Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
Sollte Arscott morgen gefasst werden und Jakob sich nicht länger genötigt fühlen, sie zu bewachen, dann war dies vielleicht die letzte Gelegenheit. Offensichtlich hatte er es zuvor genossen, sie zu küssen, und obwohl diese Überlegung einer Dame vermutlich nicht anstand, sah sie nicht ein, warum ein weiterer Kuss schaden sollte.
Wie sollte sie ihm gegenüber andeuten, dass sie nichts gegen einen Kuss einzuwenden hätte? Athena würde so etwas bestimmt wissen, Desirée hingegen hatte keine Ahnung. Sie blickte an sich hinunter. Das schäbige alte Kleid war passend, um in dem von Asche bedeckten Garten zu arbeiten, aber nicht, um das Interesse eines gut aussehenden Mannes zu wecken. Es bedeckte sie vom Hals bis zu den Knöcheln. Sie erinnerte sich an Athenas Trick mit dem Mieder des blauen Kleides, doch in Jakobs Gegenwart den Ausschnitt zurechtzuziehen wäre zu offensichtlich und unschicklich gewesen.
Dann dachte sie daran, dass er sie in der vergangenen Nacht geküsst hatte, nachdem sie beinahe auf ihn getreten wäre, weil er vor ihrer Tür lag. Vielleicht sollte sie aufstehen und so tun, als würde sie über sein ausgestrecktes Bein fallen? Sie müsste sehr schnell aufspringen, ehe er eine Chance hatte, sich ebenfalls zu erheben, wie die Höflichkeit es verlangte. Nur hielt er sie ohnehin schon für ein wenig ungeschickt, und wenn sie zufällig auf seinem Schoß landete…
Jakob nahm ihre Hand. Ihr Herz drohte stillzustehen und schlug dann so schnell und heftig weiter, dass sie fest überzeugt war, er müsste es hören. Aber als er das letzte Mal ihre Hand genommen hatte, war es die Überleitung zu schlechten Nachrichten gewesen, nicht zu einem Kuss.
„Wollt Ihr mir noch etwas Schlimmes sagen?“, stieß sie hervor.
„Ich hoffe nicht.“ Er wirkte erschrocken.
„Oh.“ Desirée errötete noch tiefer. Wie kamen andere Frauen mit solchen Situationen zurecht? Wenn sie Athena das nächste Mal sah, würde sie vielleicht ihre Zurückhaltung überwinden und sie um Rat fragen. In der Zwischenzeit, entschied sie, würde es sicherlich nicht schaden, Jakob ein wenig zu ermutigen.
„Dann fangt an, wenn Ihr wollt“, sagte sie und hielt ihren Blick auf die Ecke mit der Zisterne gerichtet, denn sie war viel zu verlegen, um ihn anzusehen.
„Das ist sehr großzügig von Euch, Mylady.“ Vorhin war er ein wenig verwirrt erschienen, aber es bestand kein Zweifel, dass er jetzt belustigt war.
Beschämt und empört, sprang Desirée auf. „Es ist spät. Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Sir…“
Er zog an ihrer Hand, und sie landete auf seinem Schoß.
„Wie könnt Ihr es wagen!“, fuhr sie ihn an, erschrocken, weil er sich schon wieder im Vorteil befand. „Lasst mich los!“
„Ich halte Euch nicht fest“, erklärte er und bewies es, indem er beide Arme ausstreckte. „Ihr könnt jederzeit absteigen.“
„Ich sitze nicht auf einem Pferd!“ Ein wenig entsetzte sie seine Wortwahl. Vermutlich flirtete er mit ihr – und die Wirklichkeit war noch viel überwältigender als die Erinnerung an seine Küsse.
Durch ihre Röcke fühlte sie die Muskeln seiner Schenkel. Einen Arm hatte er lässig über ihre Hüften gelegt, er hielt sie jedoch in keiner Weise fest. Das Gewicht seines Armes wirkte sehr – anregend, auf eine diskrete Weise. Sie fühlte seine Kraft, aber er benutzte keinerlei Gewalt, um sie zu halten.
So aus der Nähe konnte sie den Glanz in seinen Augen sehen. Sein Lächeln wirkte betörend und verlockte sie, näher zu rücken. Ohne es selbst zu merken, legte sie eine Hand auf seine Schulter und wartete ab, was er wohl als Nächstes tun würde. Er legte nur den Kopf ein wenig weiter zurück. An seinem Blick erkannte sie, dass er genau wusste, was sie dachte und was sie von ihm erwartete – und irgendwie wusste sie, dass er sie aufforderte, ihn zu küssen.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Sollte er nicht eigentlich sie küssen? Während sie über dieses Problem nachdachte, musterte sie ihn verstohlen. Doch sein Haar bot eine Versuchung, der sie nicht widerstehen konnte. Beinahe wie von selbst begann sie, die goldenen Strähnen zu streicheln und damit zu spielen. Selbst im Mondlicht erkannte sie, wie seine Augen dabei immer dunkler zu werden schienen.
Plötzlich zog sie ihre Hand zurück.
„Ich bin voller Asche“, stieß sie hervor. Zu spät war ihr eingefallen, wie schmutzig ihre Hände waren.
„Ein wenig Asche macht mir nichts aus“, erwiderte er mit einer so tiefen Stimme, dass es Desirée
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