Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
wie vollständig er ihre Gedanken beherrschte, und wie sehr seine körperliche Gegenwart auf ihre Sinne wirkte. Ruhig musste sie wirken, gefasst…
„Was wollt Ihr kaufen?“, fragte er.
Sofort fühlte sie ein Prickeln in ihrem Bauch. Sie hatte absolut keine Ahnung, was sie kaufen sollte. Der Einkauf war nur eine Ausrede, um hinausgehen zu können. Für eine andere Frau wäre das kein besonderes wagemutiges Unternehmen gewesen, aber Desirée war abwechselnd aufgeregt und verängstigt wegen ihres bevorstehenden Besuchs in New Exchange. Endlich nahm sie ihr Leben selbst in die Hand und wagte sich über die Grenzen ihres Besitzes hinaus.
„Was ich kaufe, geht Euch nichts an“, sagte sie und wollte nicht zugeben, dass sie nicht wusste, was in New Exchange verkauft wurde.
„Ich wage zu behaupten, dass ich es bald herausfinden werde.“ Über den Rand seines Bierkruges hinweg grinste Jakob sie an. „Denn ich werde mich an Eurer Seite befinden, während Ihr Euch über Handschuhe, Fächer und andere Frivolitäten beugt. Möchtet Ihr, dass ich Eure Tasche trage und für Euch über den Preis verhandele?“
Desirée wandte sich ab. Seine Bemerkung schmerzte sie. „Gestern warft Ihr mir vor, mich wie eine Wäscherin zu kleiden, und jetzt spottet Ihr über mich, weil ich Frivolitäten kaufe!“, platzte sie heraus.
„Geht Ihr etwa einkaufen, um mir zu gefallen?“, rief er aus und senkte seinen Krug, ohne daraus getrunken zu haben. Die Möglichkeit schien ihn zu erschrecken und ein wenig zu beunruhigen.
„Natürlich nicht!“ Auf einmal wurde sie wütend. „Seid nicht so überheblich. Nichts würde ich tun, um Euch zu gefallen! Ihr seid ein Mann ohne Gewissen oder feinere Gefühle!“ Ihr Zorn überdeckte nur ihre Unsicherheit. Sie wollte selbstsicher wirken, doch er gab ihr wieder einmal das Gefühl, sehr unerfahren zu sein.
„Vielleicht“, gab Jakob zurück und beobachtete sie mit einem beunruhigenden Glanz in seinen Augen. „Vielleicht wurden meine feineren Gefühle auch nur verletzt durch die kalte und brüske Art, mit der Ihr mich heute Morgen behandelt. Womit habe ich Euch beleidigt, Mylady? Und wie kann ich das wieder gutmachen?“
Zuerst war Desirée sprachlos, dann wurde sie wütend über sein schamloses Benehmen. Dass er sich für sein Verhalten auf dem Dach entschuldigen würde, hatte sie nicht erwartet, aber ebenso wenig war sie auf eine so direkte Herausforderung gefasst.
„Ihr seid ein unverschämter Kerl!“, begann sie hitzig. Weil sie sah, wie er lächelte, steigerte sich ihre Wut noch. Sie sprang auf, stemmte die Hände in die Hüften und starrte ihn an. „Ihr seid ein unverschämter Kerl“, wiederholte sie. „Euer Verhalten ist empörend! Unerträglich! Aber ich bin kein leichtes Mädchen, und ich werde nicht…“
„Ach nein?“ Er lachte leise, und in seinen Augen lag ein so spöttischer Glanz, dass Desirée ihm am liebsten die Ohren lang gezogen hätte.
Gerade noch rechtzeitig hielt sie sich zurück. „Ich bin eine Dame!“, sagte sie, wobei sie sich innerlich wand, aber versuchte, nach außen kühl und souverän zu wirken. „Und ich erwarte von Euch, mich zu behandeln wie ein Gentleman.“
„Ihr wollt wie ein Gentleman behandelt werden?“ Er ließ den Blick über ihren Körper wandern. „Zu gern würde ich Euch in Hose und Weste sehen. Ist es das, was Ihr heute kaufen wollt?“
„Nein! Ihr seid unmöglich!“ Desirée ließ die Arme sinken und begann, im Salon umherzuwandern. „Vielleicht sollte ich Euch zurückschicken zu Lord Swiftbourne und um jemand Passenderen bitten.“
„Passend wofür?“
„Mir respektvoll gegenüberzutreten.“
„Es besteht ein Unterschied zwischen jemandem, der Euch respektvoll gegenübertritt, und jemandem, der Euch respektiert“, meinte Jakob und klang auf einmal unerwartet ernst.
Desirée wandte sich zu ihm um und verschränkte dann die Arme, als sie sich an Arscotts respektvollen Antrag erinnerte.
„Es ist nicht ehrenhaft von Euch, mich zu necken, wenn Ihr doch so viel erfahrener seid als ich.“
„Aber du lernst so schnell, älskling“, wiederholte er, und in seinen Augen lag ein Lächeln. „Und es ist einfach betörend, wie schnell du dich aufregst.“
„Das ist keine Entschuldigung dafür, dass Ihr Euch Freiheiten herausnehmt.“ Ihr stockte der Atem. Betörend? Er fand sie betörend?
Sein Lächeln vertiefte sich. „Wenn ich das nicht jetzt tue, ergibt sich vielleicht nie wieder eine Gelegenheit dazu“, sagte er.
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