Feuerprobe der Liebe - 1 Teil der Miniserie The great London fire - Historical Bd 217
zögerte Jakob, obwohl sie an seinem Ärmel zupfte. „Er macht dich glücklich“, sagte er. „Jeder, der Augen im Kopf hat, kann das sehen. Natürlich gehört er zur Familie. Aber Gott helfe ihm, wenn er dir jemals wehtut. Dann wird er es mit mir zu tun bekommen. Und mit Kilverdale.“
Athena warf ihm die Arme um den Hals und drückte ihn fest. „Ihr seid meine liebsten Cousins“, sagte sie, an seine Brust gelehnt. „Ich hoffe, es dauert nicht lange, bis Kilverdale diesen Schuft findet. Ich mache mir seinetwegen Sorgen. Arscott ist alles zuzutrauen.“
Jakob lachte leise. „Gegen Kilverdale hat er keine Chance“, sagte er voller Vertrauen in seinen Cousin. „Keine Angst, bald wird er wieder bei uns sein.“ Beruhigend strich er über ihre Schulter, dann löste er sich behutsam aus ihren Armen. „Saubere Kleidung“, erinnerte er sie.
Nachdem er den Rauch hastig aus seinem Haar gespült hatte und in geborgte Kleidung gehüllt war, machte Jakob sich auf zu Desirée. Er fand sie am Fenster in dem kleinen westlichen Salon. Die Füße hatte sie auf den Sitz gezogen und die Knie an die Brust. Sie hatte den Kopf in den Armen vergraben und sah nicht auf, als er die Tür öffnete.
Leise schloss Jakob sie hinter sich. Er spürte Schmerz und Mitgefühl über ihren Verlust. Die Aufgabe, die vor ihm lag, gefiel ihm nicht. So lange Zeit war Godwin House für sie Heim und Refugium gewesen. Arscotts Betrug war sie teuer zu stehen gekommen.
Unwillkürlich ballte Jakob seine Hände zu Fäusten. Er bedauerte sehr, dass der Schurke entkommen war. Inzwischen war das Feuer in Godwin House unter Kontrolle, und er wäre am liebsten Kilverdale bei der Suche nach Arscott gefolgt. Es hätte ihm großes Vergnügen bereitet, dem Mistkerl persönlich der verdienten Strafe zuzuführen. Aber Kilverdale hatte eigene Gründe, das Unrecht zu rächen, das man Desirée angetan hatte. Jakob verstand den Wunsch seines Cousins, wieder gutzumachen, was sie ihn hatte sagen hören. Und was sie nun brauchte, das waren Freunde in der Nähe, die sie trösteten und beschützten.
Er durchquerte das Zimmer und blieb ein paar Schritte von ihr entfernt stehen. Noch immer hatte sie nicht den Kopf gehoben. Ihr zusammengekauerter Körper blieb stumm und reglos, sie war so sehr in ihre eigenen Gedanken vertieft, dass sie nichts von seiner Gegenwart wusste. Es erstaunte ihn, wie heftig er auf ihren Kummer reagierte. Ihren Schmerz spürte er wie eine Wunde an seinem eigenen Körper. Er streckte die Hand nach ihr aus, um sie zu trösten und Trost zu erfahren.
Gerade noch rechtzeitig hielt er inne. Sie wusste nicht, dass er da war. Auf keinen Fall wollte er sie mit seiner unerwarteten Berührung erschrecken.
„Desirée?“, sagte er leise.
Gleich darauf hob sie den Kopf. Nur die glühenden Scheite im Kamin und eine einzige Kerze erhellten den Salon, doch dieses Licht genügte. Ihr Anblick entsetzte Jakob. Er sah keine Tränen, und es gab keinen Hinweis darauf, dass sie geweint hatte, ihr Gesicht war indes bleich und angespannt, und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten.
Als sie ihn ansah, schien ein Teil der Anspannung von ihr zu weichen. Mühsam holte sie Luft, dann stellte sie die Füße auf den Boden und strich ihren Rock glatt. Sie bewegte sich steif, als hätte sie Schmerzen. Vermutlich stimmte das auch. Jakob erinnerte sich, dass es noch nicht einmal zwölf Stunden her war, seit Arscott sie gezwungen hatte, den Kamin hinauf bis zum Dach zu klettern. Und in den letzten beiden Nächten hatte sie nur ein paar Stunden geschlafen.
Sie faltete die Hände im Schoß.
„Wie lauten die Neuigkeiten?“, fragte sie höflich, in demselben Tonfall, in dem sie sich nach dem Wetter erkundigt hätte.
Jakob setzte sich neben sie. „Das Feuer ist fast gelöscht“, sagte er.
„Wie – wie schlimm?“ Es schien, als müsste sie diese Frage durch widerstrebende Lippen pressen.
Jakob zögerte. Seine Muskeln waren wie in Erwartung eines Hiebes angespannt. Er hatte keine Angst vor Desirées Zorn, wenn er ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigte, aber es fiel ihm schwer, die Worte auszusprechen, die ihr schrecklichen Kummer bereiten würden.
„Der Westflügel konnte beinahe gerettet werden“, sagte er. „Der Ostflügel und der Südflügel sind …“ Er unterbrach sich. Er hatte sagen wollen, dass das Haus zerstört worden war, nur klang das zu grausam. „Wir konnten es nicht retten“, sagte er stattdessen. „Teile der Mauern stehen noch, ebenso wie die
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