Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
all den Reichtum neideten, der ihm von Rechts wegen zustand.
Am Wochenende musste ich mich draußen im Post Oaks Country Club mit einem Mandanten treffen, einem feisten, selbstgefälligen, durch und durch korrupten Ölmann, der demnächst seine Haftstrafe in Huntsville antreten musste.
Wir saßen auf der kühlen, in Schatten getauchten Terrasse, während die Golfspieler auf der Driving Range nebenan ein ums andere Mal die Bälle in das große weiße Fangnetz droschen. Mein Mandant wirkte mit einem Mal versonnen und dann unverhohlen lüstern, als er über meine Schulter blickte.
»Ich bin zwar bekehrt«, sagte er, »aber bei so einer eleganten Frau kann man schon auf dumme Gedanken kommen.«
Ich drehte mich um und sah Peggy Jean und Jeff Deitrich, beide in weißer Tenniskleidung, die von dem mit Kunststoff ausgelegten Tee aus die Bälle ins Netz schlugen. Jeff war hervorragend in Form, braun gebrannt und fast so dunkel wie das schimmernde Holz seines Schlägers. Peggy Jean legte ihm die Hand auf die Schulter und senkte lachend den Kopf, als sie sich gemeinsam über irgendetwas lustig machten. Sie wirkten eher wie enge Vertraute oder sogar wie ein Liebespaar, aber nicht wie eine Frau mit ihrem Stiefsohn.
»Ein Jammer, dass Earl sich nicht öfter am heimischen Herd aufhält, statt am Pokertisch zu hocken. Eine Zeit lang habe ich gedacht, er würde sein Mobiliar im Vorgarten verhökern. Er muss auf eine Ölquelle gestoßen sein«, sagte mein Mandant.
»Wie bitte?«, sagte ich.
»Geben Sie nichts auf mein Gerede. Wenn ich ledig wäre, würde ich wahrscheinlich einen ganzen Eimer voll sabbern.«
»Ich habe über Jeff nachgedacht«, sagte ich.
»Jeff? Den hätte seine Mutter wegschmeißen und die Nachgeburt aufziehen sollen. Haben Sie sich etwa mit dem kleinen Stinker eingelassen? Ich hätte Sie für schlauer gehalten. Kein Wunder, dass ich in den Kahn muss.«
Ich verabschiedete mich von meinem Mandanten und ging an Jeff und Peggy Jean vorbei zu meinem Auto. Dann blieb ich stehen und schaute sie von hinten an, bis sie meinen Blick spürten.
»Ach, Billy Bob. Komm, trink was mit uns«, sagte Peggy Jean. Und es klang herzlich und ehrlich gemeint.
»Ich möchte kurz mit Jeff reden«, sagte ich.
Sie lächelte jetzt nicht mehr. »Wie bitte?«, sagte sie.
»Könnten Sie bitte kurz herkommen, Jeff?«, sagte ich.
Er grinste freundlich, als sehe er über ein harmloses Versehen hinweg, kam dann, den Schläger über die Schulter gelegt, auf mich zu.
»Was gibt’s, Billy Bob?«, sagte er.
»Sie haben die Gutmütigkeit meines Sohnes ausgenutzt. Sie haben sich bei ihm einquartiert, dann haben Sie Ihre Frau dort sitzen lassen. Jetzt hat Lucas Ihretwegen Ronnie Cruise am Hals«, sagte ich.
»Ich habe keinen Einfluss darauf, was andere machen. Sind Sie sicher, dass Sie nicht ein paar Bälle schlagen oder was trinken wollen?«
»Sie sind mir einer«, sagte ich.
Er zwinkerte mir spöttisch zu und ging zum Abschlag zurück. Peggy Jean hatte sich nicht von der Stelle gerührt, war aber sichtlich eingeschnappt, weil sie vor aller Augen in ihrem eigenen Club eine Abfuhr bekommen hatte.
Sie wartete darauf, dass ich etwas sagte oder mich verabschiedete. Aber das tat ich nicht. Hinter mir hörte ich Jeffs Schläger durch die Luft pfeifen, als er wild auf einen Golfball eindrosch.
Auf dem Heimweg bekam ich plötzlich Bauchkrämpfe, als ob mir mit einem Tacker die Magenwände zusammengeheftet würden. Ich stieß den Atem aus und schlug mit der Brust ans Lenkrad. Vor mir sah ich Temple Carrol, die in ihrem Garten arbeitete, auf allen vieren im Hortensienbeet herumkroch, Unkraut ausriss und es hinter sich ins Gras warf. Ich bog in ihre Auffahrt ein und blieb reglos, mit schweißüberströmtem Gesicht, am Steuer sitzen.
Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu, arbeitete dann weiter. Ich wischte mir mit dem Ärmel das Gesicht ab, öffnete die Tür und stieg aus. Dann musste ich mich wieder hinsetzen.
Temple kam auf mich zu, wischte sich die Hände an den Shorts ab und blies sich eine Haarsträhne aus den Augen.
»Fehlt dir was?«, sagte sie.
»Ich muss irgendwas Falsches gegessen haben.«
Sie legte mir die Hand auf die Stirn.
»Du glühst ja. Ich fahr dich heim«, sagte sie.
»Es geht schon.« Ich versuchte zu lächeln. »Ich habe Jeff Deitrich im Country Club gesehen. Der ist wie dafür geschaffen.«
»Eine weltbewegende Neuigkeit.«
»Hast du irgendwas davon gehört, dass Earl Deitrich mit seinem Unternehmen zu
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