Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
Unmut.
„Ich würde gern …“, begann sie, unterbrach sich indes sogleich wieder, als das Mädchen sich zu ihr umdrehte. Sie verstand so wenig von Stoffen und Kleidern, dass sie nicht wusste, wonach sie fragen sollte.
Sie merkte genau, wann das Mädchen ihre Narben entdeckte. Wie sie große Augen machte, neugierig blickte, dann ungläubig wieder zu Jakob hinsah. Obwohl sie kein Wort von sich gab, wurde deutlich, dass sie nicht verstand, warum ein so gut aussehender Mann eine so unansehnliche Frau begleitete.
Desirées Muskeln verkrampften, bis sie kaum noch atmen konnte. Die groben Bemerkungen des Fährmanns gestern hatten ihr nicht halb so sehr zugesetzt wie die Blicke der hübschen jungen Ladengehilfin.
„Die Dame würde gern Eure feinsten Seidenstoffe, Satin und Brokat sehen“, erklärte Jakob. Seine tiefe Stimme klang völlig entspannt, als wäre ihm nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Und doch lag ein autoritärer Unterton in seiner Stimme. Ein Hinweis darauf, dass er Unverschämtheiten nicht dulden würde.
„Jawohl, Sir.“ Das Mädchen knickste und wandte sich dann ab, um ihr Lager zu durchsuchen.
Vorsichtig atmete Desirée aus, wohl darauf bedacht, dass Jakob das nicht hörte. Sie hasste es, dass er für sie sprechen musste, dennoch war sie nicht sicher, ob sie es gewagt hätte, wenn er es nicht getan hätte.
Jakob legte seine behandschuhte Rechte auf ihre Hand, die noch auf seinem Arm ruhte. Die Geste erschreckte sie zunächst, denn sie vermittelte ihr das Gefühl, sehr verletzlich zu sein. Dieser Einkauf sollte ihr erster Schritt in eine neue Unabhängigkeit werden, stattdessen hatte er nur gezeigt, wie schlecht sie darauf vorbereitet war, sich der Welt zu stellen. Sie straffte die Schultern, um zu beweisen, dass sie in der Lage war, mit den unerwarteten Schwierigkeiten beim Einkauf von Kleiderstoffen fertig zu werden.
Die Ladengehilfin brachte mehrere Ballen bunter Stoffe. „Feinste Seide aus der Türkei“, sagte sie.
„Wohl eher aus Spitalfields“, korrigierte Jakob sie heiter.
„Sie kennen sich gut aus, Sir.“ In die anfängliche Bewunderung des Mädchens mischte sich Respekt.
Jakob lächelte und drehte sich zu Desirée um.
In den nächsten Minuten gelang es ihm, sie ins Gespräch zu ziehen, ohne dass ihre Unwissenheit allzu deutlich sichtbar wurde. Sie hätte sich denken können, dass er sehr genaue Vorstellungen von allem hatte. Den schwarzen Moiré schob er sofort beiseite. Einen blassblauen, der Desirée recht gut gefiel, weigerte er sich, in Erwägung zu ziehen. Er bevorzugte die karmesinrote Seide. Dann erst begann er, mit der Ladengehilfin in einer Weise zu handeln, die Desirée verblüffte, und endlich waren sie so weit, mit ihren sorgfältig eingewickelten Paketen zum nächsten Laden zu ziehen.
Nun, da sie wusste, wie so etwas funktionierte, fühlte Desirée sich sicherer. Das Handeln überließ sie weiterhin Jakob, da sie keine Ahnung hatte, welcher Preis angemessen war. Dabei hatte sie indes keine Scheu mehr, nach dem zu fragen, was sie wollte. Sie kaufte Handschuhe, Bänder, einen Fächer und – Strümpfe. Es war ihr ein wenig peinlich, in Jakobs Gegenwart Unterwäsche zu kaufen, noch mehr, ihm zu gestatten, den Preis auszuhandeln, aber sie gefielen ihr so gut, dass sie ihre Scham überwand. Schließlich kamen sie zu einem Laden für gebrauchte Kleidung. Zu ihrer Überraschung wollte Jakob dort ein paar Sachen für sich selbst kaufen.
„Alles, was ich besitze, war in meinem Quartier“, erklärte er. „Und ist inzwischen vermutlich verbrannt oder gestohlen.“
„Ihr meint, Ihr besitzt nichts außer den Kleidern, die Ihr jetzt am Leibe tragt?“ Desirée starrte ihn an. „Gewiss wird Euer Großvater…“
„Ich bin nicht mittellos“, wurde sie von Jakob ungeduldig unterbrochen. „Ich habe nur einfach nichts anzuziehen.“
„Und selbst die Kleider, die Ihr tragt …“, begann Desirée.
„Das ist mir wohl bewusst.“ Wieder schnitt er ihr das Wort ab. „Ich werde Euch hier nicht länger aufhalten als nötig, Mylady.“
„Oh, es macht mir nichts aus, aufgehalten zu werden“, versicherte Desirée. „Ich stelle es mir sehr unterhaltsam vor, Kleidung für Euch zu kaufen.“
„ Ich werde für mich Kleidung kaufen“, betonte Jakob.
„Aber ich kann beim Aussuchen helfen“, sagte Desirée unbeeindruckt. Es war erstaunlich, wie gut einkaufen für das Selbstvertrauen war. „Ihr habt geholfen, Sachen für mich auszusuchen, jetzt werde ich helfen, etwas
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