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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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silberne Fläche und Grohann und Scarlett und der Trophäensaal waren verschwunden.
    Der Frieden der abendlichen Spiegelwelt umfing sie. Schweigend machten sich Gerald und sie auf den Weg ins Treppenhaus, denn plötzlich gab es nichts mehr zu sagen. Erst, als sie das alte Badezimmer durchquerten, fiel Gerald etwas ein, das er Maria unbedingt fragen musste:
    „Du wolltest mir doch mal erzählen, warum sich die Ghule ausgerechnet auf Rackiné gestürzt haben!“
    „Ach ja, richtig. Vielleicht lag es daran, dass Rackiné durch Spiegel greifen kann.“
    „Er kann durch Spiegel greifen?“
    „Ja, aber dahinter ist nichts. Es könnte für jemanden, der es beobachtet, so aussehen, als hätte Rackiné Zugang zur Spiegelwelt. Überall und jederzeit.“
    „Dahinter ist gar nichts?“, fragte Gerald.
    „Es ist dunkel, sagt er. Ich kann nicht nachsehen. Sobald ich in einen Spiegel greife oder durch einen Spiegel hindurchschaue, sehe ich die Spiegelwelt. Rackiné sagt, es ist dahinter schwarz. Aber ich schließe es nicht aus, dass er mehr als das entdecken wird. Er wächst ja noch.“
    Das sagte sie so dahin, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Gerald konnte nur den Kopf darüber schütteln.
    „Warum hast du das niemandem erzählt?“
    „Warum sollte ich? Es ist Rackinés Angelegenheit. Sollte ich mal den Eindruck haben, dass es für jemand anderen wichtig ist, kann ich es immer noch sagen.“
    „Mit wie vielen Dingen hältst du es eigentlich so?“, fragte er und blieb stehen, um sie anzusehen.
    Sie lächelte.
    „Mit einigen Dingen.“
    Gerald sah sich ihre Augen ganz genau an – ausnahmsweise nicht, um ihre Farbe zu ergründen, sondern um herauszufinden, wie sie das meinte. Er kam aber zu keinem Schluss, sondern stellte nur fest, dass sie es geschafft hatte, erstaunlich erdentaugliche Klamotten auszusuchen und darin sehr gut auszusehen. Der Pferdeschwanz war auch nicht schlecht.
    „Na gut“, sagte er. „Ich lasse dir deine Geheimnisse. Gehen wir.“
    Sie erreichten das Treppenhaus und die Tür, die nach Augsburg führte, ohne Zwischenfälle. Die Tür ließ sich problemlos öffnen, seit Gerald das Schloss darin zerstört hatte, und so zog er die schwere Tür zu sich heran. Der Lärm eines einfahrenden Zuges drang in die Spiegelwelt, ebenso wie die Stimmen zweier Personen, die auf dem Bahnsteig warteten und miteinander sprachen. Maria spähte neugierig hinaus und Gerald beobachtete sie dabei.
    Er hatte unbedingt gewollt, dass sie mitkam, und er wollte es immer noch. Es war fast beängstigend, wie wichtig es für ihn war, dass sie ihn begleitete. Hätte er sie jetzt zurücklassen müssen, wäre ihm jeder Schritt, der ihn von Amuylett fortführte, sehr schwergefallen. Jetzt, da sie mitkam, freute er sich darauf. Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Mit ihr – ohne sie. Was hatte das eigentlich zu bedeuten? Musste er sich Sorgen machen, dass Hanns doch recht gehabt hatte?
    Nein, sagte er sich. Jedenfalls war es anders, als Hanns es dargestellt hatte. Ganz anders. Wie anders, das durfte er sich nicht fragen. Absolut nicht. Jetzt nicht, in den nächsten vier Wochen nicht und darüber hinaus niemals. Es war verboten.
    „Schade eigentlich“, murmelte er.
    „Was ist schade?“, fragte sie.
    „Darf ich wirklich nie Täubchen zu dir sagen?“
    „Nein!“
    „Dabei macht es so viel Spaß!“
    Gemeinsam traten sie durch die Tür auf den Bahnsteig und dabei ging es sehr viel gemütlicher zu als beim letzten Mal. Die Tür fiel sachte hinter ihnen ins Schloss und als Maria sich umdrehte, sah die Tür ganz anders aus. Sie war aus Holz und das Schloss war nicht kaputt. Selbst wenn Maria zurückgewollt hätte, hätte sie es jetzt nicht mehr gekonnt. Maria wandte sich ab und studierte stattdessen den Himmel.
    „Es regnet nicht“, sagte sie.
    Nein, das tat es nicht. Die untergehende Sonne tauchte das eilige Hin und Her am Augsburger Hauptbahnhof in warmes Licht. Während sie die Treppe in die Unterführung hinabstiegen, um auf den anderen Bahnsteig zu gelangen, konnte Gerald nur darüber staunen, wie wunderbar ihm seine ganz normale, überhaupt nicht magikalische Heimat gerade erschien.
    Pendlerströme kamen ihnen entgegen, es war laut und hektisch und es roch nach all den Dingen, die viele Menschen an diesem Tag gesehen, gegessen, gefühlt, getrunken, vergessen, herumgetragen, verloren, herbeigesehnt oder für immer weggeworfen hatten. An anderen Tagen war das mehr als gewöhnlich. Heute war es das nicht, denn

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