Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Geschworenen hier auf sowas stürzen wie die Fliegen auf die Scheiße«, sagte Hugo.
    »Mit Sicherheit. Daher stammt nämlich Earl Deitrichs ganzes Geld«, sagte ich.
    Hugos Zigarette, deren Rauch sich wie eine weiße Schlange ringelte, verharrte auf halbem Weg zum Mund.
    Am nächsten Morgen war es für die Jahreszeit ungewöhnlich kalt, und ein milchig weißer Nebel stieg vom Fluss auf und hing dick wie nasse Watte über dem knapp einen Hektar großen Weiher hinter meiner Scheune. Als ich am Ufer entlangging, hörte ich die Barsche draußen im Dunst springen. Ich stellte mich ins hohe Gras und warf den Haken aus, hörte, wie er auf das Wasser schlug, und zog ihn langsam auf mich zu. Die Sonne wirkte hinter der grauen Silhouette der Scheune wie ein glutroter Funken.
    Ich spürte einen heftigen Ruck an der Schnur. Ich schlug die Rute an, damit der Drillingshaken griff, doch der Barsch spie Köder samt Vorfach aus, und die mit Blei beschwerte Schnur flog durch die Luft und landete klirrend im Wasser. Drüben bei meinem Haus klopfte jemand lautstark an die Hintertür, dann hörte ich einen Pickup, der mit mahlendem Motor an der Scheune vorbeifuhr und über das Feld auf mich zuhielt.
    Wilbur Pickett, in Khakihose, Cowboystiefeln und einer Jeansjacke mit abgeschnittenen Ärmeln, stieg aus und kam zum Uferdamm herauf.
    »Die springen da draußen, nicht wahr?«, sagte er.
    »Bei der Weide da ist eine Angel und eine Kaffeedose mit Würmern«, sagte ich.
    »Herrgott, ist das ein schönes Stück Land. So was möchte ich eines Tages auch mal haben«, sagte er, ging in die Hocke und zog einen Köderwurm auf den Haken.
    »Kommst du zurecht?«, sagte ich.
    Er warf die mit Schwimmer und Blei beschwerte Schnur in den Nebel aus.
    »Meine Frau sieht Bilder, die ihr durch den Kopf gehen. Manchmal graut’s mir davor. Sie sagt, dass dir Tote hinterherlaufen«, sagte er.
    »Ich sehe keine.«
    »Sie sagt, das sind Menschen, die du in Mexiko umgebracht hast. Ich hab ihr gesagt, dass ich so was noch nie gehört habe.« Er schaute geradeaus, zuckte nervös mit dem Augenwinkel.
    Ich holte die Schnur ein und lehnte meine Rute an den Stamm eines Judasbaums. Sah einer Wassermokassinschlange zu, die zwischen den Schlammbänken hindurchschwamm, sich wie eine S-förmige Feder vorwärtswand.
    »Billy Bob?«, sagte Wilbur.
    »Das waren Heroinschmuggler. Die haben nichts anderes verdient«, sagte ich.
    »Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
    »Ich muss zur Arbeit«, sagte ich.
    Er rieb sich mit der flachen Hand über die Stirn, blickte forschend in den Nebel, als suchte er dort nach Worten, die er nicht parat hatte. Ich sah, wie er schluckte. »Sie sagt, dass du ein Todesbringer bist. Sie sagt, es wird noch mal dazu kommen.«
    »Wozu wird es noch mal kommen?«
    »Sie sagt, da sind Geister, die Rache wollen. Es hat irgendwas mit Menschenköpfen in einem Garten in Afrika zu tun. Ist alles mehr als schleierhaft. Ich hab damit nix am Hut. Ich hab noch nie jemand was zuleide getan. Ich will mit so ’nem Zeug nix zu tun haben«, sagte er.
    Er legte die Angelrute über einen Weidenast, stieg in seinen zerschrammten Laster und ließ den Anlasser orgeln.
    »Wilbur, komm her und rede mit mir«, sagte ich.
    Der Motor sprang an, und er drehte sich zu mir um, während er mit beiden Händen am Lenkrad kurbelte.
    »Du hast Menschen umgebracht und bereust es nicht mal? Das ist nicht der Billy Bob, denn ich kenne. Warum hast du mir das erzählt?«, sagte er und schaute mich mit feuchten Augen an.
    Er bretterte durch das Feld, dass das hohe Gras an seine vordere Stoßstange peitschte und der Müll von der Ladefläche seines Lasters stob.

4
    Am nächsten Tag erhielt ich spätnachmittags einen Anruf von Kippy Jo Pickett, Wilburs Frau.
    »Die haben unser Haus auseinander genommen. Sie haben den Boden von der Scheune aufgerissen«, sagte sie.
    »Wer?«, sagte ich.
    »Der Sheriff und seine Männer.«
    »Hatten sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Er hat gesagt, er hat einen. Hat ständig mit irgendeinem Papier vor mir rumgewedelt. Er hat nach Schnaps gerochen«, sagte sie.
    »Wo ist Wilbur?«, fragte ich.
    »Die sind mit ihm raus in die Hügel gefahren. Als sie ihn zurückgebracht haben, wollte er nicht ins Haus kommen«, erwiderte sie.
    Eine halbe Stunde später hielt ich auf dem unbefestigten Fahrweg vor Wilburs Haus und ging zur Rückseite, wo er in einem Ölfass Abfälle verbrannte. Sein Hemd hing an einem Zaunpfahl, und seine Haut sah im gelbroten Feuerschein aus wie

Weitere Kostenlose Bücher