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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dahergelaufenen Irren an, um ihm was anzuhaben?«, sagte er.
    »Einen Irren?«
    »Ja, diesen Typ, wegen dem Kids in ’nem Schulbus verbrannt sind, sieht aus wie ein Penis, den man in ’nen Anzug gestopft hat, wie heißt er doch gleich ...« Er schnipste mit erhobenen Fingern. »Skyler Doolittle. Er erzählt einen Haufen Lügen über Earl Deitrich. Das passt uns nicht, Mann.«
    Er bückte sich, hob seinen Tennisball auf, trat dann einen Schritt näher zu mir und knetete den Ball wie einen Schwamm in der Hand. Er war am Hals tätowiert, auf der einen Seite mit einem Totenkopf, auf der anderen mit einem Messer, das so aussah, als schneide es ins blutende Fleisch. Der Wind hatte sich gelegt, und in der Hitze, die vom Asphalt aufstieg, drang mir sein Körpergeruch in die Nase, eine Mischung aus Joints, ungewaschenen Haaren und Motoröl.
    »Geben Sie’s mir schriftlich, Freund, und ich komme auf Sie zurück«, sagte ich.
    »Freund? Was denken Sie denn, wen Sie hier anmachen?«
    »Bin ich überfragt.«
    »Mein Name ist Cholo Ramirez. Schon mal was von den Purple Hearts gehört?«
    »Cholo, der große Krieger, stimmt’s? Letzten Samstag war ein Mädchen hier in der Gegend, das ebenfalls Ramirez hieß. Sie war mit Earl Deitrichs Sohn und einem gewissen Ronnie Cruise zusammen. Seid ihr miteinander verwandt?«
    »Esmeralda? Was soll das heißen? Die geht aufs College. Die hat nix zu tun mit – hey, Mann, versuchen Sie mich bloß nicht für blöd zu verkaufen. Ich brech Ihnen die Knochen.«
    Ich setzte mich wieder ans Lenkrad. Doch er packte den Fensterholm, bevor ich die Tür schließen konnte.
    »Wollen Sie mir etwa stecken, dass meine Schwester mit Jeff Deitrich zusammen gewesen ist?«, sagte er.
    »Bleiben Sie vom Wagen weg. Ich will Sie nicht anfahren, wenn ich zurücksetze«, sagte ich.
    »Lassen Sie den Scheiß, und antworten Sie mir.«
    Ich legte den Rückwärtsgang ein, schlug das Lenkrad ein und setzte mit dem Avalon in den Lichtschein bei den Zapfsäulen zurück. Cholo Ramirez stand mit geballten Fäusten da, die Adern an seinen Armen prall vor Blut, und starrte mich an.
    Am nächsten Morgen klopfte ich in aller Frühe an die Milchglastür von Marvin Pomroys Büro im Erdgeschoss des Gerichtsgebäudes. Mit seiner randlosen Brille, den blauen Hosenträgern und dem blütenweißen, frisch gestärkten Hemd saß er an seinem Schreibtisch, der Blick so gelassen und selbstsicher wie bei einem puritanischen Theologen.
    »Hugo Roberts hat am späten Freitagnachmittag Wilburs Haus auf den Kopf gestellt. Außerdem hat er Wilbur eine Neunmillimeter in den Hosenstall gesteckt«, sagte ich.
    »Ich sehe Hugo Roberts fünfmal am Tag. Mir müssen Sie nicht erzählen, wozu er fähig ist.«
    »Meiner Meinung nach geht es ihm eher um ein Geständnis als um das Sicherstellen der gestohlenen Wertpapiere.«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, dass Hugo von Earl Deitrich gekauft ist und dass Deitrich die Versicherung übers Ohr hauen will?«
    »Wissen Sie, genau das ist mir durch den Kopf gegangen«, sagte ich.
    Ruhig und gelassen schaute er mich an. »Wir beide wissen, weshalb Sie Earl nicht leiden können«, sagte er. »Aber Peggy Jean hat Sie zu diesem Essen eingeladen, nicht wahr? Wie viele Frauen laden ihre alten Freunde zu einem Geschäftsessen ihres Mannes ein? Kommt Ihnen das nicht eigenartig vor?«
    »Nicht bei Peggy Jean. Sie ist anständig, ein feiner Mensch.«
    Marvin stand auf und öffnete das Fenster. Er beugte sich über das Fensterbrett und schaute hinaus zu den Eichen auf dem Rasen vor dem Gerichtsgebäude und den Drosseln, die in deren Schatten ein- und ausflogen. »Ich trainiere dieses Jahr die American Legion«, sagte er. »Aus irgendeinem Grund kann ich den Jungs nicht beibringen, dass sie nicht versuchen sollen, Flatterbälle zu schlagen. Der gemeinste Wurf, den es im Baseball gibt. Der Pitcher hält den Ball in der Rückhand und jagt einen jedes Mal ins Bockshorn.«
    Zum Lunch ging ich rüber in den Saloon neben dem Friseurladen, aß an der Bar ein Sandwich und trank eine Tasse Kaffee. Der Boden des schummrigen Saloons bestand aus Holz, über der Bar hing ein alter Spiegel, und die an den Wänden angebrachten Ventilatoren sorgten für Kühlung.
    Skyler Doolittle kam aus dem gleißenden Licht auf der Straße herein und stellte sich vorne an die Bar, drehte den Oberkörper mitsamt dem steifen Hals erst in die eine, dann in die andere Richtung, bis er mich am hinteren Ende sitzen sah.
    »Dieser Deitrich will mich ins

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