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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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eine Privatsphäre hast, Wesley. Aber darum geht es nicht. Solange du hier bist, sagst du kein Wort über irgendwelche Jamaikaner, die Jeff Deitrich ausgenommen haben. Hast du mich gehört?«
    Wesley stand auf und schaute zu dem Gitterfenster über seinem Kopf. Sein Frühstück, Eipulver, Weißbrot und abgepackte Marmelade, lag unberührt auf dem Toilettenkasten.
    »Mir ist schlecht gewesen. Ich hab Sie noch nie so stinkig erlebt. Mir geht’s gar nicht gut«, sagte er.
    »Gib mir deinen Gürtel und das Hundehalsband«, sagte ich.
    »Was?«, sagte er.
    Drunten ließ ich das Halsband und Wesleys breiten Ledergürtel mit der schweren Eisenschnalle auf den Schreibtisch des Beschließers fallen.
    »Glauben Sie ja nicht, dass Sie mit so was davonkommen, L.J.«, sagte ich.
    Er steckte die Finger in einen Lederbeutel und stopfte sieh einen Priem Kautabak in die Backe, ohne die lidlosen Augen auch nur einmal von mir abzuwenden.
    Später, nach der Kirche, machte ich beim Supermarkt in der Stadt Halt und fuhr dann zu Temple Carrols Haus, das nur ein Stück hinter meinem lag. Ich hörte, dass sie auf dem Hinterhof am Sandsack trainierte, mit den Fäusten darauf eindrosch, dass er sich an der Kette drehte, die an einem Balken im offenen Schweißerschuppen ihres Vaters aufgehängt war.
    Sie sah mich nicht kommen. Sie trug eine graue Turnhose, ein Trägerhemd und rote Tennisschuhe, ging gerade mit der linken Führhand zum Sack, schlug mit der Rechten einen Haken und schickte einen Karatekick hinterher. Ihr Gesicht war rot angelaufen, die Schultern und der Babyspeck an ihrer Taille glänzten vor Schweiß.
    »Mach mit mir ein Picknick«, sagte ich.
    Sie drehte sich um und senkte die Handschuhe, kaute mit ausdrucksloser Miene ihren Kaugummi, während der Sack hinter ihr knarrend an der Kette schaukelte.
    »Soll ich dir einen Gefallen tun?«, fragte sie.
    »Es ist ein schöner Tag. Ich hatte keine Lust, ihn allein zu verbringen.«
    Sie zog ihre Handschuhe aus, einen nach dem andern. Sie waren mattrot, dünn gepolstert, mit Metallstäben auf der Innenseite, die quer über dem Handteller lagen. »Ich will nicht der Notnagel für jemanden sein, Billy Bob«, sagte sie.
    »Ich musste es probieren. Nimm’s mir nicht krumm. Wir sehen uns vermutlich morgen.«
    »Warst du mit Peggy Jean in der Kiste?«, fragte sie.
    »Nein.« Ich nahm einen Kronkorken von einem Kabelrollentisch und schnipste ihn mit dem Daumennagel an den Stamm eines Pecanbaums. »Das heißt nicht, dass mein Verhalten statthaft war.«
    Sie schaute mich eine Zeit lang an, ließ die feuchten kastanienbraunen Haare über ihre Wangen hängen. Dann schmiss sie einen der Handschuhe nach meinem Gesicht.
    »Ich geh mich duschen. Warte hier draußen«, sagte sie.
    Wir fuhren über das Feld hinter meinem Haus zu dem Pappelwäldchen über dem Fluss. Der Himmel hing voller grauer Regenwolken, und der Wind wehte die Blätter von den Bäumen. Das Gras war tief und saftig grün, und ich breitete im Schatten ein Tischtuch am Boden aus und stellte die Behälter mit den kalten Hühnchen, den Pintobohnen und dem Obstsalat darauf.
    »Ich habe dich heute früh am Haus vorbeigehen sehn«, sagte sie.
    »Wesley Rhodes hat auf einem Bandmitschnitt angedeutet, dass Jeff Deitrich in einen Drogendeal verwickelt war. Der Beschließer hat ihn mit seinem Gürtel und einem Hundehalsband in eine Einzelzelle gesperrt.«
    Sie rieb sich den Nacken, während ich sprach, ließ ihr Haar im Wind wehen.
    »Meinst du, die wollen ihn vielleicht an einem Rohr aufhängen?«, sagte sie.
    »Könnte sein.«
    »Soll ich auf ihn aufpassen?«
    »Nee. Ich gehe heute Nachmittag noch mal hin. Morgen früh habe ich ihn auf Kaution frei.«
    Sie nickte, musterte mich mit eigenartigem Blick. Dann kauerte sie sich neben das Tischtuch, lud sich eine Portion" auf einen Pappteller und aß im Stehen, schaute hinaus auf den Fluss.
    Ich fasste sie am Ellbogen.
    »Setz dich mit mir hin, Temple«, sagte ich.
    »Na schön«, sagte sie.
    Schweigend saßen wir nebeneinander und aßen. Ihre Haare gerieten ihr immer wieder in die Augen, und ich nahm eine Strähne von ihrer Augenbraue und strich sie zurück. Sie schaute mich an, dann wurde sie rot, stellte den Teller ab, ging zum Auto und lehnte sich dagegen, wandte das Gesicht ab.
    Als ich ihr die Finger auf den Arm legte, wich sie vor mir zurück, als hätte sie etwas Eisiges berührt. »Ich muss jetzt wieder zurück. Danke fürs Essen. Nein, sag nichts mehr, Billy Bob. Du hältst mich für hart

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