt hatte, Jakob die englischen Besitztümer und dem jüngeren Bruder die schwedischen zu hinterlassen, hatte er mit so viel Großzügigkeit nicht gerechnet. Ihm persönlich bedeutete das sehr viel.
„Die Erbin war, wie ich vermute, Lady Desirée Godwin“, sagte Swiftbourne.
„Ja.“ Bei ihrer Ankunft hier hatte Jakob sich sehr um Diskretion bemüht, aber Desirée hatte sich Lord Halross vorgestellt. Jetzt ihre Identität verheimlichen zu wollen hatte keinen Sinn mehr.
„Und sie ist freiwillig hierher gekommen?“
„Es fiel ihr nicht leicht“, sagte Jakob. „Aber ich versicherte ihr, dass Ihr niemals jemanden fortschicken würdet, der in Not ist“, fügte er spöttisch hinzu.
Swiftbourne sah Jakob an. Dann setzte er sich hin.
„Ich bin zu alt, um mich mit starrköpfigen Enkeln zu streiten. Ich bitte dich, erzähl mir einfach, was passiert ist.“
„Seid Ihr gerade vom König gekommen?“, fragte Jakob. Dieses unerwartete Bekenntnis seines Großvaters überraschte ihn ein wenig, aber er brauchte noch ein paar Antworten. „Was gibt es Neues über das Feuer?“
„Es ist unter Kontrolle. Es gibt Gerüchte über einen französischen oder holländischen Angriff heute Nacht“, sagte Swiftbourne.
Der geschulte Taktiker in Jakob erwachte. Desirées Situation musste so schnell wie möglich geklärt werden, doch in Swiftbournes Haus war sie wenigstens sicher vor Arscott, wenn auch eine Bedrohung der Stadt sofortiges Handeln erforderlich machte.
„Wisst Ihr Einzelheiten darüber, wo sie zuschlagen wollen?“, fragte er. „Ihr müsst mir ein Empfehlungsschreiben für den befehlshabenden Offizier mitgeben. Ich werde…“
Swiftbourne hob eine Hand. „Gerüchte, sagte ich“, unterbrach er. „In London blüht der Klatsch, aber meine Quellen sind zuverlässiger. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass es einen Angriff auf London geben wird – zumindest für die nächsten Tage.“
„Eure Quellen?“, meinte Jakob. „Spione?“
„Der König schätzt mein Urteil“, erwiderte Swiftbourne. „Ich verfüge über einige Erfahrung in Diplomatie.“
„Wie Ihr meint, Mylord“, erwiderte Jakob trocken. Dass sein Großvater in die Ermittlung solcher Informationen verwickelt war, überraschte ihn nicht. „Und Eure verlässlichen Quellen glauben nicht an einen Angriff?“
„Nein. Es werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen, nur deswegen musst du dir keine Sorgen machen. Bist du weiterhin Offizier der schwedischen Armee?“
„Nein. Ich habe den Dienst quittiert.“
„Gut. Da du nun weißt, dass London nicht in unmittelbarer Gefahr schwebt, setz dich hin und erklär mir,
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